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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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erwiderte sie und schaute aus dem Fenster.
    »So was kommt vor«, betonte er ernsthaft. »Willst du mit aller Macht die Heldin oder Märtyrerin spielen?«
    »Diese Menschen brauchen mich, Dick.«
    »Und deine Tochter braucht dich auch. Außerdem solltest du dir mehr Zeit für dich selbst nehmen.« Das hatte sie an diesem Tag schon einmal gehört. Warum schnitt er dieses Thema an? Normalerweise war er nicht so fürsorglich. »Du siehst müde aus, Zoe.« Dann tätschelte er ihre Hand. »Das Dinner wird dir gut tun. Wahrscheinlich hast du heute noch gar nichts gegessen.« Sie erinnerte sich nicht, ob sie gefrühstückt oder zu Mittag ein paar Bissen hinuntergeschlungen hatte. So verliefen die meisten Tage.
    Im Restaurant war sie geneigt, ihrem Freund Recht zu geben. Ja, das Dinner in diesem schönen Raum würde ihr gefallen, und beim Anblick des einladend gedeckten Tisches bedauerte sie, dass sie nicht öfter mit Dick ausging. Er bestellte Wein, und sie beschlossen, sich einen Lammrücken zu teilen. Zum Nachtisch würden sie ein Soufflé genießen. Was völlig anderes als der Rest von Jades Hamburger oder die kalte Pizza, die sie manchmal aus dem Kühlschrank im Sprechzimmer nahm. »Wundervoll«, seufzte sie dankbar.
    »Ich habe dich vermisst«, gestand er und ergriff ihre Hand. Aber sie war nicht in romantischer Stimmung, und seine Arroganz hinderte sie immer wieder an tieferen Gefühlen, obwohl sie ihn körperlich anziehend fand. Auch an diesem Abend wollte sie Distanz wahren, trotz des Kerzenlichts und des köstlichen Weins. »Ich war beschäftigt«, erklärte sie den zweiwöchigen Zeitmangel.
    »Viel zu sehr. Wie wär's mit einem gemeinsamen Wochenende? Für Juli und August habe ich ein Haus am Stinson Beach gemietet.«
    Sie kannte ihn besser, als er glaubte, und lächelte ihn an. »Ein Wochenende mit Jade?«
    Zögernd nickte er. »Wenn du das vorziehst … Aber du solltest dich auch mal von deiner Tochter erholen.«
    »Sie würde mir fehlen.« Belustigt fügte sie hinzu: »Und ich wäre ein schrecklicher Gast. Im Augenblick bin ich so müde, dass ich das ganze Wochenende verschlafen würde.«
    »Vielleicht fällt mir was ein, wie ich dich wach kriegen könnte.« Er prostete ihr zu und nippte an seinem Glas. Dabei wirkte er beängstigend sinnlich.
    »Das bezweifle ich nicht, Dr. Franklin.« Entschlossen wechselte sie das Thema, und sie unterhielten sich über seine und ihre Arbeit, die typische Politik an den Universitätskliniken und diverse interessante Gerüchte. Dann erörterten sie ihre Fachgebiete, und er erläuterte eine neue Operationstechnik, die er perfektioniert hatte und die bereits in den Lehrbüchern beschrieben wurde. Er war brillant und nicht sonderlich bescheiden. Doch das störte Zoe nicht. Sie fachsimpelte gern mit ihm. Wenn sie Sam davon erzählte, warf er ihr vor, sie sei von ihrem Beruf besessen. Niemals würde er mit einer Ärztin ausgehen und bei der Pasta über Lebertransplantationen diskutieren. Er erklärte, sie müsste ihren Horizont erweitern. Außerdem konnte er Dick Franklin nicht ausstehen und nannte ihn einen überheblichen Wichtigtuer.
    Nach dem Soufflé tranken Zoe und Dick einen Cappuccino. Inzwischen war es fast elf Uhr geworden. Sie war todmüde, obwohl sie das nicht zugeben wollte, und es fiel ihr schwer, die Augen offen zu halten. Am nächsten Morgen wollte sie um sieben ihre Visite im UC Hospital antreten. Also musste sie um fünf oder halb sechs aufstehen, um noch ein bisschen mit Jade zu spielen, so wie jeden Morgen, bevor sie zur Arbeit fuhr. Darauf mochte sie nicht verzichten.
    Aber Dick bemerkte ihre Erschöpfung nicht, als er sie nach Hause brachte, und schlug ihr noch einmal ein gemeinsames Wochenende am Stinson Beach vor. »Gib mir Bescheid, wenn du Zeit hast. Ich stehe immer zur Verfügung.«
    »Erst mal muss ich meine Vertretung verständigen und Inge fragen, ob sie mal am Sonntag bleiben kann.« Wenn sie ihn vorhin auch geneckt hatte, würde sie ihm ihre Tochter niemals ein ganzes Wochenende lang zumuten, denn das würde ihn in den Wahnsinn treiben. Er wollte klassische Musik hören, nachmittags mit ihr schlafen und chirurgische Techniken besprechen, statt Windeln zu wechseln und Apfelmus aus dem Gesicht eines kleinen Kindes zu wischen. Das konnte sie verstehen. »Mal sehen, wann Sam Warner und Inge Zeit haben. Dann rufe ich dich an.«
    Sie saßen in seinem Auto vor ihrer Eingangstür. Eigentlich hatte er geplant, sie in sein Haus in Pacific Haights mitzunehmen.

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