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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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lang spielten sie mit rosa Lego-Steinen, bis die Türglocke läutete. Dr. Richard Franklin trug einen schlichten Blazer und eine unauffällige graue Hose, aber eine teure Krawatte. Offenbar war er soeben beim Friseur gewesen. Er sah immer untadelig aus, so als müsste er demnächst einen Vortrag vor den großzügigsten Förderern des Hospitals halten. Seine hervorragenden Fachkenntnisse wurden allgemein bewundert, seine Art, mit Patienten umzugehen, etwas weniger. In dieser Hinsicht unterschied er sich von Zoe. Trotzdem kamen sie gut miteinander aus.
    »Hallo, Dick!«, rief sie, nachdem Inge ihn ins Wohnzimmer geführt hatte. Von Lego-Steinen umringt, saß sie mit ihrer Tochter am Boden.
    »Ich bin beeindruckt.« Erstaunt hob er die Brauen. Er wirkte stets ein bisschen arrogant, und Zoe glaubte, damit würde die Anziehungskraft zusammenhängen, die er auf sie ausübte. Bei seinem Anblick empfand sie manchmal das Bedürfnis, ihn zu zähmen, doch bis jetzt hatte sie diesem Impuls widerstanden. »Machst du das oft?«, fragte er und zeigte auf die Steine. Soeben hatte Jade ein großes rosa Lego-Haus zerstört.
    »Sooft wie möglich«, erwiderte Zoe wahrheitsgemäß und spürte sein Unbehagen. Schon vor Monaten hatte er ihr gestanden, er fühle sich in Gesellschaft von Kindern nicht wohl. Er war niemals Vater geworden und auch nie verheiratet gewesen. Die Gelegenheit habe sich einfach nicht ergeben, behauptete er, oder wenn doch, dann zum falschen
    Zeitpunkt.Aber sie vermutete, dass er für eine Ehe viel zu egoistisch war. »Möchtest du mitspielen?«, neckte sie ihn. Natürlich konnte sie sich Dr. Richard Franklin nicht auf allen vieren vorstellen. Da würde er sein Haar zerzausen oder seine Hose zerknittern. Die meisten Kollegen fanden ihn steif und förmlich. Das war er tatsächlich, aber er war auch imposant und mit seinen fünfundfünfzig Jahren ungemein attraktiv. An der Seite eines solchen Mannes hätten ihre Eltern sie gern gesehen. Doch sie waren schon lange tot, und es erschien ihr extravagant genug, mit ihm auszugehen.
    »Bist du fertig?«, fragte er ungeduldig, er wollte ihr nicht mehr beim Spielen zuschauen. Für acht Uhr hatte er zwei Plätze im Boulevard bestellt, das ziemlich weit von Edgewood entfernt lag und so beliebt war, dass man die Tische nicht lange freihielt – nicht einmal, wenn sich prominente Ärzte angesagt hatten.
    »Ja, Sir.« Sie schlüpfte in ihre Samtjacke. Sogar im Juni waren die Nächte in San Francisco kühl. Lächelnd hob sie Jade hoch. »Ich liebe dich, Mäuschen«, beteuerte sie und rieb ihre Nase an ihrer. Dann gab sie ihr mit den Wimpern einen Schmetterlingskuss auf die Wange. Jade kicherte entzückt. »Bis später.« Bei diesen Worten schob das kleine Mädchen die Unterlippe vor, und Zoe befürchtete einen Tränenausbruch. Hastig drückte sie ihre Tochter in Inges Arme.
    Während sie hinter Dick aus dem Haus eilte, hörte sie, wie das Au-Pair-Mädchen das weinende Kind beruhigte. Seit einigen Monaten beherrschte sie die Kunst, solche Abschiedsszenen möglichst schnell zu beenden.
    »Wie gut du das hingekriegt hast«, meinte Richard bewundernd. Er war es nicht gewöhnt, Mütter kleiner Kinder auszuführen. Meistens bevorzugte er Karrierefrauen, die keine Zeit hatten, eine Familie zu gründen. Dieser Kategorie hatte auch Zoe angehört, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Dann überraschte sie ihn mit der Adoption, und damit hatte sich die Beziehung geändert. Aber sie gefiel ihm immer noch, und er würde sie gern öfter sehen. Leider beanspruchte die Arbeit in der Klinik den Großteil ihrer Zeit, und seit sie auch noch ihre Mutterfreuden genoss, musste er sich mit den wenigen Stunden begnügen, die für ihn übrig blieben. »Zwei Wochen lang haben wir uns nicht getroffen«, klagte er, als er seinen dunkelgrünen Jaguar startete.
    »Ich war sehr beschäftigt. Immerhin habe ich ziemlich viele schwer kranke Patienten.« In letzter Zeit waren mehrere gestorben, und die letzten Stunden vor dem Tod, wenn sie den armen Geschöpfen besonders nahe stand, lagen ihr jedes Mal bleischwer auf der Seele.
    »Auch ich habe viele schwer kranke Patienten«, entgegnete er irritiert, während sie zur City hinabfuhren.
    »Ja – und einige Mitarbeiter.«
    »Das stimmt. Und du solltest endlich jemanden einstellen. Wie du das alles ganz allein schaffst, ist mir rätselhaft. Eines Tages wirst du dich mit Hepatitis anstecken oder noch schlimmer – mit Aids.«
    »Welch ein angenehmer Gedanke«,

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