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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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stumpf.«
»Scheiße!«, fluchte Mann. »Warum habe ich Trudi nicht gleich mitgenommen?«
»Wohin denn? Zu dir nach Hause?«, fragte Blum bitter. 

Er begann zu stöhnen: »Und ich habe jetzt die gottverdammte Pflicht und Schuldigkeit, meinen Leitenden Oberstaatsanwalt anzurufen und zu sagen, dass ich einen hübschen Doppelmord für ihn habe. Einen, der zu Benny zurückführt, einen, der zu Ziemann zurückführt, einen, der eine Linie zu Sirtel hat und der uns dazu zwingt, eine Dringlichkeitskonferenz einzuberufen und zu überlegen, was wir mit dem ganzen Durcheinander anstellen sollen. Und mein Leitender Oberstaatsanwalt wird rumbrüllen und mich fragen, wieso wir im Fall Benny noch ermitteln? Der Fall Benny ist abgeschlossen, wird er brüllen. Selbstmord! Mein lieber Himmel, das hätte mir mal jemand gestern Abend sagen sollen. Ach, übrigens: Dein Oberchef, der Generalstaatsanwalt, hat sein Dringlichkeitsverfahren zur Wiedereinsetzung ins Amt durchgesetzt. Wahrscheinlich hast du schon nächste Woche einen neuen Chef, nämlich den alten.«
»Was soll ich jetzt tun?«, fragte Mann. »Irgendwelche Befehle, Ratschläge, Eingebungen?«
»Gib mir eine halbe Stunde«, entgegnete Blum. »Auf jeden Fall brauche ich deine Aussage über das Gespräch mit Trudi.«
Mann verließ die Wohnung wieder, fuhr mit dem Aufzug hinunter und setzte sich auf eine niedrige Mauer. Er versuchte erneut Marion Westernhage zu erreichen, und wieder verkündete nur die Maschinenstimme, dass sie nicht da sei. Er war verkrampft, was war noch wichtig, was war unwichtig? Und er hatte keine Vorstellung darüber, wie es weitergehen könnte. Noch schlimmer: Er hatte das Gefühl, nichts würde weitergehen, die Welt im Zustand des Schreckens verharren.
Mann hätte nicht sagen können, wie lange er so saß. Irgendwann gesellte sich Blum zu ihm und sagte: »Der Oberstaatsanwalt ist im Anflug. Es wäre besser, dich aus der Schusslinie zu haben.« Er setzte sich neben Mann auf die Mauer.
»Wieso das?«, fragte Mann verunsichert.
»Der Fall Benny war abgeschlossen, tote Akte, fiel absolut nicht in Ziemanns Ressort, wurde aber von Erich weiterverfolgt. Du hast nun in Ziemanns und Bennys Schatten gearbeitet, wenn ich das so poetisch ausdrücken darf, und Trudi gefunden. Jeder, der da genau drauf guckt, wird sich fragen, warum macht dieser Mann das? Der Oberstaatsanwalt, der gleich kommt, wird das sehr genau wissen wollen. Offiziell untersuchst du nur den toten Vietnamesen und da gibt es im Augenblick keinen Fortschritt zu verzeichnen, dead end. Verstehst du?« Er sah Mann eindringlich an.
»Ich verstehe nicht, auf was du hinauswillst«, sagte Mann. Aber er ahnte es und es machte ihn wütend.
»Das ist doch ganz einfach«, sagte Blum in einem Ton, als sei Mann ein widerborstiges Kind, das einfach nicht begreifen wollte. »Ich ziehe dich da raus.«
»Heißt das, ich soll an meinen angestammten Schreibtisch zurückkehren und so tun, als sei nichts geschehen?« Seine Stimme wurde lauter und stieg höher.
»Nein, nein, nein«, widersprach Blum schnell. »Wie kommst du auf so einen Scheiß? Du bist ein Pfund, mit dem ich wuchern kann. Ich habe endlich eine Karte in der Hinterhand. Und du machst deine Sache gut! Ich brauche jemanden, der sich um die losen Enden kümmert … Offiziell behaupte ich, er macht den Vietnamesen. Tatsächlich aber ziehst du los und guckst dir an, was Marion Westernhage im Auftrag der Bankgesellschaft treibt. Und dann will ich das nächste lose Ende geklärt haben: Sirtel. Und dann Väterchen Koniew. Immer schön der Reihe nach. Vielleicht finden wir dann heraus, warum Erich sterben musste. Vielleicht können wir dann endlich irgendwen zur Verantwortung ziehen für die ganzen Schweinereien, die hier passieren. Aber – pass auf dich auf, Jochen.« Blum grinste anzüglich. »Ich erwarte jeden Tag drei bis sechs Anrufe. Wie weit du bist, was dir fehlt und wie das nächste lose Ende aussieht.«
»Du traust dem Ganzen hier nicht, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Blum hart. »Die Staatsanwaltschaft schwimmt. Von den versprochenen fünfundzwanzig Anklagen gegen hohe Bankmanager ist nichts übrig geblieben. Ich bin kein Spezialist in diesen Wirtschaftsdingen. Aber allmählich verstehe ich, was Erich bewegt hat. Eines Tages werden wir gefragt werden, ob wir alle gepennt haben. Ja, du hast Recht. Ich will mich absichern, ich will meinen Kindern nicht eines Tages sagen müssen, wir hätten alle den Kopf eingezogen, die Augen zugemacht und gebetet, dass es

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