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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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freundlicherweise sagen, welche anderen Möglichkeiten es gibt?«
»Vielleicht war es jemand, der voller Hass auf jemanden war. Oder jemand, der einfach mal herausfinden wollte, wie das ist, wenn man auf andere Menschen Bomben schmeißt. Ein Verrückter. Sie wissen vermutlich, wie schwierig es ist, einen solchen Täter aufzuspüren.«
»Was für ein Sprengstoff war es genau?«
»Es gab zu wenig Rückstände, um das festzustellen.«
Der Russe blinzelte nicht einmal. »Meine Leute sagen, es war C4. Und meine Leute sind gut.«
»Wenn es C4 gewesen sein sollte, dann fragen wir uns, woher es stammen könnte«, formulierte Mann bedachtsam. »C4 gibt es nur im militärischen Bereich. Und da sollte es streng bewacht sein.«
»Wieso sollte der militärische Bereich immun sein gegen bare Dollar oder Euro?«, meinte Koniew freundlich.
»Das ist richtig. Doch wo sind die Soldaten, die das Geld genommen haben?«
»So ziemlich überall. Zumindest in Osteuropa.« Er grinste Mann offen ins Gesicht. »Wie sind Sie an den kleinen Sascha geraten?«, fragte er dann.
»Ich habe ihn heute Abend bei Blandins Fest kennen gelernt. Er war so freundlich, mich mit hierher zu nehmen.«
»Und was halten Sie von ihm?«
»Er ist ein Jungunternehmer«, antwortete Mann ausweichend.
Koniew lachte schallend. »Das ist gut, das ist sehr gut. Und wie war Blandin? Hat er gut geredet?«
»Na ja, wie es zu erwarten war. Dreher hat auch geredet. Für beide schien es eine Art Abschiedsrede gewesen zu sein. Meine Tante war ganz angetan.«
Der Russe hatte offensichtlich Freude an dem Gespräch. »Ihre Tante Maria ist eine gute Frau. Wie sagt Ihr Deutschen: ein Pfundsweib. Sie imponiert mir und jetzt hat sie der Bankgesellschaft Adieu gesagt. Das war sehr gut.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Mann überrascht.
»Ich lebe in dieser Stadt«, entgegnete Koniew mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Sagen Sie, junger Freund, etwas anderes interessiert mich noch: Wie war das mit Ziemann?«
»Das war sehr schlimm, auch für mich«, antwortete Mann einfach. »Niemand versteht es.«
Das Gesicht des Russen versteinerte sich plötzlich, die glänzende Fröhlichkeit war dahin, die Augen schienen ausdruckslos wie die einer Echse. »Sie kannten ihn nur ein paar Stunden«, sagte er, es klang tatsächlich mitfühlend.
»Ja«, nickte Mann.
»Einige von Ihnen denken jetzt, dass er sich gar nicht selbst tötete.« Das kam so selbstverständlich daher, dass es Mann nicht einmal erstaunte.
»Natürlich. Ich auch. Aber ich kann nichts anderes beweisen. Ziemann hatte einen Besucher an jenem Abend. Wir wissen nicht, wer das war. Wir wissen nicht einmal, ob es ein Mann oder eine Frau war.« Unvermittelt fragte er: »Sie wissen anscheinend über alles Bescheid, was hier in Berlin so vor sich geht – haben Sie denn eine Vorstellung, was da geschehen ist?«
»Noch nicht«, antwortete Koniew kühl und unbewegt. »Aber ich arbeite daran.«
»Das kapiere ich nicht.« Mann war verunsichert. »Was interessiert Sie an Ziemanns Tod?«
»Mitdenken, mein Freund, mitdenken. Ich lebe in dieser Stadt, ich verdiene hier mein Geld. Nehmen wir an, etwas ist faul an Ziemanns Tod. Nehmen wir das nur an. Auf jeden Fall ist er tot. Und dieser Benny? Ist auch tot. Beide wussten viel, jetzt sind sie tot. Ich weiß auch viel. Wann bin ich tot? Ich will wissen, was läuft, ich muss wissen, was läuft. Denn ich will weiterleben, und zwar hier in Berlin. Diese Stadt hat so etwas wie eine lange russische Tradition.«
»Ich verstehe«, murmelte Mann nachdenklich und setzte hinzu: »Benny hat sich zweifelsfrei nicht selbst erhängt.« War das klug, ihm das zu sagen? Andererseits musste Mann Koniew ein paar Brocken hinwerfen, sonst würde der Russe früher oder später zumachen. Also fuhr Mann fort: »Es gibt da einen komischen Zeugen, einen Türken, der in einem Fitnessstudio arbeitet. Der Mann hatte angeblich um die gleiche Zeit, als Benny aufgehängt wurde, ein Schäferstündchen mit einer Frau, von der er auch angeblich den Namen nicht weiß. Im Jagen 59 im Grunewald. Er hat gesagt, dass er Benny nirgendwo hat hängen sehen. Dieser Türke gefällt mir nicht.« Er ließ die letzten Worte in der Luft hängen.
Koniew räusperte sich, nickte dann und fragte: »Was gefällt Ihnen nicht an dem Zeugen, der keiner ist?«
»Alles. Dass er zum Beispiel den Namen der Frau nicht weiß.« Er wedelte hilflos mit beiden Händen. »Ist es nicht möglich, dass der Türke eine ganz andere Funktion hatte?«
»Welche denn?«,

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