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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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wirklich?«
    Seufzend schaute Mary Stuart aus dem Fenster. Inzwischen war es dunkel geworden, und sie saß allein in ihrem stillen Apartment. Seit über einem Jahr fühlte sie sich schrecklich einsam. »Ich bin okay.« Plötzlich zitterte ihre Stimme, nur ganz leicht, und nicht so schlimm wie vor einem Jahr. Damals hatte sie Tanya getroffen, an einem grauenvollen Regentag, als sie den Tod herbeigesehnt hatte. »Allmählich finde ich mich damit ab.« Aber so viel hatte sich geändert. Viel mehr als erwartet.
    »Und Bill?«
    »Dem geht's auch gut, nehme ich an. Ich sehe ihn kaum.«
    »Das hört sich nicht besonders erfreulich an.« Wieder entstand eine längere Pause. Daran waren sie gewöhnt. »Und Alyssa?«
    »Oh, sie fühlt sich sehr wohl in Paris. Dort wollen wir uns in drei Wochen treffen und ein bisschen in Europa herumfahren. Bill verbringt den Sommer in England, um einen besonders wichtigen Prozess abzuwickeln.« Jetzt klang Mary Stuarts Stimme etwas fröhlicher, und Tanya lächelte, denn Alyssa Walker zählte zu ihren besonderen Lieblingen.
    »Begleitest du ihn nach England?«
    »Nein …«, erwiderte Mary Stuart zögernd. »Ich bleibe hier. Wenn er mit einem so bedeutsamen Fall beschäftigt ist, hat er ohnehin keine Zeit für mich. Und ich habe hier genug zu tun.«
Genug zu tun.
Sie wusste genau, was man sagen musste, um die Verzweiflung zu überspielen.
Irgendwann müssen wir uns wieder sehen

Alles in Ordnung

Im Augenblick ist Bill ziemlich gestresst

Morgen habe ich eine Aufsichtsratssitzung

Bald treffe ich meine Tochter in Paris
… Vogelstraußpolitik. Die richtigen Worte, um Ruhe und Schweigen zu erkaufen, einen Ort, wo man ungestört trauern konnte, fern von forschenden Blicken und Mitleid. Auf diese Weise konnte man sich die Menschen vom Leib halten, ohne zu verraten, wie elend man sich fühlte.
    »Nein, du bist nicht okay, Mary Stuart«, entgegnete Tanya, beharrlich wie eh und je. Jeden Stein würde sie umdrehen, bis sie alle Fakten fand, die Lösung des Problems, den Schuldigen. In ihrer unermüdlichen Suche nach der Wahrheit glich sie Zoe. Aber Tanya war subtiler und sanfter, wenn sie erfuhr, was sie wissen wollte. »Warum sagst du mir nicht, was wirklich los ist, Stu?«
    »Das sage ich doch, Tan«, beteuerte Mary Stuart. Stu -Tan – Tannie … Namen aus einer fernen Vergangenheit, ein verheißungsvoller Anfang. Jetzt schienen die alten Namen ein Ende zu markieren, einen Punkt, wo alles zerbröckelte, wo man alles verlor, statt etwas zu finden.
    Mary Stuart hasste das Leben, das sie jetzt führte. »Wirklich, wir sind okay.«
    »Du lügst. Aber ich weiß nicht, ob ich's dir verübeln soll. Es ist dein gutes Recht.« Darin lag der Unterschied zwischen Tanya und Zoe, die ihr niemals erlauben würde, irgendwas zu verheimlichen. Sie würde sich verpflichtet fühlen, ein grelles Licht auf Mary Stuarts Kummer zu richten, weil sie glaubte, dadurch könnte sie die Wunde heilen. Wenigstens verstand Tanya, dass ihr das nicht gelingen würde. Und sie hatte ihre eigenen Probleme. Wenn die Presse auch fälschlicherweise behauptete, sie habe eine Affäre – es kriselte in ihrer Ehe. Eine Zeit lang hatte es ihren Mann amüsiert, im Rampenlicht zu stehen, doch jetzt zerrte die konstante Aufmerksamkeit der Medien an seinen Nerven, die Lügen, die Drohungen, die aufdringlichen Fans, die Gerichtsprozesse -all die Leute, die Tanya ständig in Verlegenheit bringen oder ausnutzen wollten. Unter solchen Umständen konnte man kein Privatleben führen, und wie sollte Tony hinter all dem Unsinn die echte Tanya finden? Darüber beklagte er sich immer öfter, und sie verstand seine Gefühle. Aber sie konnte nichts an der Situation ändern – es sei denn, sie würde ihre Karriere beenden. Das wollte sie nicht, und er würde es auch nicht von ihr erwarten. Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als von Zeit zu Zeit die Flucht zu ergreifen – obwohl eine kurze, erholsame Reise nach Hawaii, Afrika oder Südfrankreich das Problem nicht löste. So verrückt es auch anmuten mochte, trotz ihres phänomenalen Erfolgs und unzähliger hingerissener Fans war Tanya ein Opfer ihres Ruhms. Tony verabscheute das Leben an ihrer Seite, und im Augenblick konnte sie ihm nur versprechen, möglichst wenig aufzufallen. Letzte Woche hatte sie sogar den geplanten Besuch bei ihrer Mutter in Texas abgesagt, weil sie fürchtete, die Gerüchte zu bestätigen, wenn sie die Stadt verließ. Das alles sei zu viel für die Kinder und ihn

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