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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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glaubte, ihn seufzen zu hören, aber wahrscheinlich war das Einbildung. Der Mann war schlank, hager fast, das musste Mirko sein. Mann wandte sich zurück zu Peter und kniete neben ihm nieder.
»Wo?«
»Rechte Hüfte. Streifschuss. Geh rein und hol dir den dritten. Sonst schießt er gleich dich ab.« Peters Gesicht war schneeweiß.
»Gut«, nickte Mann.
»Warte, bis ich wieder hier bin. Und werde bloß nicht ohnmächtig. Ich kann dich nicht schleppen.« Er zog die zweite Waffe aus dem Gürtel und vernahm noch, dass Peter leise und stoßartig lachte. Die Tür war aus einfachen Brettern gefertigt und braun lackiert. Sie bewegte sich leicht. Mann machte einen schnellen Satz in den toten Winkel und wartete. Er war nur noch drei Meter von der Tür entfernt. Ohne Zweifel wurde die Tür sanft nach außen bewegt. Mann bemerkte, dass Peter die rechte Hand hob und sie so hielt, als umfasse er einen Ball. Handgranate, dachte Mann zittrig. Ich soll die Handgranate werfen. Das kann ich nicht! Trotzdem griff er in den Gürtel und nahm eine der Granaten. Er zog den Sicherungsstift heraus und wartete ein paar Sekunden, ehe er die Granate vor die Tür rollen ließ. Dann ließ er sich zur Seite fallen. Die Explosion war erstaunlicherweise nicht sehr gewaltig. Aber sie hatte eine furchtbare Wirkung. Sie hebelte die Tür aus, als sei sie aus Papier. Der Mann dahinter sackte ohne einen Laut nach vorn und blieb, noch halb im Haus, liegen. Es war Sven, der Holländer, sein nackter Schädel glänzte.
»Dreher!«, rief Peter.
»Erst Dreher!«
»Wir haben die drei«, erwiderte Mann ungeniert laut. 
»Was ist, wenn ein Vierter drin ist, ein Fünfter und ein Sechster? Mein Gott, ist das eine Scheiße!«
    »Was hast du erwartet?«, fragte Peter heiter.
»Eine Einladung zum Frühstück? Pass auf, der Mann da vorne bewegt sich. Nimm mir das Isolierband aus der Tasche. Verdammt nochmal, Jochen, hast du nie gedient? Handle wie ein Soldat!« Mann hatte das Gefühl, er würde die vier Meter bis zu Peter nicht schaffen. Er zog ihm das Klebeband aus der Tasche und näherte sich Mirko.
»Ich habe ihn nur am linken Oberschenkel erwischt«, stellte er verwundert fest. Er fesselte den Verletzten wie Peter zuvor Rudi.
»Was ist mit dem in der Tür?«, wollte Peter wissen.
»Was weiß ich? Bin ich Hellseher?«
»Schau ihn dir genau an. Das Risiko ist sonst zu hoch.« Wie ein Automat folgte Mann Peters Befehl. Um Sven herum war alles voller Blut.
»Du musst ihn auf den Rücken drehen«, sagte Peter.
»Mach es, das tut ihm nicht weh.«
»Ich glaube, er ist tot. Er hat … er hat ein Loch im Bauch.«
»Atmet er?«
»Nein. Nicht zu sehen.«
»Greif an die Halsschlagader.« Mann griff an die Halsschlagader.
»Ich kann nichts fühlen.«
»Zwing dich zur Ruhe. Achte genau auf seinen Mund. Bewegt der sich, bewegen sich die Lippen? Ein kleines bisschen?«
»Es bewegt sich nichts.«
»Dann such jetzt Dreher.« Das kam hart und schneidend.
»Okay, okay«, murmelte Mann und erhob sich wieder.
»Ja, ja, ich weiß, ich muss jetzt da rein. Ich gehe ja da rein, verdammte Hacke!« Der Mann zu seinen Füßen bewegte sich plötzlich. Es war keine heftige Bewegung, der linke Arm schlenkerte ein wenig.
»Er lebt!«, rief Mann erleichtert.
»Dann fessle ihn, du Idiot!« Mann band Arme und Füße fest. Aber er klebte ihm kein Isolierband über den Mund. Das brachte er nicht über sich, denn Sven hatte die Augen aufgeschlagen und sah ihn an.
»Wo ist Dreher?«, fragte Mann leise. 
    »Wo sind die anderen?«, fragte der Holländer zurück. Seine Sprache war holprig.
    »Die beiden anderen sind tot. Wo ist Dreher?«
»Bist du ein Bulle?«
»Ich? Ein Bulle? Nein, wir wollen Dreher, wir wollen selbst kassieren.« Der Mann schien zu überlegen. Er mochte vierzig Jahre alt sein, aber seine Augen viel älter.
»Melkkammer«, stöhnte er. Langsam bekam Mann wieder einen klaren Kopf. Ohne Umschweife betrat er das Haus. Fast war es ihm nun gleichgültig, ob sich ihm noch irgendjemand entgegenstellen würde. Melkkammer, dachte er. Das muss unten sein. In der Nähe der Küche. Und wo ist die Küche? Er bog um eine Ecke und stand im Treppenhaus. Über einem blinden Spiegel brannte eine funzelige Birne. Die Küche, dachte Mann verbissen. Er stieß Türen auf, die dritte führte in die Küche. Von der Küche ging eine weitere Tür ab. Dahinter musste die Melkkammer sein. Es war ein hellgelb gefliester Raum, in dem nur eine alte große Truhe stand. Mann zog den Deckel der Truhe hoch und blickte auf

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