Die Ranch
sie, und er erriet, dass sie nicht diesen Morgen meinte, sondern den nächsten Sonntag.
»Dann bleib hier«, bat er heiser. Nie zuvor hatte ihm eine Frau so nahe gestanden. Tanya beherrschte sein Herz und seine Seele, und keine andere Frau war ihm jemals so begehrenswert erschienen.
»So Leid es mir tut, ich muss nach L.A. zurückfahren. In den nächsten Wochen habe ich mehrere Termine.« Plötzlich erinnerte sie sich an die Konzerttournee, und sie erzählte ihm davon. »Möchtest du mich begleiten, Gordon?« Damit würde sie ihn den Attacken der Presse ausliefern, aber das ließ sich letzten Endes ohnehin nicht verhindern.
»Wenn du willst …«, antwortete er zögernd. Einerseits fand er den Vorschlag verlockend, andererseits schreckte er davor zurück. Er wollte sie vor all den Torturen schützen, die ihr immer wieder drohten. Aber der Gedanke, dieses verrückte Leben zu teilen, bedrückte ihn – obwohl er wusste, dass er ihre Welt hin und wieder ertragen musste. Er durfte nicht von ihr verlangen, ständig in Wyoming zu wohnen. »Okay«, fügte er hinzu, und sie küsste ihn dankbar. »Irgendwie werde ich mich an deinen komplizierten Job gewöhnen.« Nach einer kurzen Pause stellte er eine sonderbare Frage. »Und Kinder? Wieso hast du keine?« Seit er sie kannte, überlegte er, warum eine so warmherzige Frau niemals Mutter geworden war.
»Weil es sich nie ergeben hat. Ich war immer zur falschen Zeit mit dem falschen Mann verheiratet und wurde dauernd von Agenten oder Managern drangsaliert. Wahrscheinlich hätten sie mich ermordet, wenn ich schwanger geworden wäre.«
Gordon nickte. Das verstand er. Aber er bedauerte ihren Verzicht auf Kinder. »Wünschst du dir ein Baby?«
»Vor ein paar Jahren wollte ich eins.« Sie hatte mit Tony darüber gesprochen, und er war nicht bereit gewesen, ein viertes Kind großzuziehen. »Damals erklärte mir ein Arzt, in meinem Alter könnte es Probleme geben. Und jetzt …« Zu ihrer eigenen Überraschung sehnte sie sich plötzlich nach der Mutterschaft, und sie musste lachen. Versuchte Gordon, ihr ganzes Leben zu verändern? Sie sollte auf eine Ranch in Wyoming ziehen – und ihm auch noch ein Baby schenken. »Vielleicht entschließe ich mich dazu. Und wenn nicht -würde es eine Rolle spielen?«
»Was immer du willst, ich bin mit allem einverstanden.«
Er küsste sie und hätte sie am liebsten wieder ausgezogen. Aber sie musste das Cottage verlassen, bevor die anderen Cowboys erwachten und zu arbeiten begannen. »Ich finde nur – es wäre großartig, wenn wir ein Kind bekämen.« Nun erwähnte sie Zoes Tochter. »Sie bat mich, für das kleine Mädchen zu sorgen – falls ihr etwas zustößt. Was hältst du davon?«
»Natürlich hätte ich nichts dagegen.«
Tanya stand nur widerstrebend vom Bett auf. Während er in seine Jeans schlüpfte, ging sie ins Wohnzimmer. Dort umarmten sie sich ein letztes Mal. Obwohl sie sich schon in drei Stunden beim Morgenritt wieder sehen würden, konnten sie sich nur mühsam voneinander losreißen. »Nicht einmal für so kurze Zeit will ich mich von dir trennen, Gordon. Wie soll ich meine Abreise am Sonntag ertragen?«
»Keine Ahnung …« Sekundenlang schloss er die Augen, dann schaute er auf seine Uhr. Kurz nach sechs. »Geh jetzt.« Jeden Moment würden die Cowboys aus ihren Cottages auftauchen und zum Frühstück gehen. »Kommst du heute Abend wieder zu mir?«
»Was glaubst du denn?« Sie gab ihm einen Abschiedskuss. In der Tür drehte sie sich noch einmal um und winkte ihm zu, dann eilte sie die Straße entlang. Die ersten Sonnenstrahlen krochen über die Berggipfel, und verträumt dachte Tanya an die wunderbaren Stunden mit Gordon. Er verkörperte alles, was sie je ersehnt und nie zu finden erwartet hatte. Ausgerechnet hier, auf der Moose Ranch in Wyoming, war ihr die große Liebe begegnet. So viel gab es zu planen, zu entscheiden. Wie würde die Zukunft aussehen? Vorerst wusste sie nur eines: Innerhalb einer einzigen Woche hatte dieser Cowboy aus Texas ihr Leben verändert.
19
Als Tanya am Montagmorgen den Bungalow betrat, war Zoe bereits aufgestanden und machte in der Kochnische Kaffee. Sie fühlte sich großartig und kein bisschen müde.
Lächelnd drohte sie ihrer Freundin mit dem Finger. »Nun, wo warst du? Lass mich raten. Bei einem Besinnungsseminar in irgendeinem Kloster?« Mit dieser Lüge hatte sie vor vielen Jahren Tanyas Eltern hinters Licht geführt, um ihr ein Wochenende mit Bobby Joe zu ermöglichen.
»Wie bist du
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