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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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Mann habe sich soeben von ihr getrennt. Sie erzählte von den beiden Reportagen, von Tonys Seitensprung in Palm Springs. Obwohl sie kaum einen zusammenhängenden Satz zu Stande brachte, verstand Mary Stuart, was los war, und lud sie zu sich ein. Bis zur Party würden sie noch Zeit haben, wenn sie überhaupt hingingen. Im Augenblick wollte Tanya nur noch nach Hause, aber man würde ihr das Flugzeug erst morgen schicken.
    »Komm zu mir«, drängte Mary Stuart. »Auf eine Tasse Tee, eine Packung Kleenex, ein Glas Wasser, und falls du nicht kommst, hole ich dich.«
    Gerührt über das Angebot, zögerte Tanya. »Nicht nötig, mir geht's gut«, behauptete sie mit tränenerstickter Stimme.
    »Lüg nicht! Wenn du nicht sofort zu mir kommst, verständige ich die Presse«, drohte Mary Stuart, und Tanya musste lachen.
    »Wie gemein du bist! Ein Jahr lang habe ich dich nicht gesehen, und kaum sind wir wieder zusammen, habe ich eine Scheidung am Hals.«
    »Wenigstens bin ich für dich da. Komm her, bevor ich den
Enquirer
und den
Globe
und den
Star
anrufe.«
    Tanya putzte sich die Nase. »In fünf Minuten bin ich bei dir.« Und sie hielt Wort, die Augen geschwollen, ungekämmt, mit roter Nase. Trotzdem sah sie bezaubernd aus, was Mary Stuart ihr sofort versicherte.
    Wie ein Kind weinte Tanya in den Armen ihrer Freundin. Was solche Situationen betraf, hatte Mary Stuart mit Todd und Alyssa reichliche Erfahrungen gesammelt, und sie war eine gute Mutter. In zweiundzwanzig Jahren hatte sie sehr oft Trost gespendet – ihrem Sohn leider nicht genug, sonst hätten sich die Dinge vielleicht anders entwickelt.
    »Unglaublich – in fünf Minuten ist alles vorbei«, seufzte Tanya. Aber das Ende hatte sich schon seit einer ganzen
    Weile abgezeichnet. Tony war monatelang wütend und unglücklich gewesen, ohne darüber zu sprechen. Und sie hatte die Anzeichen nicht wahrgenommen, die sie jetzt rückblickend erkannte.
    Trotz der Hitze kochte Mary Stuart Tee, und sie setzten sich an die Theke in der makellos weißen Küche.
    Tanya sah sich um. »Was treibst du hier? Rufst du den Pizza-Service an?«
    »Nein, ich koche.« Lächelnd musterte Mary Stuart ihre Freundin, die mittlerweile etwas ruhiger wirkte. »Ich lege nun mal großen Wert auf Ordnung und Sauberkeit.«
    »Auf Perfektion. Aber das Leben ist nicht immer perfekt. Manchmal nimmt's chaotische Formen an, und man kann nichts dagegen tun. Vielleicht solltest du's einfach akzeptieren. Ich glaube, du willst dich selber für die Tragödie bestrafen.« Wie gern würde Tanya die Freundin von dem Kummer befreien, den sie in den dunklen Augen las.
    »Muss ich mir denn keine Vorwürfe machen? Bill gibt mir die Schuld. Allein schon mein Anblick ist ihm zuwider. Wir leben wie zwei Fremde in dieser Wohnung. Jetzt sind wir nicht einmal mehr Feinde, so wie am Anfang.«
    »Kommt er heute Abend nach Hause?«, fragte Tanya mitfühlend. In letzter Zeit wurden sie beide vom Pech verfolgt.
    »Nein, er bleibt länger im Büro.«
    »Er versteckt sich vor dir.« Vom Leben anderer Menschen verstand Tanya mehr als von ihrem eigenen, und sie kannte lausige Ehemänner zur Genüge.
    »Natürlich«, stimmte Mary Stuart zu, während sie die Küche verließen. »Und ich finde ihn nicht. Überall habe ich nachgeschaut. Ich weiß nicht, wo er ist. Hier wohnt ein Mann, der wie Bill aussieht, aber er ist es nicht. Keine Ahnung, wo sich der richtige Bill verkriecht.«
    »Du musst weiter suchen«, mahnte Tanya in einem ernsthaften Ton, der ihre Freundin überraschte. »Noch ist es nicht vorbei.« Irgendwie spürte sie, dass etwas zu retten war. Zweiundzwanzig Ehejahre ließen sich nicht so leicht abschütteln. Andererseits geschah dergleichen immer wieder, und wenn Mary Stuart ihren Mann nicht mehr fand, durfte sie ihr Leben nicht an seiner Seite vergeuden. Aber vorerst sollte sie die Hoffnung nicht aufgeben. Wie unfair von Bill, sie zu beschuldigen …
    »Gilt das auch für dich?«, fragte Mary Stuart auf dem Weg zum Wohnzimmer, der an geschlossenen Türen vorbeiführte. Tanya vermutete, dass dahinter die ehemaligen Kinderzimmer lagen. »Ist es noch nicht vorbei?«
    »In meinem Fall schon. Vielleicht war's niemals eine tiefe Beziehung. Ich glaube, es ist schon seit einiger Zeit vorbei, und ich wollte es nicht wahrhaben. Ich sah nicht, wie unglücklich Tony in dem ganzen Müll war, dem ich machtlos ausgeliefert bin. Wie kann ich's denn ändern?« Tanya liebte ihn immer noch, war jedoch klug genug, um ihre Niederlage zu

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