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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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schlich er aus dem Bungalow und verschwand, ehe ihn irgendjemand beobachten konnte.
    Um neun Uhr sah sie ihn vor dem Stall wieder, in sauberen Jeans und einem blütenweißen Hemd. Die Pferde waren bereits gesattelt, und alle Cowboys wirkten munter und ausgeruht. Nur ein schwacher Rauchgeruch in der Luft erinnerte an das Feuer, das allerdings den ganzen Tag das wichtigste Gesprächsthema war.
    Nach dem Lunch rief Mary Stuart ihren Mann in London an. Er arbeitete gerade in seinem Hotelzimmer und war völlig verblüfft, als sie sich meldete, denn normalerweise schickte sie ihm ein Fax. »Stimmt was nicht?« In London war es zehn Uhr abends.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte sie und erkundigte sich nach dem Verlauf seines Prozesses. Damit gebe es keine Probleme, erklärte er. Dann entstand ein unangenehmes Schweigen, bis sie vom Waldbrand auf dem Shadow Mountain berichtete, wo Zoe und Tanya bei den Löscharbeiten mitgeholfen hatten. Schließlich bereitete sie Bill eine weitere Überraschung. »Nächste Woche fliege ich nach London.«
    »Aber ich bin beschäftigt«, protestierte er ärgerlich. »Das weißt du doch.«
    »Trotzdem müssen wir miteinander reden – sonst würden wir uns erst im September sehen.« Was ihn nicht zu stören schien, seine Frau umso mehr.
    »Vielleicht komme ich schon im August nach Hause.«
    »So lange will ich nicht warten.«
    »Okay, ich vermisse dich auch«, entgegnete er, immer noch irritiert, »aber ich arbeite Tag und Nacht. Andernfalls hätte ich dich mitgenommen.«
    »Soll ich dir ein Fax schicken?«, fauchte sie. »Würdest du das vorziehen?« Unfassbar – ich habe nicht einmal eine Gelegenheit, die Scheidung zu besprechen.
    »Mach mir keine Szene. Ich habe wirklich keine Zeit für dich.«
    »Genau darum geht es. Deshalb will ich dich in London besuchen. Du hast nie Zeit für mich, Bill, oder für unsere Ehe. Und ich glaube, mit Zeit hat's gar nichts zu tun, eher mit deinem mangelnden Interesse.«
    »Was willst du mir eigentlich sagen?« Ein kalter Schauer rann über seinen Rücken. Plötzlich verstand er, warum sie ihn so lange nicht angerufen hatte. »Wieso möchtest du hierher kommen?« Solche Überraschungen hatte er schon immer gehasst.
    »Um dich zu sehen. Du musst mir nicht allzu viel von deiner kostbaren Zeit opfern. Wenn's dir lieber ist, steige ich sogar in einem anderen Hotel ab. Ich finde nur, nach zweiundzwanzig Jahren sollten wir miteinander reden, bevor wir unsere Ehe in den Mülleimer werfen.«
    »Glaubst du tatsächlich, dass es schon so weit mit uns gekommen ist?«, fragte er bestürzt.
    »Ja, du denkst sicher genauso.«
    »Wie kannst du so etwas behaupten?«
    »Verstehst du das wirklich nicht?«
    »Sicher, wir beide haben viel durchgemacht… Und dieser wichtige Prozess in London …«
    »Ja, ich weiß, Bill«, unterbrach sie ihn mit müder Stimme. Er war so begriffsstutzig, dass sie überlegte, ob es überhaupt sinnvoll wäre, ihn zu besuchen. Allein schon dieses Telefonat deprimierte sie. »Nächste Woche reden wir über alles.«
    »Unterhalten wir uns?«, stieß er hervor. »Oder unterzeichnen wir einfach nur irgendwelche Papiere?«
    »Das liegt bei dir.« Nein, bei
ihr.
Ginge es nach ihm, würde er bis an sein Lebensende mit einer Frau verheiratet bleiben, die er niemals anschaute oder berührte und mit der er kaum sprach. Seit sie den aufmerksamen, fürsorglichen Hartley kannte, erschien ihr der Gedanke, ihre lieblose Ehe fortzusetzen, unerträglich.
    »Offenbar hast du bereits eine Entscheidung getroffen«, meinte Bill bedrückt. Beinahe hätte sie zugestimmt, aber dann wäre ihre Reise nach London sinnlos gewesen. Und sie wollte ihm eine Chance geben, sich zu verteidigen oder wenigstens zu erklären, warum er sie in diesem letzten Jahr so abscheulich behandelt hatte. Wenn sich die Unterredung auch zu einem Femgericht entwickeln würde …»Fliegst du von New York aus?«, fragte er, als ob das einen Unterschied machen würde.
    »Nein, von L.A. aus. Dort werde ich ein paar Tage bei Tan-ya verbringen.«
    »Ist das alles ihre Idee?« Zweifelte er an ihrer Fähigkeit, eigene Entschlüsse zu fassen? »Oder hat dich deine andere Freundin dazu animiert, diese Ärztin?«
    »Weder – noch, Bill. Darüber habe ich schon vor meiner Abreise aus New York nachgedacht. Und ich will's dir nächste Woche sagen – nicht erst in zwei Monaten.«
    »Was denn?« Allmählich geriet er in Panik, das spürte sie. Aber sie empfand kein Mitleid. Hätte er den Ernst der Lage früher

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