Die Ratte des Warlords (German Edition)
verdient, du bist ein sehr guter Soldat."
Kepler nickte abwesend und starrte nachdenklich ins Feuer.
"Du hast mich auf eine Idee gebracht", murmelte er.
"Welche?", wollte Abdullah wissen.
"Wirst schon sehen", antwortete Kepler grübelnd.
Abdullah war verärgert, ließ sich aber nicht herab, nochmal nachzufragen.
Den Rest dieses Abends und die nachfolgenden Abende verbrac hten sie bei leichteren Unterhaltungen über Frauen. Auf diesem Gebiet gab es keine Rassen- oder Glaubensunterschiede zwischen ihnen.
In den nächsten Tagen führten sie ihren Auftrag weiter durch. Von feindlichen Truppen sahen sie nichts mehr. Zwei Wochen später befanden sie sich auf dem Rückweg, um von einer anderen Einheit abgelöst zu werden.
Eines Morgens, als Kepler von seinem Lauf z urückkam, winkte Abdullah ihn zu sich. Der Offizier unterhielt sich gerade per Satellitentelefon mit Abudi, dann hielt er Kepler den Hörer hin. Der General begrüßte ihn mit zwei Worten.
"Wieso ist Ihr Iridium nicht an?", fragte er anschließend scharf.
" Akku ist kaputt", antwortete Kepler. "Lässt sich nicht mehr aufladen."
"Wie weit sind Sie von Qurdud entfernt?"
"Zwei Tage etwa."
"Begeben Sie sich umgehend dahin", wies der General ihn an. "Ihre Männer können bei Hauptmann l-'Ash bleiben, Sie brauche ich in der Stadt."
"Was soll ich dort?"
"Sie gehen ins Hotel, wo wir waren", befahl der General ohne seine Frage zu beantworten. "Ich schicke Ihnen einen Wagen entgegen. Geben Sie mir l-'Ash."
Kepler reichte Abdullah den Hörer und ging zu seinem Lagerplatz, um seine Sachen einzusammeln. Dann rief er seine Männer zu sich und setzte sie davon in Kenntnis, dass er weg musste. Abdullah war mittlerweile mit dem Gespräch fertig, er lud Kepler ein, mit ihm zu frühstücken.
Nach dem Frühstück ließ Kepler sich Essen und Wasser für den Weg geben, schulterte seinen Rucksack und das G ewehr und ging los.
Allein war er viel schneller unterwegs als mit einer sechzig Mann starken Gruppe auf Patrouille. Er lief Stunde um Stunde im kräftesparenden leichten Trab, den er von den Afrikanern gelernt hatte. Er trank ohne anzuhalten, die einzige Rast machte er um die Mittagszeit, als die Sonne im Zenit stand und es am heißesten war. Nach zwei Stunden Pause lief er weiter.
Gegen Abend, als er sich schon nach einem geeigneten Platz zum Übernachten umsah, traf er auf den ihm von Abudi entgegengeschickten Wagen. Kepler kletterte in den Jeep, eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit lag er in einem Hotelbett und schlief.
Abudi traf am nächsten Morgen gegen elf Uhr ein. Seine Sehnsucht nach Ke pler erklärte sich einfach. Die Regierung in Khartum hatte einen neuen Unterhändler geschickt und der General wollte Kepler dabei haben.
Dieses Mal lief das Ganze sehr locker ab. Der Unterhändler war nicht der Dicke vom letzten Mal, sondern ein anderer Mann. Er beäugte Kepler, der in seiner üblichen Montur und mit Sonnenbrille neben Abudi saß, misstrauisch und reserviert. Das Gespräch wurde auf Arabisch geführt, als erstes richtete der Beamte Abudi aus, dass die Regierung die Art des letzten Gesprächs bedauerte. Danach vereinbarte er mit dem General irgendwas unter vier Augen. Weder der Sinn noch der Inhalt dessen interessierten Kepler, er passte nur auf, wusste aber, dass es eigentlich völlig überflüssig war. Aber Abudi schien es zu gefallen, dem Gesandten der Regierung durch seine Anwesenheit Unbehagen zu bereiten.
Die Verhandlung dauerte bis in den Abend hinein und über die nächsten zwei T age. Danach trennte man sich, der Beamte fuhr zurück nach Khartum, Kepler und Abudi wurden mit dem Mercedes nach Weriang gebracht.
Der G eneral war schweigsam und nachdenklich. Kepler störte ihn nicht, Abudi schien sich eine neue Strategie zurechtzulegen.
Kepler holte sein Gewehr aus dem Kofferraum, als man ihn bei der Hütte a bsetzte. Er verabschiedete sich von Abudi, der ihm ein paar Tage gründlichen Ausschlafens empfahl, und ging unter die Dusche. Er war zu müde, um noch irgendetwas zu tun. Die Anspannung der Patrouille und die der Verhandlung hatten ihn ausgelaugt. Er beschloss, Abudis Rat anzunehmen und fiel ins Bett.
Am nächsten Morgen wachte er aus Gewohnheit früh auf. Nach einigem Z ögern war er seine Runde gelaufen. Auf dem Rückweg frühstückte er in der Kantine und ging wieder ins Bett. Der nächste Tag lief genauso ab.
Den Tag darauf verbrachte Kepler in der Waffenkammer. Der Waffenmeister war neben Kepler fast der einzige der
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