Die Ranch
Furchen, und um Haaresbreite vermied Tom Zusammenstöße mit Kindern und Pferden.
Sobald Tanya ausstieg, wurde sie von Fans umringt, und die Veranstalter des Rodeos begrüßten sie. Wie erwartet, baten sie den Star, noch einmal die Hymne zu singen, »so wie es der Allmächtige wünschen würde«. In ihrer Unterwürfigkeit wirkten sie fast rührend. Während sie mit ihnen sprach, gab sie mehrere Autogramme. Beunruhigt schauten Mary Stuart und Hartley zu, wussten aber, dass dies alles zu Tanyas Leben gehörte. Sie würde ihre Fans niemals im Stich lassen. Schließlich erklärte sie sich bereit, wieder zu singen. Sie sollte auf demselben Palomino in den Ring reiten wie am Mittwoch, und sie fragte, ob sie nach der Hymne »God Bless America« singen dürfe, denn an dieses Lied müsse sie bei Rodeos immer denken.
»Wie wär's mit einem Ihrer Songs?«, fragte der Wettkampfleiter hoffnungsvoll. Aber sie entgegnete, mit einer High-School-Band und ohne Probe würde sie keinen ihrer Hits singen. Entweder »God Bless America« oder gar nichts. Notgedrungen stimmten sie zu.
Auf dem Weg zur Zuschauertribüne, begleitet von Mary Stuart und Hartley, schaute sie zu den Gehegen hinüber, doch sie konnte Gordon nirgends entdecken. Nachdem sie ihre Plätze eingenommen hatten, wurde Tanya von den Leuten ringsum angestarrt, doch erfreulicherweise wagte sich, außer ein paar Kindern, niemand in ihre Nähe. Wenig später eilte sie davon, um sich auf ihren Auftritt vorzubereiten. Zu Blue Jeans trug sie ein rotes Hemd und ein rotes Halstuch, und Mary Stuart hatte ihr die neuen roten Cowboystiefel geliehen. Wie üblich sah Tanya hinreißend aus, ihr blondes Haar fiel offen auf die Schultern, als sie hinter die Tribüne ging, sahen ihr alle Leute nach.
»Ein erstaunliches Mädchen«, meinte Hartley voller Bewunderung und beobachtete, wie sie sich einen Weg durch die Menge bahnte – anmutig und höflich, ohne die Allüren einer Primadonna. »Aber ich mache mir Sorgen um ihre Sicherheit. Die Mentalität dieser Fans nervt mich. Zum Glück muss ich nur hin und wieder ein paar Bücher signieren, aber Stars wie Tanya wecken die niedrigsten Instinkte in einigen Leuten.«
»Ja, ich habe auch immer Angst um sie«, gab Mary Stuart zu und ließ ihre Freundin nicht aus den Augen. Tanya hatte die andere Seite der Arena erreicht, wo einige Reiter ihre Pferde trainierten.
»Glaubst du, sie meint's ernst mit diesem Cowboy?«, fragte er so leise, dass die Sitznachbarn nichts hörten. Er hatte sie alle gemustert und keine Bekannten von der Ranch entdeckt.
»Das kann ich nicht sagen. Warum?«
»Die beiden leben in verschiedenen Welten. Einem normalen Mann fällt es sicher schwer, diesen ganzen Rummel um Tanya zu ertragen.«
»Zweifellos«, stimmte sie zu. Andererseits sah sie in Gordon eine ältere, klügere Version von Bobby Joe, und das musste auch Tanya erkennen – vielleicht unbewusst. »Aber er erinnert mich an ihren ersten Mann, den sie sehr geliebt hat. Und sie ist nicht so kompliziert, wie es aussieht. Im Grunde ihres Herzens wird sie immer ein einfaches Mädchen aus Texas bleiben. Wer weiß? Möglicherweise klappt's.« Von ganzem Herzen gönnte sie ihrer Freundin eine neue Liebe. Und während sie an Gordon dachte, sah sie ihn auf den Zaun eines Bullengeheges klettern. Offenbar beobachtete er, wie Tanya auf ihr Palomino stieg und mit dem Wettkampfleiter sprach.
Bei ihrem Anblick vermochte Gordon kaum an sein Glück zu glauben. So etwas gibt es nicht, dachte er. Frauen wie Miss Thomas schwingen sich nicht in den Sattel und reiten mit dir in den Sonnenuntergang … War es für sie nur ein
Flirt, ein Spaß, der zum Urlaub gehörte? Diese Frage stellte er sich immer wieder. Und doch – bei den langen Gesprächen hatte er Tanyas Aufrichtigkeit erkannt, und instinktiv glaubte er alles, was sie ihm erzählte. Letzte Nacht hatten sie sich bis drei Uhr morgens vor dem Bungalow umarmt und geküsst und Liebesworte geflüstert, und nun sah er sie auf dem geliehenen Palomino durch den Ring reiten. Das Publikum verstummte, und nur wenige Fans riefen ihren Namen. Ihr Charisma wirkte wie eine Zaubermacht.
Nach der Hymne sang sie »God Bless America«, von hellem Jubel begleitet. Ihre klare Stimme schien zum Himmel emporzuschweben und zog alle Zuhörer in ihren Bann. Voller Rührung betrachtete Gordon die geliebte Frau. Lächelnd dankte sie für den stürmischen Applaus, winkte der Menge zu und ließ ihr Pferd tänzeln. Dann galoppierte sie mit einem
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