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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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ermordet wurde. Deshalb wollte ich mit dir reden. Du schließt die Lücken in unserer Information. Das Ding mit Tegel war getürkt. Nichts daran war wahr, das Zeug war niemals in Tegel. Aber: Es musste notfalls dokumentiert werden können, dass man auf rechtlich einwandfreiem Weg an die Unterlagen gekommen ist. Klar, die Zwei-Monats-Frist in Tegel. Ein wunderbarer Einfall.«
»Ich verstehe nicht, wie du das meinst.«
»Ich erkläre es dir ein anderes Mal. Was wirst du jetzt machen?«
»Was wohl? Benny ist tot und ich ficke gegen Geld mit wildfremden Kerlen. Was sonst?«
»Ich finde eine Lösung für dich. Ich melde mich. Und nun geh in deine Wohnung und schlaf erst mal ein paar Stunden.«
»Ihr wollt mich kassieren, eh?«
»Nein«, Mann schüttelte den Kopf. »Wir sind nämlich dankbar, dass es dich gibt. Du hörst von mir. Heute noch.« Er dachte an die Wirtin Gerti, und dass zwei Schlägertypen behauptet hatten, Benny schulde ihnen Geld. »Du hörst von mir, ich verspreche es.«
Trudi stieg aus und bewegte sich mühsam auf das Hochhaus zu, als trüge sie eine allzu große Last. Der Morgen graute schon und Mann sah die Stadt erwachen, als er zurückfuhr. Die Parks lagen noch dunkel und grün, aber am Himmel, hinter grauen Wolken, kämpfte sich langsam die Sonne vor. Bevor er aus dem Auto stieg, wählte er wieder die Nummer von Marion Westernhage und sprach erneut nur mit ihrer Mailbox. So leise wie möglich schlich er in Tante Ichens Haus, zog sich aus und legte sich in das Bett. Irgendwann döste er ein, hatte wilde Träume, in denen Trudi eine Rolle spielte und mit blutendem Kopf endlose Gänge entlangstolperte, während ein Mann hinter ihr herlief, den er nicht erkannte, weil er nur seinen Rücken sehen konnte. Er wachte auf, trank durstig einen Schluck Leitungswasser und legte sich wieder hin. Als sein Handy sich meldete, war es elf Uhr. »Ja, bitte?«
»Blum. Hast du was ausrichten können?« Mann berichtete schnell und konzentriert und legte Blum nahe, Trudi aus dem Hochhaus herauszuholen.
»Was ist mit der Westernhage?«
»Kein Kontakt«, sagte Mann. »Aber ich weiß nicht, was meine Tante herausgefunden hat. Ich habe sie gebeten, Erkundigungen einzuziehen.«
»Deine Tante?«, fragte Blum verwundert.
»Mein Tante.« Mann musste lachen. »Meine Tante verwaltet zwölfhundert Mietparteien, die Dame ist recht wohlhabend. Ganz alter Berliner Adel. Und wenn einer einen schnellen Kontakt zur Spitze der Bankgesellschaft bekommen kann, dann ist das meine Tante Maria. Wenn sie etwas erfahren hat, rufe ich dich gleich zurück. Sonst irgendetwas Wichtiges?«
»O ja«, sagte Blum. »Kann deine Tante mir eine größere Wohnung verschaffen?«
»Das nehme ich stark an«, sagte Mann. »Gibt es was Neues über die Bombe?«
»Wir haben einen Kontakt des Vietnamesen ausfindig gemacht. Und nun darfst du raten, wie dieser Kontakt aussieht.«
»Ich bin noch nicht wach genug.«
»Der Kontakt, ein privater Kontakt, ist ein Fahrer des Transportunternehmers Sascha Sirtel. Der Mann war am Tag des Attentats morgens gegen sieben Uhr bei dem Vietnamesen zu Hause zu Besuch.«
»Sascha Sirtel? Der Sohn? Der Sohn sprengt doch nicht seinen Vater in die Luft!«
»Nein«, sagte Blum. »Da hast du wahrscheinlich Recht. Aber er ist kein so unabhängiger Unternehmer, wie er das wahrscheinlich selbst von sich glaubt.«
Mann stand auf und duschte lange. Dann ging er hinunter, um seine Tante zu suchen. John arbeitete in der Küche und war seltsam einsilbig. »Willst du etwas Besonderes?«
»Nur ein Stück Graubrot, getoastet, bitte. Ich habe gestern zu viel Bier getrunken.«
Tante Ichen saß im Wintergarten und las einen handgeschriebenen Brief. Als sie Mann sah, legte sie ihn beiseite. »Du bist erst um halb sechs heimgekommen. Wo treibst du dich herum?«
»Ich habe doch erzählt, dass ich eine Frau suchte. In Marzahn habe ich sie gefunden. Das war ein schwieriges Stück Arbeit.«
Sie bereitete ihm einen Rührkaffee und er musste beim ersten Schluck husten. »Hast du etwas über die Dienstreise von Marion Westernhage herausgefunden?«
»Nicht direkt. Oder vielleicht doch. Weißt du, in der zweiten Führungsebene der Bankgesellschaft gibt es ein paar sehr nette Männer, die immer wissen, was gespielt wird. Also, am Selchower See gibt es ein Nest namens Kehrigk. Und dort betreibt die Bankgesellschaft ein so genanntes Fortbildungszentrum. Das muss traumhaft liegen, ganz verschwiegen, ganz einsam. Zurzeit haben die hohen Herren dort acht Damen

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