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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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vorübergehen möge.«
Blum wartete nicht auf eine Reaktion Manns, er stand auf und verschwand durch die Haustür ins Innere des Plattenbaus.
Mann blieb noch einen Augenblick sitzen, dann lief er zu seinem Wagen und fuhr zurück in den Grunewald.
»Ich dachte schon, du kommst zu spät oder du kommst gar nicht«, begrüßte ihn Tante Ichen milde lächelnd, »und würdest die Vorstellung der schönen reichen Welt verpassen.«
»Ich weiß nicht«, meinte er. »Ich habe keinen Anzug hier, ich müsste rüber in meine Wohnung und einen holen.«
»Das brauchst du nicht«, sagte sie. »Ein sehr schöner grauer hängt noch im Schrank.«
»Wann müssen wir los?«
»Wir fahren etwas später, damit man uns sieht, wenn wir kommen. Ich denke, wir starten nicht vor neun. Ist dir das recht?« Sie setzte hinzu: »Natürlich hat Katharina wieder angerufen. Ich hatte den Eindruck, dass sie mir nicht glaubte, dass du an einem Samstag arbeiten musst. Ruf sie endlich an, sonst laufen wir Gefahr, dass sie hier vorm Haus steht.«
»Ich kann jetzt nicht mit ihr reden, Tante Ichen. Es geht einfach nicht. Ich weiß nicht, wie ich ihr sagen soll, dass das mit uns vorbei ist.«
»Sag es ihr gar nicht, sie wird es merken.«
»Na, Klasse!«, erwiderte er wütend. »Ich lege mich hin, ich bin müde. Ich werde rechtzeitig fertig sein. Ach so, hat mein Vater dich eigentlich angerufen?«
»Nein. Aber dafür, nun höre und staune, deine Mutter. Sie war voll Zorn. Dein Vater hat nämlich sie angerufen und gesagt, er bekäme von irgendeinem Fernsehsender viel Geld. Das würde er mit deiner Mutter teilen, wenn sie mit ihm zusammen als das Elternpaar auftritt, das so einen fantastischen Sohn gezeugt hat, der am Ort des Attentats als Einziger die Nerven behielt und Spuren sicherte. Warum fragst du nach deinem Vater?«
»Weil er mich betrunken und mitten in der Nacht angerufen hat, mit derselben Bitte. Hat meine Mutter noch etwas anderes gesagt?«
»Ich soll dich grüßen, es geht ihr gut. Nichts sonst. Wenn mich nicht alles täuscht, die erste zarte fernmündliche Berührung nach sechs Jahren. Willst du sie sehen?«
»Weiß nicht. Vielleicht wäre das mal gut. Wie heißt dieser Ort nochmal, wo die Bankgesellschaft das Fortbildungszentrum hat?«
»Kehrigk. Du willst doch nicht etwa dorthin?«
»Warum nicht?«, sagte er. »Wir wollen lose Enden verweben.«
»Die Bank scheint sich auch um ihre losen Enden zu bemühen. Die Aktenvernichter surren seit vielen Wochen, hört man. Und nicht nur in der Bank, sondern sie surren auch bei den Steuerberatern, bei den Anwaltskanzleien, den Wirtschaftsprüfern. Und eine Anekdote muss ich dir noch erzählen: Die Bank hat versucht, einige profitable Teile der Bank an sich selbst zu verkaufen. Ich sage nur: Cayman Islands.«
»Was ist da gelaufen?«
»Na ja, sie haben auf den Inseln eine Gesellschaft gegründet. Und an die haben sie die besten Immobilienteile abgegeben. Bei dem Versuch, Teile der Immobilienbank an sich selbst zu verkaufen, sind rund fünfzig Millionen Euro an Provisionen verbuttert worden. Nun verlangt der Aufsichtsrat die Rückabwicklung. Das kostet natürlich auch wieder Geld. Hach, darauf freue ich mich heute Abend: Wir sehen sie alle und sie werden sich bemühen, hoffnungsfrohe Gesichter zu zeigen und vor allem zu dokumentieren: Ich hab von nichts gewusst, die Fachleute haben mir gesagt, alles ist okay. Hat der Dreher doch gegenüber dem Tagesspiegel behauptet, die Lage sei beherrschbar! Also das finde ich frech. Aber ich habe immer schon gesagt, dass man dem Leiter von ein paar Baumärkten nicht die Leitung einer Bank geben soll.«
Mann musste grinsen und kommentierte: »Sie hätten dir die Leitung geben sollen.«
»Das hätten sie nie getan. Ich bin zu ehrlich. Und jetzt ruh dich endlich aus!«
Mann benutzte Tante Ichens Computer, um sein Gespräch mit Trudi Sahm zu protokollieren. Schließlich druckte er den Bericht aus, steckte ihn in einen Umschlag und schrieb Blums Dienstadresse darauf. Er würde John bitten, das Protokoll zu überbringen. Dann legte er sich auf das Bett.
Ein Heer von blutigen Köpfen wanderte durch seine wilden Träume und mehrfach schreckte er mit wildem Schrei hoch. Ich hatte panische Angst
    vor dem Einschlafen. Weil dann die Träume kommen, hatte Marion erzählt. So ging es ihm jetzt auch.
Er wählte wieder erfolglos ihre Nummer, riskierte es dann, Kolthoff anzurufen, der mit seinen Kindern irgendwo im Umland der Stadt hockte und grillte.
»Ich soll lose Enden verknüpfen«,

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