Die Raffkes
versammelt. Und man munkelt, sie bereiten Akten auf und korrigieren gewisse Geschäftsvorgänge. Ein Notar leistet ihnen dabei Gesellschaft. Kannst du damit etwas anfangen?«, fragte sie mit unschuldiger Vögelchenstimme.
»Sie trimmen Geschäftsvorgänge, sie trimmen Aussagen«, Mann war beeindruckt. »Das ist sicher?«
»Ich denke, ja«, nickte Tante Ichen. »Was fängst du mit dieser Information an?«
»Das weiß ich noch nicht, darüber muss ich noch nachdenken. Auf jeden Fall sind die Frauen ja wohl freiwillig da. Hat dein Informant auch gesagt, wie lange die Zusammenkunft dort dauern soll?«
»Er meint, eine Woche. Allerdings heißt es, dass das mit der Freiwilligkeit der acht Frauen nicht so weit her ist. Ein Sicherheitsdienst kreist rund um die Uhr um das Haus. Und dass das Personal beschränkt ist auf Leute, die sowieso für die Bank arbeiten. Das ist alles, was ich erfahren konnte. Heute Abend gehen wir beide übrigens zu Blandins Sommerfest. Er hat ein Zelt vor dem Bundeskanzleramt gemietet. Dreihundert Gäste sind geladen und du kannst dann alle sehen, die du immer schon einmal sehen wolltest. Und gestern habe ich übrigens beschlossen, keine Geschäfte mehr mit der Bankgesellschaft zu machen. Wie findest du das?« Wieder diese Vögelchenstimme.
»Da wird Blandin aber beleidigt sein.«
»Das, mein Junge«, entgegnete sie hoheitsvoll, »geht mir am Arsch vorbei.«
»Ich muss meinen Chef anrufen«, entschuldigte sich Mann und stand auf.
Blum meldete sich seltsam abgehackt. »Ja?« »Mann hier. Es wird etwas wirbelig und …« »Du kommst sofort hierher! Und zwar zügig.« »Wie bitte?«
»Wir sind in der Wohnung von Trudi Sahm. Heb deinen Arsch und komm hierher.«
»Ja«, stammelte Mann.
Sekunden später saß er in seinem Wagen, drückte das Gaspedal durch und betete innerlich: Lass ihr bitte nichts passiert sein, verdammt nochmal!
Aber irgendetwas Schreckliches musste geschehen sein, denn vor dem Haus standen zwei Streifenwagen, zwei Ambulanzen, zwei Wagen der Kriminalbereitschaft und viele Gaffer.
Mann lief ins Treppenhaus, wartete angespannt auf den Aufzug und erinnerte sich, dass er gar nicht wusste, in welchem Stockwerk Trudi wohnte. Er wandte sich an einen Mann vom Roten Kreuz, der gerade vorbeikam, und fragte: »In welchen Stock muss ich?«
»Sechster«, antwortete der.
Als Mann aus dem Lift trat, stieß er auf zwei Tragen auf hohen Füßen, die seltsam verwaist wirkten.
Blum kam ihm entgegen: »Hatte sie einen Lover oder einen Zuhälter?«
»Steffen, ja, Steffen, Nachname weiß ich nicht. Was ist passiert?«
»Erschlagen. Beide erschlagen. Ein richtiges Blutbad. Kannst du die vorläufige Identifikation machen?«
»Ja, natürlich.«
»Sei vorsichtig wegen der Spuren.«
Mann betrat zögernd die Wohnung. Rechts war das Bad, die hellen Fliesen mit Blut bespritzt, unter dem Waschbecken Steffen in gekrümmter, beinahe fötaler Haltung und nackt. Sein Kopf war zerschmettert, seine linke Hand umkrampfte eine Tube Zahnpasta.
»Wo ist Trudi?«, fragte Mann laut.
»Hier, im Schlafzimmer«, antwortete jemand.
Trudi lag auf dem Rücken im Bett, auch sie war nackt, die Beine seltsam verwinkelt, blutbesudelt. Ihr Kopf schien schwer getroffen, lag in einer Lache trocknenden Blutes.
»Ja, das sind Trudi Sahm und Steffen Sowieso. Den Nachnamen weiß ich nicht«, sagte Mann und wiederholte: »Was ist hier passiert?«
»Sie haben erst die Wohnungstür eingeschlagen«, antwortete Blum hinter ihm. »Dann haben sie die beiden durch die Wohnung gejagt und getötet. Die Wohnung wurde gefilzt, das ist sicher. Allerdings nicht besonders gründlich, es sieht so aus, als sollte ein Einbruch vorgetäuscht werden.« Er schnaufte. »Außerdem war hier sowieso nichts zu holen.«
»Es gibt in der Achtundfünfzig einen Hausmeister namens Krause«, erzählte Mann. »Und gestern Abend war Trudi mit noch vier anderen Männern in Krauses Wohnung. Krause muss her.«
»Guido!«, schrie Blum. »Geh zur Achtundfünfzig, hol den Hausmeister namens Krause. Dalli.« Er schüttelte sich, wandte sich wieder Mann zu. »Was glaubst du?«
»Die beiden, die in Gertis Kneipe in Moabit nach Benny gefragt haben. Die könnten das gewesen sein. Es könnte sein, dass sie losgeschickt wurden, um Trudi zum Schweigen zu bringen. Trudi wusste immens Wichtiges, das hätte die Benny-Geschichte umgekrempelt. Wie … also, ich meine …«
»Der Arzt sagt, sie haben einen Hammer benutzt, wie Dachdecker sie verwenden. Eine Seite lang und spitz, die andere
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