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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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klang zu laut, zu fröhlich. »Tut mir Leid, dass es so spät geworden ist«, fügte sie verlegen hinzu. »Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen …«
    Unbehaglich erwiderte sie seinen kalten, ausdruckslosen Blick. Im letzten Jahr war das attraktive, markante Gesicht, das sie so lange geliebt hatte, versteinert – so wie sein Herz. Er hatte sich so weit von ihr entfernt, dass sie ihn kaum noch kannte. Und sie hörte nur mehr ein Echo aus der Vergangenheit.
    »Diese Nachricht habe ich nicht gefunden.« Keine Anklage, nur eine Feststellung. Wie so oft wünschte sie, er würde nicht mehr so gut aussehen. Mit seinen vierundfünfzig Jahren, fast eins fünfundachtzig groß, besaß er immer noch einen schlanken, athletischen Körper – und leuchtend blaue Augen, die seit Monaten wie Eissplitter wirkten.
    »Tut mir Leid, Bill.« Allmählich gewann sie den Eindruck, sie würde sich unentwegt für etwas entschuldigen, das man ihr nicht vorwerfen durfte. Aber sie wusste, er würde ihr niemals verzeihen. »Der Zettel liegt auf dem Küchentisch.«
    »Ich habe im Büro gegessen.«
    »Wie läuft's denn?«, fragte sie, während er die Papiere in seiner Aktentasche verstaute.
    »Danke, gut.« Diesen Tonfall schlug er an, wenn er mit seiner Sekretärin oder fremden Leuten sprach. »Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Sicher wird's ein interessanter Prozess.« Dann schaltete er das Licht im Arbeitszimmer aus und trug die Aktentasche ins Schlafzimmer. Offenbar wollte er das Gespräch nicht unnötig in die Länge ziehen. So hatte er sich früher nie verhalten. Nur eine Kleinigkeit, aber es spielte keine Rolle mehr. »Wahrscheinlich fliegen wir früher nach London als vorgesehen.« Bis jetzt hatte er sie nicht über seine Pläne informiert. Er fand es schon längst überflüssig, solche Dinge mit ihr zu besprechen. Was mochte »früher als vorgesehen« bedeuten. Danach wagte sie nicht zu fragen, weil sie fürchtete, ihn zu verärgern.
    Wenn er demnächst abreiste, könnte sie ebenfalls früher nach Europa fliegen, obwohl noch nicht alles geregelt war. Alyssa hatte Zimmer in einem Pariser Hotel reservieren lassen, in Saint-Jean-Cap-Ferrat, San Remo, Florenz und Rom. Und im Londoner Claridge, wo auch Bill absteigen würde. Nach der langen Trennung freute sich Mary Stuart auf die Reise mit ihrer Tochter. Im April war Alyssa zwanzig geworden, eine Woche, bevor ihr Bruder Geburtstag gefeiert hätte. Für Mary Stuart waren beide Daten immer sehr wichtig gewesen.
    Als Bill zur Tür des Badezimmer ging, um seinen Pyjama anzuziehen, erinnerte sie sich an Tanyas Einladung und erzählte ihm davon. »Vermutlich eine Cocktailparty. Und die Gastgeberin ist Felicia Davenport, eine von Tanyas Freundinnen.« Angesichts seiner Miene fühlte sie sich wie eine Vierzehnjährige, die ihren Vater fragte, ob sie auf den Schülerball gehen dürfe. Dass sie so etwas überhaupt erwähnte, schien ihn zu entsetzen. »Vielleicht würdest du dich amüsieren, Bill. Felicia Davenport tritt gerade am Broadway auf, und sie hat fantastische Kritiken bekommen. Tanya sagt, sie sei sehr nett.«
    »Mag sein, aber ich muss morgen Abend arbeiten. Immerhin bereiten wir einen wichtigen Fall vor. Das verstehst du doch, Mary Stuart.« Nicht nur eine Ablehnung, sondern ein strenger Tadel.
    Plötzlich ärgerte sie sich. »O ja, das verstehe ich. Andererseits ist es eine ungewöhnliche Einladung, was sogar du zugeben musst, und ich finde, wir sollten hingehen.« Musste sie immer nur zu Hause sitzen und trauern? Die Begegnung mit Tanya hatte sie an die Welt da draußen erinnert. Auch die Freundin hatte Probleme mit Tony, mit der Boulevardpresse und den leidigen Gerichtsverhandlungen, trotzdem kauerte sie nicht weinend in einer Ecke.
    »Für mich kommt das nicht in Frage«, erwiderte er entschieden. »Geh doch allein hin, wenn dir so viel daran liegt.« Er schloss die Tür des Badezimmers, und als er wieder herauskam, erwartete ihn seine Frau mit entschlossener Miene.
    »Genau das habe ich vor«, verkündete sie kampflustig.
    »Was?«, fragte er verwirrt. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glauben, sie hätte zu viel getrunken. An diesem Abend benahm sie sich sehr seltsam. »Wovon redest du?« Indigniert hob er die Brauen und merkte nicht, dass sie ungewöhnlich entspannt wirkte und sehr hübsch aussah.
    »Ich gehe auf die Party.«
    »Gut. Ich nicht. Zweifellos wird's dir Spaß machen, berühmte Leute kennen zu lernen. Tanyas Freundeskreis muss wirklich interessant

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