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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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erkennen. Nicht einmal am Anfang war die Ehe glücklich gewesen, obwohl sie sich das nur widerwillig eingestand.
    Sie nahmen im Wohnzimmer Platz und unterhielten sich. Nach einer Weile erklärte Tanya, sie müsse auf die Toilette, und Mary Stuart schickte sie zum Gästebadezimmer an der linken Seite des Flurs. Tanya öffnete die Tür, schaltete das Licht ein, und ihr Atem stockte. Offenbar war sie in den falschen Raum geraten: Todds Zimmer. Sie starrte die Trophäen und Bilder und Erinnerungsstücke an. Alles sah genauso aus wie damals – als würde er jeden Augenblick vom Princeton-College zurückkommen.
    Während sie sich umsah, hörte sie die Schritte ihrer Freundin nicht, die hinter ihr eintrat.
    »Hier gehe ich nie mehr hinein«, flüsterte Mary Stuart.
    Erschrocken zuckte Tanya zusammen und drehte sich um. Sie las die tiefe Verzweiflung in den glanzlosen Augen und legte instinktiv einen Arm um Mary Stuarts Schultern. Dieses Zimmer müsste man anders einrichten. Jetzt war es ein Schrein – und allein schon das Wissen, dass es existierte, eine Qual. Auf dem Schreibtisch stand ein Foto, das Todd mit zwei Schulfreunden zeigte. Sie hatte vergessen, wie sehr er seiner Mutter glich, wenn er lächelte. Nun erinnerte sie sich daran. Beinahe hätte sie geweint. »O Gott, tut mir Leid – ich habe die falsche Tür geöffnet.«
    Todds Mutter lächelte und betrachtete ebenfalls das Foto. »So ein wunderbarer Junge. Immer tat er das Richtige, immer war er der Star. Seine Schulkameraden wollten so sein wie er, alle liebten ihn.« Langsam rollten Tränen über ihre Wangen, und Tanya fixierte das Foto, als erwartete sie, er würde zum Leben erwachen.
    »Ja, ich weiß, er war perfekt – und dir so ähnlich.«
    »Ich kann noch immer nicht glauben, dass es geschehen ist.« Sanft befreite sich Mary Stuart von Tanyas Arm und sank aufs Bett. Seit Weihnachten hatte sie nicht mehr hier gesessen. Am späten Heiligen Abend war sie allein hereingekommen, hatte sich aufs Bett gelegt, das Kissen umklammert und stundenlang geweint.
    Das wagte sie nicht, ihrem Mann zu gestehen. Er hatte sie gebeten, das Zimmer verschlossen zu halten. Auf ihre Frage, was sie mit Todds Sachen machen sollte, antwortete er: »Was du willst.« Doch sie hatte es nicht übers Herz gebracht, irgendetwas zu verändern.
    »Möchtest du das alles nicht wegbringen?« Tanya wusste, wie schwierig das wäre, aber sie dachte, es würde der Freundin über den Kummer hinweghelfen. Oder vielleicht müsste Bill das Apartment verkaufen.
    »Das schaffe ich nicht«, schluchzte Mary Stuart und erinnerte sich an Todd, der hier gewohnt hatte. »Ich vermisse ihn so schrecklich. Und wenn Bill auch nicht darüber spricht – ich weiß, wie sehr ihm der Junge fehlt. Es bringt ihn um – uns alle.« Auch ihre Tochter war verzweifelt. Einmal hatte sie Alyssa in dieses Zimmer gehen sehen. Kein Wunder, dass das Mädchen in Paris bleiben wollte … Zu Hause war die Atmosphäre zu deprimierend, und daran würde sich vorerst nichts ändern. Weder die Mutter noch der Vater schienen die Tragödie zu überwinden.
    »Es war nicht deine Schuld.« Energisch ergriff Tanya die Arme ihrer Freundin und schaute ihr eindringlich in die Augen. »Das musst du mir glauben. Nachdem er seinen Entschluss gefasst hatte, konntest du ihn nicht zurückhalten.«
    »Warum habe ich nichts bemerkt, obwohl ich ihn so sehr liebte?« Niemals würde sich Mary Stuart diese Blindheit verzeihen.
    »Weil er's verbergen wollte. Er war erwachsen und hatte ein Recht auf seine Geheimnisse. Hätte er das Bedürfnis gehabt, dich einzuweihen, hätte er's getan. Wie solltest du wissen, was in einem anderen Menschen vorging?« Was Tanya nicht verstand, war Bills Verhalten. Seit einem Jahr quälte er Mary Stuart mit seinen Schuldzuweisungen, mit seinem Schweigen.
    »Mein Gewissen wird mich immer plagen«, erwiderte Mary Stuart traurig.
    Aber Tanya war fest entschlossen, die Freundin von den Fesseln der Vergangenheit zu befreien, sonst würde Mary Stuart den Kummer nicht überleben. »Obwohl er dich auch liebte – so wichtig warst du ihm trotzdem nicht. Er führte sein eigenes Leben, hatte seine eigenen Freunde, seine eigenen Träume, erlitt seine eigenen Enttäuschungen und Tragödien. Deshalb lag es nicht in deiner Macht, ihn zurückzuhalten, es sei denn, er wäre zu dir gekommen und hätte dich darum gebeten. Doch dafür war er zu verschlossen, genau wie du.«
    »Aber so etwas würde ich nie tun.« Mary Stuart starrte das Foto ihres

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