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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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bedrückend, mit anzusehen, wie viele Cowboys mit mehr oder weniger schweren Verletzungen aus dem Ring hinkten. Sie zogen ein Bein nach, pressten verstauchte Arme an sich, hielten sich den Kopf oder den Bauch. Und in drei Tagen würden sie erneut zum Rodeo antreten. Der Sprecher beglückwünschte einen der Männer, der am Mittwoch beim Bullenritt eine »wirklich schlimme Gehirnerschütterung« erlitten und diesmal trotzdem am Wettkampf teilgenommen hatte. Tanyas Meinung nach war das nicht tapfer, sondern einfach nur dumm. Aber das Risiko gehörte unweigerlich zum Leben dieser Cowboys. Sogar die Fünfjährigen stürmten während der Pause in den Ring und rannten hinter jungen Ochsen her, an deren Schwänzen Eintrittskarten fürs nächste Rodeo festgebunden waren. Empört meinte Mary Stuart, die Tiere würden die Kinder zertrampeln.
    Nicht einmal Tanya, die in Texas gelebt hatte, zeigte Verständnis für die Tollkühnheit der Cowboys. »Diese ganze Macho-Scheiße geht mir gewaltig auf die Nerven«, erklärte sie, nachdem ein Bulle einen jungen Reiter abgeworfen und in den Unterleib getreten hatte. Die Sanitäter kamen mit einer Bahre angerannt, aber er kroch mit Hilfe seiner Kameraden auf allen vieren aus dem Ring, und das Publikum bejubelte ihn. »Das ist noch schlimmer als alles, was
ich
erdulden muss«, stöhnte Tanya, und darüber mussten Mary Stuart und Hartley trotz ihres Unbehagens lachen.
    Etwas später ging Tanya zu den Gehegen, um sich über Gordons Zustand zu informieren. »Bist du okay?« Inzwischen hatte sie Mary Stuart den Cowboyhut zurückgegeben, damit er ihr nicht vom Kopf gerissen wurde, denn manche Souvenirjäger schreckten vor nichts zurück.
    »Was macht dein Arm, Gordon?« Sie sah, dass die Hand geschwollen war und ein Eisbeutel darauf lag. Aber er behauptete, er habe keine Schmerzen. »Lüg nicht, du Narr! Wenn ich dir jetzt die Hand schüttle, würdest du mich sicher verprügeln.«
    »Nein, ich würde nur ein bisschen weinen«, scherzte er.
    »Ihr seid einfach verrückt. Wie geht's dem Jungen, den der Bulle getreten hat?«
    »Ganz gut. Er will nicht ins Krankenhaus. Ein zäher Bursche. Eine Woche lang wird er Blut pinkeln, aber daran ist er gewöhnt.«
    »Falls du noch lange an diesen Rodeos teilnimmst, bringe ich dich um, denn das schadet meinen Nerven.«
    »Und du tust meinen Nerven gut.« Er trat näher zu ihr, und sie roch den Duft seines After Shave, der sich mit Pferdegeruch mischte. Als er merkte, dass sie von einigen Leuten beobachtet wurde, drehte er sich ein wenig zur Seite und schirmte sie gegen die neugierigen Blicke ab. Am Samstag war das Rodeo besonders gut besucht, und die meisten Männer tranken zu viel Alkohol. »Pass auf, wenn du gehst, Tan. Hörst du?«
    »Ja, Sir«, versprach sie und salutierte. Sie hatte keine Angst. Manchmal stellte sie sich vor, sie wäre unsichtbar und man würde sie nicht erkennen, wenn sie Blickkontakte vermied. Doch sie wusste es besser.
    »Das Publikum weiß, dass du hier bist. Sag Hartley, er soll die Polizei verständigen. Am Samstag treiben sich viele Betrunkene auf diesem Gelände herum.«
    »Keine Bange, ich werde mich in Acht nehmen. Bis später.« Sie berührte seine Wange, dann kehrte sie zu ihrem Platz zurück.
    Während des restlichen Rodeos sah er sie auf der Zuschauertribüne sitzen. Aber er bemerkte nicht, wie sie nach der Veranstaltung hinausging, weil er gerade mit einem Cowboy sprach. Der Junge war disqualifiziert worden, und man hatte ihm einen zweiten Ritt angeboten, was er ablehnte – ein typischer stolzer Cowboy.
    Auf dem Weg nach draußen nahmen Mary Stuart und Hartley die berühmte Sängerin in die Mitte, und mehrere Sicherheitsbeamte und Polizisten aus Jackson Hole behielten Tanya im Auge. Wie üblich versammelten sich die Fans, schwenkten Kugelschreiber und baten um Autogramme. Ein paar Mal wurde Tanya fotografiert. Aber das Gedränge war harmlos, und sie fühlte sich nicht bedroht.
    Zwanzig Schritte vom Wohnmobil entfernt, traten ihr plötzlich zwei Männer entgegen. Blitzlichter flammten auf, eine TV-Kamera des Lokalsenders surrte, und ein Reporter bestürmte Tanya mit Fragen. Warum hatte sie die Hymne gesungen? Wurde sie dafür bezahlt? Hatte sie schon viele Rodeos besucht? Würde sie nach Jackson Hole ziehen? Sie bemühte sich, höflich zu antworten und das Wohnmobil zu erreichen. Aber sie kam nicht voran, und die Sicherheitsbeamten konnten ihr nicht helfen, weil sie die kreischenden Fans zurückdrängen mussten. Nicht

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