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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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fahndeten nun nach Benny. Inzwischen war Benny jedoch untergetaucht, hatte sich nach dem Gespräch mit dem Anwalt aus dem Staub gemacht. Die Kripo durchsuchte Bennys Wohnung in der Osnabrücker Straße in Moabit, fand aber nichts. Derweil meldete sich Benny bei alten Freunden in Hamburg; vorher hatte er einen Teil des Materials in der Gepäckaufbewahrung des Flughafens Tegel untergebracht. Ein Zeuge aus Hamburg sagte später: Benny habe Angst gehabt. Und nun, mein Freund, kommen wir zu der Phase schlampiger Ermittlungen und Ungereimtheiten. Meine Vorwürfe betreffen Kollegen von mir und Kollegen von dir. Willst du die Geschichte weiterhören?«
»Klar«, nickte Mann. »Sag mir vorher nur, woher du das alles weißt?«
Ziemann wirkte melancholisch. »Das sind gar keine Geheimnisse«, erklärte er. »Das alles konntest du in drei oder vier Ausgaben der Jungen Welt nachlesen. Ihre Auflage ist allerdings zu klein und Berlin nahm die Sache nicht zur Kenntnis. Die Journalist, der das recherchiert hat, heißt Til Meyer, ein heller Kopf. Na ja, also: Während sich Benny in Hamburg aufhielt, nahm hier in Berlin das Unglück weiter seinen Lauf. Die Firma Terracota forderte Akteneinsicht und erfuhr auf diese Weise, dass Benny der Schweinehund war, der die EDV der Firma ausgeplündert hatte. Und noch etwas kaum Glaubliches geschah. Alle zwei Monate wird im Flughafen Tegel das Gepäck, das nicht abgeholt wurde, aus den Fächern geräumt und untersucht. So wurde Bennys Tasche gefunden, die die Dokumente der Firma Terracota enthielt. Also wurde die Firma angerufen, ein Bote erschien und nahm das Material dankbar in Empfang. Das Material, das Benny zur Anfütterung bei dem Anwalt verwendet hatte, war jetzt also beim Ausgespähten. Als das passierte, war Benny gerade wieder nach Berlin zurückgekehrt, hatte aber nur noch drei Tage zu leben.
Nachdem die Leiche im Grunewald gefunden worden war, dauerte es, wie gesagt, drei Monate, bis Benny identifiziert wurde. Und als endlich bekannt war, wie die bis dato unbekannte Leiche hieß, versteifte sich der Oberstaatsanwalt, der Bennys Tod zu untersuchen hatte, auf die Selbstmordtheorie. Schließlich ließ er Benny sogar einäschern. Angeblich mit Einwilligung des Vaters. Später stellte sich heraus, dass der gar nicht gefragt worden war. Jedenfalls erklärte aber plötzlich auch der Generalstaatsanwalt, Benny habe Selbstmord begangen.
Die Justizsenatorin konnte es nicht fassen, genauso wenig wie der Chef der Ermittler gegen die Bankgesellschaft. Beide verlangten die Intensivierung der Nachforschungen, aber nun war es zu spät: Die schleppenden und zum Teil gar nicht geführten Nachforschungen konnte man nicht mehr korrigieren. Zum Beispiel hatte man am Auffindungsort der Leiche im Wald einen Zettel gefunden, an dem Spermaspuren klebten. Auf dem Zettel stand eine Handynummer und diese führte zu einem Türken, der in einem Fitnessstudio arbeitete. Der sagte aus, er habe in jener Nacht ein Schäferstündchen mit einer Frau gehabt, deren Namen er aber nicht wisse. Er habe sich mit dem Zettelchen den Schwanz abgewischt. Nein, er habe niemanden da hängen sehen. Und zwar sei das so kurz vor Mitternacht gewesen. Bis kurz vor Mitternacht hatte es in jener Nacht geregnet. Der Zettel war aber nicht mit Regenwasser in Berührung gekommen.
Dann ist der tote Benny dummerweise erst vier Tage nach seiner Auffindung begutachtet und obduziert worden. Du weißt, wie kritisch so etwas in Bezug auf die Bestimmung der Todeszeit ist.
Es wird noch viel verwirrender. Eine Frau meldete sich bei der Kripo und erzählte, sie habe Benny kurz vor Mitternacht vor dem Kaufhaus des Westens gesehen. Sie war mal mit Benny zusammen, sie kann sich kaum getäuscht haben. Nun frage ich mich: Wie ist Benny überhaupt in den Jagen 59 im Grunewald gekommen? Wenn seine Exfreundin ihn kurz vor Mitternacht vor dem KaDeWe gesehen hat, kann er den letzten Bus nicht mehr erreicht haben. Er hätte die Buslinie 211 nehmen müssen, die letzte Tour fährt um null Uhr zwanzig los, vom KaDeWe bis zur Einstiegshaltestelle hat er es nicht rechtzeitig schaffen können. Die Ausstiegshaltestelle ist in der Nähe des Kattewegs. Und von dort aus hätte Benny bis zu der Stelle im Wald bei normaler Gangart noch gut zwanzig Minuten zu Fuß laufen müssen. Mit dem Bus ist Benny auf jeden Fall nicht gefahren, denn auch der Fahrer konnte sich nicht an ihn erinnern. Ein Taxi kann er auch nicht genommen haben, weil er ja kein Geld bei sich hatte, selbst für

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