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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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sich als Immobilienfachmann, hat aber eigentlich keine Ahnung. Eines Tages, so vor einem Vierteljahr, tauchte Heiner bei der Bankgesellschaft auf und behauptete, er habe eine Immobilie in Dresden von der Planung bis zur Fertigstellung begleitet. Und nun hätte er gern seine Provision. Klar, sagte die Bank und gab ihm einen Scheck über eins Komma sechs Millionen. Heiner bedankte sich und ging. Wenig später sagte ein leitender Angestellter der Bank, er hätte gern seine Provision, denn er habe die Immobilie in Dresden bis zur Fertigstellung betreut. Daraufhin wollte die Bank natürlich die eins Komma sechs Millionen von Heiner zurück. Aber der sagte: Tut mir Leid, Leute, oder möchtet ihr eure Namen in der Zeitung lesen? Die Bank schwieg verlegen und Heiner hat nun viel Geld.« Dann sagte Tante Ichen flach: »Da kommt der kleine Sirtel wieder. Ich wünsche dir viel Vergnügen!«
»Hier ist es langweilig«, befand Sascha Sirtel. »Lassen Sie uns fahren.«
Sein Auto war ein alter Daimler in dem richtigen Grün und mit den richtigen Ledersitzen in Beige. Die hübsche Blondine stand mitsamt dem Chihuahua schon neben dem Auto und sicherheitshalber gab sie Mann wieder ein Küsschen rechts und ein Küsschen links.
Irgendwo an der Kantstraße in der Nähe des Savignyplatzes befand sich das Smirnow . Von außen machte der Laden einen recht bescheidenen Eindruck und kam mit einer billigen Bierreklame aus. Hinter der soliden weinroten Eingangstür begann ein langer schmaler Gang. Der Gang wurde versperrt von zwei Männern, die wie Schläger aussahen.
»Tut mir Leid«, sagte Sascha Sirtel. »Aber das ist hier Vorschrift.« Er glitt an die Wand und machte den zwei stummen Männern Platz, die Mann fachgerecht abtasteten und dann nickten, als sie nichts gefunden hatten.
Hinter der nächsten Tür öffnete sich das Restaurant. Es war gähnend leer. Aber jeder Tisch war höchst kunstvoll eingedeckt, die Blumen waren echt.
Eine weitere Tür führte in einen anderen Raum, in dem die Möbel kreisförmig angeordnet waren. In dem Zentrum des Kreises tanzte eine Bauchtänzerin zu den Klängen eines Orchesters aus der Konserve.
»Väterchen liebt Bauchtanz«, erklärte die Blondine. »Ich liebe es auch. Ich kann selbst bauchtanzen.« Begeistert rief sie: »Ah, Väterchen!«, und schoss vorwärts, geriet ins Straucheln, fing sich wieder und landete vor einem dicklichen Mann mit einem höchst vergnügt wirkenden glänzenden Gesicht.
Der Mann war nicht allein, links, ein paar Meter entfernt, saßen Frauen in einer Gruppe zusammen, zwei von ihnen stickten auf weiße, in Rahmen gespannte Tücher. Rechts hockten Männer unterschiedlichen Alters, rauchten dicke Zigarren und tranken eine klare Flüssigkeit aus einfachen Wassergläsern.
»Mein Freund Sascha!«, polterte der Dicke fröhlich. »Was sagt die Welt?«
»Nichts, Väterchen«, antwortete Sirtel. »Absolut nichts Neues. Nur das, was du sowieso schon weißt. Das hier ist Jochen Mann, der Staatsanwalt. Er wollte dich mal kennen lernen.«
»Bitte, setzen Sie sich zu mir«, strahlte der Russe.
»Sehr freundlich«, murmelte Mann. Jemand stellte ein Wasserglas vor ihn hin und goss aus einer Schnapsflasche ein.
»Wodka«, erklärte Koniew. »Sie müssen davon probieren. Sie wissen ja, wir Russen trinken jeden Abend so viel davon, dass wir anschließend die ganze Nacht weinen müssen. Habe ich mir jedenfalls sagen lassen. Genauso, dass wir Männer jenseits der zwanzig Väterchen nennen.«
»Wunderbar«, nickte Mann höflich.
Koniew machte eine weit ausholende Geste mit dem rechten Arm und befahl etwas auf Russisch. Die Männer rechts und die Frauen links standen auf und verließen den Raum. Merkwürdig fand Mann, dass auch der junge Sirtel und seine Braut verschwanden.
»Jetzt ist das Reden einfacher«, sagte der Russe. »Nehmen Sie einen Schluck. Der Wodka stammt aus dem Dorf, in dem ich geboren wurde. Er schmeckt scheußlich, er ist nicht gut gefiltert, aber er ist mein Zuhause.« Er lachte, seine Welt war offensichtlich behaglich: »Ich besitze eine kleine Wodkafabrik, die einwandfrei Scheiße ist. Sagen Sie, wie war das für Sie, da im Francucci’s , nachdem das Lokal explodiert ist?«
»Es war wie in einem schlechten Film. Und selten bin ich mir so allein vorgekommen.«
»Das war idiotisch, das mit der Bombe. Was glauben Sie, war der alte Sirtel gemeint?«
»Es wäre eine Möglichkeit«, sagte Mann.
Der Russe bekam schmale Augen und schien lautlos zu lachen. »Können Sie mir

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