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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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die sich über ein Buch unterhielten, ritt sie wieder an Gordons Seite. Auch diesmal verharrte er in eisigem Schweigen. Nach einer Meile ertrug sie es nicht mehr und musterte ihn. Aber er weigerte sich, ihren Blick zu erwidern. Anscheinend wusste er nicht, wer sie war.
    »Stört Sie irgendwas an mir?«, fragte sie schließlich irritiert.
    »Nichts, Ma'am«, entgegnete er, ohne eine Miene zu verziehen, und sie fürchtete, er würde erneut in Schweigen versinken. Am liebsten hätte sie nach seinem Schienbein getreten. Sie verabscheute wortkarge Männer. Aber nach einer weiteren halben Meile überraschte er sie mit einem Lächeln. »Sie reiten sehr gut.« Unfassbar – hatte er tatsächlich einen ganzen Satz zu Stande gebracht? Er schaute sie sogar an, sah aber sofort wieder weg. Vielleicht blendete ihn der Glanz, den sie ausstrahlte.
    »Danke. Übrigens, ich hasse Pferde.«
Und Cowboys. Und Leute, die nicht mit mir reden.
    »Das habe ich auf Ihrem Formular gelesen, Ma'am. Gibt's dafür einen besonderen Grund? Wurden Sie mal abgeworfen?«
    Vermutlich hatte er seit einem Jahr nicht mehr so viel auf einmal gesagt. Nun, er bemühte sich wenigstens. Hartley hatte möglicherweise Recht, und Gordon war einfach nur schüchtern und nicht an die Gesellschaft von Stadtmenschen gewöhnt. Dann sollte er besser Schuhe putzen, statt mit den Hotelgästen auszureiten. »Nein«, beantwortete sie seine Frage, »ich finde Pferde nur dumm. In meiner Kindheit bin ich oft geritten. Aber es hat mir niemals Spaß gemacht.«
    »Ich wuchs praktisch im Sattel auf, weil mein Daddy auf einer Ranch arbeitete, und ich half ihm, junge Stiere mit dem Lasso einzufangen.« Mit zehn Jahren hatte er seinen Vater verloren, was er nicht erwähnte. Danach hatte er für seine Mutter und vier Schwestern gesorgt, bis sie verheiratet waren. Jetzt unterstützte er seine Mutter immer noch und auch seinen Sohn, der in Montana lebte. Was Tanya auch von ihm halten mochte, Gordon Washbaugh war ein anständiger, kluger Mann. »Die meisten Leute, die hierher kommen, bilden sich ein, sie könnten reiten. Aber sie wissen nicht, was sie tun, und bringen sich oft in Gefahr. Schon am ersten Tag landen viele im Staub. Da sind Sie ganz anders, Ma'am.« Eine gewaltige Untertreibung, das wusste er. Verlegen schaute er sie an. Zu ihrer Verblüffung lächelte er wieder. »Bis jetzt bin ich nie mit Stars ausgeritten, und Sie machen mich ein bisschen nervös.«
    Von seiner Ehrlichkeit beeindruckt, bereute sie, dass sie sich bei ihren Freundinnen über ihn beklagt hatte. »Warum mache ich Sie nervös?« Sie hatte nie verstanden, wieso sie die Leute dermaßen faszinierte und manchen unter ihnen sogar Angst einjagte.
    »Ich will nichts Falsches sagen, Ma'am, sonst werden Sie vielleicht böse.«
    Plötzlich lachte sie herzlich, während sie über eine Lichtung ritten.
    Sonnenschein vergoldete die Berge, und in der Ferne entdeckten sie einen Kojoten. »Als Sie heute Morgen kein Wort hervorbrachten – da war ich wirklich wütend«, gab sie zu. Unsicher sah er sie an und überlegte, ob er sich in ihrer Nähe etwas ungezwungener verhalten und ihr trauen durfte. »Ich dachte, Sie würden mich hassen.«
    »Warum sollte ich? Auf dieser Ranch sind alle Leute hinter Ihnen her, wollen Sie kennen lernen und um Autogramme bitten. Mrs. Collins hat uns ermahnt, Sie in Ruhe zu lassen und Ihnen keine Fragen zu stellen. Deshalb fand ich's am besten, gar nichts zu sagen. Ich wollte Sie nicht belästigen. Und ich bin ohnehin kein Mann vieler Worte.« Allmählich begann sie ihn zu mögen, weil er so freimütig mit ihr sprach, und für einen Cowboy drückte er sich erstaunlich gewählt aus. »Tut mir Leid, wenn ich Ihre Gefühle verletzt habe. Ich glaubte, ich müsste den Mund halten, damit Sie sich ungestört erholen können.«
    »In Zukunft sollten Sie sich ab und zu räuspern. Dann weiß ich wenigstens, dass Sie noch leben.«
    Gordon grinste. »Einem Star wie Ihnen muss doch alle Welt dauernd in den Ohren liegen. Bevor Sie hier ankamen, wusste ich gar nicht, wie verrückt sich manche Leute aufführen können. Für Sie ist das sicher sehr schwierig.«
    »O ja.« Es fiel ihr leicht, offen mit ihm zu reden. »Ständig bedrängen mich die Leute und zerren an mir, als wollten sie mir die Seele rauben. Und manchmal fürchte ich, dass sie mich eines Tages umbringen werden.« Die Erinnerung an John Lennon, den ein Fan ermordet hatte, war allen Prominenten gegenwärtig. Aber es gab noch andere, ebenso beklemmende

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