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Die Rastlosen (German Edition)

Die Rastlosen (German Edition)

Titel: Die Rastlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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zündete die Zigarette wohlweislich nicht an, denn er musste jetzt den Wiederaufstieg in Angriff nehmen, und das Rauchen fuhr ihm immer mehr in die Beine, schnürte ihm den Brustkorb zusammen, und das war nur der Anfang. Nicht, dass es sich um eine besonders große Herausforderung handelte – noch dazu für einen Mann, der seine Grundausbildung bei den Gebirgsjägern gemacht hatte –, aber er war keine zwanzig mehr, und an die Erdoberfläche zurückzukehren und sich nach draußen zu hieven entsprach in seiner Vorstellung einer Wiedergeburt, die natürlich besser gelang, wenn er nicht mit einer Zigarette im Mundwinkel in einer Rauchwolke die Bühne betrat.
    Er dachte an eine Nacht zurück, als er und einige seiner Waffenbrüder mit Skiern auf Patrouille gewesen waren und der Kamerad an der Spitze des Zugs in eine Gletscherspalte stürzte. Anschließend hatten sie ihn auf eine Trage gelegt und auf die Bergwacht gewartet. Jemand hatte dem Unglücklichen eine Zigarette zwischen die Lippen gesteckt, und der hatte, noch bevor sie ganz heruntergebrannt war, in einer sich verflüchtigenden Rauchwolke sein Leben ausgehaucht – und zwar bei einem völlig grotesken Hustenanfall. Die Szene spielte sich an einem Sommerabend ab, in dem Jahr, als Saul Bellow den Nobelpreis bekam, und von dem angekündigten Meteoritenregen hatten sie nichts mitbekommen, sie konnten nichts essen und bis zum Morgen auch keine einzige Zigarette rauchen – nur auf dem Filter herumkauen, nur dem Himmel danken, dass sie noch am Leben waren.
    Er war nun auf dem Weg zurück zu seinem Fiat, schlug sich in der stockdunklen Nacht durch den Wald. In einem schnellen und sicheren Trab, ohne ein einziges Mal zu stolpern – schon vor langer Zeit hatte er gelernt, zwischen den Bäumen durchzulaufen und die Sträucher zu umschiffen –, die Ellbogen am Körper, die Zigarette hinterm Ohr, wieder regelmäßig atmend.
    Marianne nahm gerade ein Bad. Sie musterte ihn misstrauisch von Kopf bis Fuß, aber er hob die Hand zur Entwarnung, schüttelte den Kopf, gab ihr zu verstehen, dass sie sich täuschte, dass er nichts Schlimmes getan hatte.
    Sie schrubbte sich den Hals und die Brüste mit einem seifigen Schwamm. »Ich möchte, dass man sich um mich kümmert«, sagte sie düster. Sie duschte sich ab.
    Sie erhob sich, und er hielt ihr ein Badetuch hin. In diesem Moment bemerkte er völlig entgeistert, dass sie kein einziges Schamhaar mehr hatte und ihr Venushügel so glatt war wie ein Stück Seife – sie sah, wie er versuchte, möglichst unauffällig zu schlucken.
    *
     
    Myriams Interesse an Mariannes Körperbehaarung war mäßig – wenn sie auch zugab, dass es keine unbedeutende Entscheidung war, sich zu epilieren –, aber sie meinte, er solle sich über dieses Zeichen der Emanzipation von ihm freuen, man müsse darin einen Hoffnungsschimmer sehen, den Beginn eines Loslösungsprozesses, der ihnen beiden nur guttun könne.
    So einfach war das alles natürlich nicht. Zweifellos bewog ihn die Intensität seiner Empfindungen für Myriam, nichts zu unternehmen oder zu sagen, was das unglaubliche Gefühl, das ihn mit ihr verband, in Gefahr bringen könnte, das unvorstellbare Gefühl, das er zum ersten Mal in seinem Leben bei einer Frau empfand. Er nickte. Sie verbrachten ihr erstes gemeinsames Wochenende, und in der Landidylle, in die sie sich geflüchtet hatten – nach diversen ähnlichen Versuchen, die wegen Bedenken der einen oder der anderen Seite fehlgeschlagen waren –, fehlte kein einziger Grashalm, es fehlte kein einziges Blütenblatt an den Akazien vor dem Hotel, kein Schmetterling, kein Lüftchen usw., und er war rundum zufrieden. Er nickte. Er sagte ihr, dass sie recht habe. Dass man es positiv sehen müsse. Sie hatten gerade sechsunddreißig Stunden im Bett verbracht und keinen Fuß auf den Boden gesetzt, außer um ins Bad zu gehen, auf die Toilette, aufs Bidet, unter die Dusche, in die Badewanne, zur Minibar oder ans Fenster, wenn in der golden leuchtenden Landschaft die Dämmerung anbrach oder wenn mittags alles glühte, was sie durch einen Spalt im Vorhang erspähten.
    Sie waren völlig erschlagen. Er saß nackt ans Bettende gelehnt und rauchte eine Zigarette, während sie nackt und mit verschränkten Armen inmitten der Laken lag und kichernd vor sich hin murmelte, dass sie träumen müsse, dass sie verrückt sei. Er lächelte und streckte seinen Fuß aus, um sie zu berühren. Er bedauerte es, kein Schriftsteller zu sein. Sie verdiente einen

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