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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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kam es scharf von Koniew.
»Er war der Aufpasser«, erwiderte Mann. »Er sah nach, ob alles seine Richtigkeit hatte.«
»Nicht schlecht. Ein Zeuge für die Killer und gleichzeitig ein Zeuge für die Polizei, der vollkommen unnötig war.« Koniew stand plötzlich erstaunlich beweglich auf und brüllte etwas.
Ein junger Mann kam herein, blieb respektvoll in einigem Abstand stehen und wartete. Koniew sagte etwas auf Russisch, der junge Mann nickte eifrig und verschwand wieder.
»Ich wollte nicht irgendwie stören«, sagte Mann etwas hilflos.
»Es ist besser, so etwas gleich zu klären. Sie brauchen keine Furcht zu haben, wir sind sehr diskret. Leider sind die Herren von der Bankgesellschaft nicht so diskret.«
Mann lächelte. »Mit wie viel Geld sind Sie in die Fonds eingestiegen?«
Koniew schmunzelte. »Nicht mit sehr viel. Ihre wunderbare Tante hat da sicherlich mehr reingesteckt.« Schroff folgte die Frage: »Und was treibt Marion Westernhage?«
»Woher wissen Sie von der?«
»Ich bin ein Dreher-Kunde«, sagte er. »Ich mag ihn nicht, aber ich habe ein paar Geschäfte über ihn abgewickelt. Und ich weiß, dass die Westernhage seine Geliebte ist. Ich sagte schon, ich lebe in dieser Stadt. Was ist mit ihr?« Er lachte guttural. »Ich weiß natürlich auch, dass Sie die Frau auf dem Lokus gefunden haben. Was treibt sie so?«
»Das weiß ich nicht«, gestand Mann. »Vermutlich befindet sie sich in einem Fortbildungszentrum der Bankgesellschaft in einem Ort namens Kehrigk. Das ist im Spreewald. Zusammen mit ein paar Kolleginnen. Angeblich werden sie auf die Befragungen durch die Staatsanwaltschaft vorbereitet.« Bitter fügte er an: »Und wahrscheinlich werden Geschäfte aus der Welt geschafft und andere erfunden. So ist das nun mal auf einem sinkenden Schiff.«
»Viele bedeutende Leute möchten gern Geschäfte ungeschehen machen, mit denen sie viel Geld verdient haben, aber auch viel Geld vernichteten. O ja, das kann ich gut verstehen.« Koniew beugte sich vor. »Wissen Sie, Ihr Deutschen seid komisch. Erst schreibt ihr alles pingelig über eure Geschäfte auf, um zu beweisen, wie toll ihr seid. Und dann braucht ihr sehr viel Arbeitskraft, um alles wieder zu vernichten. Und am Ende wird trotz allem in irgendeinem Computer die ganze versammelte Scheiße überleben.«
Mann grinste. »Die Frage ist nur, ob sich jemand die Mühe macht, im richtigen Computer nachzusehen.«
»Na, ja«, feixte der Russe. »Das sollte Ihre Behörde doch wohl tun!« Er lachte wieder schallend und strich dem erstaunten Mann über den Rücken. »Und wir beide entwickeln dann den richtigen Fragenkatalog für Ihre Kollegen!« Er lachte noch lauter, goss sich noch mehr schlechten Wodka ein und trank davon, als sei es Wasser.
Dann schoss er gedankenschnell nach: »Sie wollen also an die Westernhage ran?«
»Aber ja!«, antwortete Mann. Er beugte sich vor und legte eine Hand neben die Linke des Russen. »Ich denke, die Frau ist gefährdet. Auch sie weiß viel.«
»Und sie ist eine schöne Frau, nicht wahr?«
Mann wurde nicht einmal verlegen. »Ja, das ist sie.«
Der Russe musterte eingehend das Wodkaglas und murmelte: »Das ist wirklich ein Scheißzeug! Gut, mein Freund. Ich schenke Ihnen die Westernhage.« Ehe Mann reagieren konnte, brüllte er wieder auf Russisch einige Befehle.
Ein anderer junger Mann erschien, blond, Ende zwanzig und mittelgroß. Er hatte ein breites slawisches Gesicht, freundlich und mit leicht geschlitzten Augen. Er lächelte erst Koniew an, dann Mann, deutete Respekt an, aber keine Spur von Unterwürfigkeit.
»Das ist Peter«, erklärte Koniew. »Peter ist ein naher Verwandter, ein Schwestersohn. Peter ist klug, er weiß, wie der Hase läuft. Ihr zwei setzt euch jetzt ins Auto und schaut nach der Westernhage.«
»Moment mal«, protestierte Mann, »das geht so nicht. Ich bin Staatsanwalt, ich kann nicht mit Ihnen kooperieren!«
»Was ist? Wollen Sie die Frau sehen oder nicht?« Koniew grinste und wirkte ein wenig wie ein Monster. Dann wurde sein Gesicht weich. »Jochen Mann, Sie sind Staatsanwalt, gut. Ich biete Ihnen einen Führer zu Marion Westernhage an. Pjotr, so heißt mein Neffe auf Russisch, wird nicht mit einer Schnellfeuerkanone in dieses wunderbare Fortbildungszentrum stürmen, er wird niemandem ein Haar krümmen. Okay? Sie wollen die Westernhage? Sie kriegen sie – wenn Sie wollen. Sie müssen sich entscheiden. Setz dich, mein Junge. Der Mann muss sich erst selbst noch etwas fragen.«
»Das kann ich nachvollziehen«,

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