Die Ratte des Warlords (German Edition)
Geschäft."
"Was für eins?", fragte Budi.
"Keine Ahnung, vielleicht ein Restaurant."
"Ich werde einfach Bauer, wie mein Vater", sagte Massa nachden klich. "Nichts ist schöner, als wenn du auf deinem eigenen Land arbeiten kannst."
Sie träumten weiter. Kepler hörte mit halbem Ohr zu. Hoffentlich erlebten sie das wirklich. Hoffentlich konnte er sie am Leben erhalten, bis dieser Krieg vo rbei war – sollte er je vorbei sein.
Sie hatten bewiesen, dass sie kämpfen konnten. Vielleicht ließ Abudi ihn jetzt seine eigentliche Arbeit machen. Dann hatten seine Männer eine Chance am Leben zu bleiben.
Nach dem Kampf verschwand die Rivalität zwischen den Männern von Abdullah und den von Kepler fast ganz. Abends, wenn die Milizen ihr Essen über den Feuern zubereiteten, grenzten sich die Gruppen nicht mehr von einander ab.
Für Kepler selbst tra f das nicht zu. Er war ein Exot und er würde es immer bleiben. Weil er weiß war, kein Muslim, weil er aus einem völlig anderen kulturellen Kreis stammte. Und weil er ein Berufssoldat war. Jeder, der lange genug in der Gegend war, wusste vom weißen Joe. Dass er hart und kalt war, aber auch, dass er gut war in dem, was er tat, besser als jeder andere.
Kepler mied seine Männer, wenn er sah, dass sie sich schon mit den anderen an einem Feuer zusammengetan hatten. Er merkte die Blicke, die Abdullahs Leute auf ihn warfen und wusste, dass sie seinen Männern Löcher in den Bauch über ihn fragten. Kam er näher, erstarb die Unterhaltung, und die Männer sahen ihn argwöhnisch und etwas furchtsam an. Dann waren Abdullahs Untergebene nicht entspannt und dadurch auch Keplers nicht. Jedes Gespräch verlief sich nach wenigen Minuten, die Männer starrten sich nur noch gegenseitig an oder blickten ins Leere. Kaum war er weg, lebten sie wieder auf. Bei Abdullahs Leuten war es klar. Aber auch seine eigenen Männer sahen Kepler nur als Kommandeur. Einen guten zwar, unter dem sie gern dienten, aber er war noch immer nicht ein Teil ihrer kleinen Gemeinschaft.
Kepler blieb allein. Er besorgte sich seine Essensration und ging damit umher, als ob er die Umgebung nochmal kontrollieren würde. In Wirklichkeit grübelte er darüber nach, warum er hier war. In let zter Zeit waren ihm Zweifel an seinem Tun gekommen. Nicht direkt an dem, was er täglich tat, sondern an dem Sinn des Ganzen. Lohnte es sich wirklich, Menschen umzubringen, damit andere besser lebten und einige wenige sehr gut? Kepler war mittlerweile bei der Überzeugung angelangt, dass dem nicht so war. Die Ungerechtigkeit hatte es schon immer gegeben und er würde das nicht ändern können, mit oder ohne Waffe.
Andererseits, manche verstanden nur Gewalt, mit Worten war en sie nicht davon abzuhalten, Unschuldigen wehzutun. Wenn er etwas dagegen tat, konnte er einen winzigen Beitrag dazu leisten, ein Stückchen dieser Welt ein klein wenig besser zu machen. Nicht gut, nur besser, das reichte vielleicht auch schon.
Es war doch nicht verkehrt, hier zu sein, entschied Kepler, besser, als im Knast mit einem Farbfernseher vor der Nase zu hocken.
Eines Abends rief Abdullah Kepler an sein Feuer. Beim Hauptmann saßen zwei Leutnants, die jeweils eine Hälfte seiner Männer befehligten. Kepler ging hin und nahm Platz. Die beiden jungen Offiziere verabschiedeten sich sogleich respektvoll, obwohl Kepler im Rang mit ihnen auf derselben Stufe stand.
"Hast du ihnen befohlen, wegzugehen?", fragte er.
Abdullah, der mit einem Stock in der Glut des Feuers stocherte, hob die Augen und schüttelte den Kopf.
"Ne. Alle rennen von alleine vor dir weg."
"Weil ich weiß bin", mutmaßte Kepler.
"Zum Teil , weil du weiß bist", bestätigte Abdullah. "Und weil du einfach unnatürlich bist. Und zudem hast du den falschen Glauben."
"Seid ihr alle radikale religiöse Rassisten hier?", erkundigte Kepler sich.
"Und ein Biest bist du auch", überging Abdullah die Frage. "Weißt du, wie wir dich wahrnehmen?"
"Lass hören."
"Kennst du weiße Mäuse? Solche mit roten Augen? So", eröffnete Abdullah Kepler und sah ihn gespannt auf seine Reaktion hin an.
" Dafür habt ihr Angst vor mir", meinte Kepler nur erheitert.
"Ja", bestätigte Abdullah. "So ziemlich alle haben Angst vor dir, Joe. Weil du, wenn wir bei dem Bild der rotäugigen weißen Maus bleiben wollen", er l ächelte knapp, "Haue wie ein Säbelzahntiger hast."
Kepler fragte sich bei diesen Ausführungen, wieviel Spaß in alledem steckte.
"Ich meine", Abdullah wurde ernster, "du hast es dir alles
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