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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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sich um, ließ reflexartig das Knie hochschnellen und traf den Schläger im Schritt. Eine Sekunde lang war es totenstill, dann begann der Mann zu schreien, hoch und unkontrolliert. Als er sich nach vorn beugte, schlug ihm Mann mit aller Gewalt ins Gesicht. Tamaras Beschützer ging endgültig zu Boden und atmete rasselnd.
Mann keuchte scharf: »So ein Scheiß!«, und sagte dann zu Tamara: »Kommen Sie, es dauert nicht lange.«
Sie warf einen mitleidigen Blick auf ihren Beschützer und fügte sich. Auf hohen Korksohlen stakste sie hinter Mann her und musste sich an den Wänden abstützen. Wahrscheinlich war sie nicht nur betrunken, sondern auch voller Drogen.
Draußen nieselte es.
»Das ist ja scheußlich«, sagte sie.
»Wir setzen uns in meinen Wagen«, bestimmte Mann mit unbewegtem Gesicht. Im Inneren war er alles andere als abgebrüht. Er hatte noch nie jemanden verprügelt. Er war gegen Gewalt, aber anscheinend bestimmte Gewalt diese Welt. Einmal mehr wünschte sich Mann an seinen alten Schreibtisch zurück.
»Dort ist mein Wagen«, zeigte er. »Ich mache die Heizung an.«
Sie stieg ein und saß so artig neben ihm wie ein Sonntagskind. »Willst du mir Vorwürfe machen, dass ich anschaffe? Das stimmt. Aber, was soll ich machen? Ich habe doch niemanden.«
»Darum geht es nicht«, sagte er freundlich. »Ich interessiere mich für Benny. Du heißt in Wahrheit Trudi, du kommst aus Hamburg, du bist gemeinsam mit Benny nach Berlin gefahren. Wie viele Tage wart ihr in Berlin, bis Benny starb? Und was ist während dieser Tage geschehen? Das will ich wissen, aber nur ganz privat für meine Ohren. Ich lasse kein Tonband laufen, ich mache nicht mal Notizen.«
»Benny ist doch tot«, sagte sie tonlos. »Ich bekomme ihn nicht wieder. Seitdem lebe ich wie auf dem Mond. Als das Geld alle war, das er mir gegeben hat, habe ich mit dem Hausmeister gefickt. Ich musste ja wenigstens was essen … Und der Hausmeister hat Steffen angeschleppt und gesagt: Dem kannst du trauen! Der ist gut. Und seitdem läuft das so.«
»Hat Benny dir gegenüber die Berliner Bankgesellschaft erwähnt?«
»Ja, das hat er. Er hat gesagt, dass er von denen Geld kriegen würde.«
»Hat er auch gesagt, wie viel?«
»Er meinte, fünfhunderttausend Euro wären das Mindeste. Wir wollten zusammen nach Prag oder vielleicht auch nach Moskau. Benny sagte: Da kann man noch was reißen. Er war ein Spezialist für Computer, musst du wissen.«
»Hat er vor jemandem oder etwas Angst gehabt?« Mann wurde plötzlich unsicher. Stellte er die richtigen Fragen? Er hatte so wenig Erfahrung in diesen Dingen. Wie gut wäre es jetzt, jemanden wie Ziemann neben sich zu wissen.
»Natürlich. Ihm war klar, dass sie ihn töten würden, wenn sie ihn schnappten. Ich habe das auch geglaubt. Nun ist er ja auch tot.«
»Wen meinst du mit ›sie‹? Ich meine, wer wollte ihn töten?«
»Na, die Leute von der Bank.«
»Das ist mir zu ungenau«, sagte Mann sanft. Er machte eine weiche, beruhigende Bewegung mit beiden Händen. »Lass es uns anders versuchen. Benny kommt aus Berlin nach Hamburg und nimmt sich vermutlich in einem kleinen Hotel ein Zimmer. Ist das richtig? Gut. Wann hast du ihn getroffen?«
»Da war er schon eine Woche da. Und es war Zufall. Ich stand beim Aldi an der Kasse und wollte bezahlen, da legt er mir die Hand auf die Schulter und sagt: Erzähl jetzt bloß nicht, dass du Trudi bist.« Sie versuchte zu lachen, aber sie schluchzte. »Wir hatten bis dahin nie was miteinander, musst du wissen. Das Schärfste, was wir getan hatten, war, dass ich ihm als kleine Göre meine Möse gezeigt habe. Er wurde knallrot vor Verlegenheit. Na, das änderte sich nach dem Aldi. Und ich zog in sein Hotelzimmer ein. Zu der Zeit ging es mir nicht so gut, ich hatte keinen Kerl und war arbeitslos.«
»Was hat er dir erzählt? Ich meine, von Berlin.«
»Na ja, er sagte, er hätte einen sehr guten Job gehabt. Bis er sich dachte: Wenn andere absahnen, kann ich das auch. Und er hätte der Bankgesellschaft Material angeboten, das für die Bankleute gefährlich war. Briefe, Kontoauszüge und so Zeugs. Jedenfalls wusste Benny genau, wo die Geld für sich gebunkert hatten. Er sagte, die Bank sei ganz heiß darauf und ein Rechtsanwalt hätte gesagt, er könne beruhigt sein, die Bank würde eine Anerkennung zahlen. So nannten die das. Fünfhunderttausend.«
»Und dann ist er nach Hamburg gefahren? Weil er dachte, dort wäre er sicherer?«
»Ja, so war das. Der Rechtsanwalt von der Bank meinte, er soll

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