Die Ranch
das Bild eine Fotomontage war, ließ sich nicht feststellen. Trotzdem war sie wütend. Unfähig, der Versuchung zu widerstehen, rief sie in seinem Büro an und erreichte ihn, kurz bevor er gehen wollte. »Wie ich höre, steht mein Name heute wieder mal im Rampenlicht«, versuchte sie zu scherzen.
»So könnte man's nennen. Dein Freund Leo weiß ziemlich viel über dich zu erzählen.« In Tonys Stimme schwang unverhohlener Zorn mit. »Hast du's gelesen?«
»Jean hat's mir gerade am Telefon vorgelesen«, erwiderte sie in ruhigem, kontrolliertem Ton. »Blühender Unsinn. Hoffentlich weißt du das.«
»Da bin ich mir nicht mehr sicher, Tan.«
»Was über mich geschrieben wird, ist nicht schlimmer als die Story über das Mädchen, das du angeblich nach Palm Springs mitgenommen hast. Von euch beiden gibt's sogar ein Foto, und das alles ist auch nicht wahr. Warum die ganze Aufregung?«
Nach einer langen Pause antwortete er leise: »Es ist wahr.
Ich wollte es dir erzählen, aber vor deiner Abreise ergab sich keine Gelegenheit.«
Sie fühlte sich elend. Also hatte er sie betrogen, es stand in der Zeitung, und er gab es auch noch zu. »Großartig. Und was soll ich jetzt sagen? Was erwartest du?«
»Natürlich bist du wütend, mit vollem Recht. Irgendjemand muss den Reportern einen Tipp gegeben haben. Jedenfalls tauchten sie plötzlich im Hotel auf.«
»Was glaubst du wohl, wer sie gerufen hat? Mittlerweile treibst du dich lange genug in Hollywood herum, um zu wissen, wie so was funktioniert. Deine Freundin war die Informantin. Diese Chance konnte sie sich nicht entgehen lassen -ganz groß in der Presse rauszukommen, mit Tanya Thomas' Mann!« Es war niederträchtig, so etwas zu behaupten. Aber es stimmte vermutlich, und er wusste es. Am anderen Ende der Leitung entstand wieder ein längeres Schweigen. »Jetzt bist du berühmt, Mr. Goldman. Wie gefällt dir das?«
»Da gibt's nicht viel zu sagen, Tanya.«
»Nein, nicht allzu viel. Wenigstens hättest du dich diskreter verhalten und dir ein Mädchen aussuchen können, das dich und mich nicht an die Presse verkauft.«
»Wie auch immer, ich hab's satt«, stieß er hervor, verlegen und erbost zugleich. »Morgen ziehe ich aus.«
Mühsam schluckte sie ihre Tränen hinunter. »Damit habe ich gerechnet.«
»So kann ich nicht weiterleben – ständig von Klatschkolumnisten verfolgt …«
»Mir macht's auch keinen Spaß. Immerhin kannst du dich raushalten, im Gegensatz zu mir.«
»Tut mir Leid.« Aber es hörte sich nicht so an. Plötzlich wurde er aggressiv. Man hatte ihn in flagranti ertappt, und darüber ärgerte er sich maßlos. Und nicht nur darüber: Er wollte nicht mehr die zweite Geige in Tanyas Welt spielen, wollte nicht mehr angeprangert und lächerlich gemacht werden. Nun konnte er's gar nicht erwarten, aus ihrem Haus und ihrem Leben zu verschwinden, aus dem Rampenlicht, in dem er seit der Hochzeit stand. Am Anfang hatte er's genossen, doch jetzt leuchteten die Scheinwerfer zu grell. »Tut mir wirklich Leid, Tan. Das wollte ich dir nicht am Telefon sagen – erst morgen, wenn du nach Hause kommst.«
Sie nickte nur. Über ihre Wangen rollten Tränen, und er fragte, ob sie noch da sei. »Ja, ich bin da.« Mehr oder weniger. Was von ihr übrig geblieben war. Wie schwierig ihr das alles erschien. Und sie fühlte sich so verdammt einsam. Zu lange war sie ausgenutzt und grässlich behandelt worden. Ihr zweiter Mann, der Manager, hatte sie schamlos ausgebeutet, und nun war Tony nach drei Ehejahren zu labil, um ihr beizustehen, floh nach Palm Springs und bumste mit einem Starlet. Was glaubte er denn, wie die Regenbogenpresse darauf reagieren würde? Warum war er so dumm und leichtsinnig?
»Tut mir Leid«, wiederholte er mit schwacher Stimme, doch seine Reue spielte keine Rolle mehr.
»Schon gut, bis morgen«, erwiderte sie und wollte das Gespräch möglichst schnell beenden. Er hatte ihr zu sehr weh getan, und sie fand keine Worte mehr. Dann fiel ihr noch etwas ein. »Und Wyoming?«
»Nimm die Kinder mit, das wird ihnen Spaß machen«, sagte er großmütig und hörbar erleichtert. Bald würde er nach Europa fliegen, vermutlich in Begleitung dieses Starlets.
»Danke … Mir tut's auch Leid, Tony.« Schluchzend legte sie auf. Als das Telefon läutete, weinte sie immer noch. Beinahe hätte sie sich nicht gemeldet, weil sie dachte, Tony würde fragen, ob sie okay sei. Aber es war Mary Stuart, die Tanyas Verzweiflung sofort bemerkte.
Unter Tränen erklärte Tanya, ihr
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