Die Ratte des Warlords (German Edition)
einen Achthundertmeterschuss mit nicht mehr als drei Versuchen. Kepler war zufrieden. Die Männer hörten darauf, was er sagte und gehorchten seinen Befehlen sofort. Das Fundament war fertig, den Feinschliff zu einer Kommandoeinheit würden weiteres Training und reale Einsätze besorgen.
Nachdem Khomo schließlich so gut wie nicht mehr existent war, zog die Einheit zurück nach Weriang.
46. Einige Tage später wies der General Kepler an, wieder auf Patrouille zu gehen. Kepler ließ seine Männer antreten und eröffnete ihnen, dass sie lange genug Gras, Luft und Häuser erschossen hätten.
"Wir stoßen zu der Einheit von Hauptmann l-'Ash und verbringen ein paar Tage mit seinen Jungs", setzte er die Männer in Kenntnis.
"Wir dachten, wir hätten frei von so was", vers uchte einer sich zu beschweren.
Eigentlich hatte er wohl sagen wollen, dass sie jetzt etwas Besseres waren, um auf Patrouille zu gehen, dachte Kepler mit dem Blick in die Gesichter seiner Untergebenen. Sie waren es noch nicht. Sie waren auf dem Weg dahin, aber der war lang. Und sie brauchten zwischendurch eine Rückbesinnung darauf, wo sie herkamen. Genauso wie Kepler selbst. Und Abudi wollte die Bestätigung, dass er mit ihm die richtigen Entscheidungen gefällt hatte.
"Ihr werdet fett wie Schweine", sagte Kepler.
Dieser Vergleich war für einen Muslim nicht gerade angenehm. Kepler blickte seine Meute herausfordernd an . Die Männer blieben stumm.
Aber Kepler sah ihnen die Enttäuschung an, dass sie noch immer keine MP5 gek riegt hatten und er sah auch Kobis selbstherrlich aufgeblasenes Gesicht. Die Tatsache, dass er immer noch der einzige war, der die deutsche High-Tech-Waffe hatte, kostete er mit einem pausenlosen breiten Grinsen aus.
Kepler bedac hte ihn mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß.
"Was habe ich getan?", erkundigte Kobi sich entgeistert.
" Fresse, Kobi", befahl Kepler kurzangebunden. "Wo ist der Generator?"
"Wir üben jetzt doch nicht mal", rechtfertigte Kobi sich.
"Ja. Aber auch das tun wir richtig", entgegnete Kepler.
Er beharrte darauf, da ss Kobi das Ding immer mitschleppte, damit er sich nicht zu sehr entspannte. Und weil er die leichteste Waffe hatte.
Die anderen Milizen nickten kaum merklich, aber zufri eden.
Kepler gab den Männern zwei Stunden Zeit zur Vorbereitung, dann rückten sie aus. Sie bestiegen die beiden Jeeps, die der Einheit gehörten, und fuhren nach Qurdud. Gegen Mittag kamen sie dort an und Kepler machte sich auf die Suche nach seinem Nachbarn. Er fand Abdullah in einem Imbiss, setzte sich zu ihm an den Tisch und unterrichtete ihn über seinen Befehl.
Sie verbrachten einen weit eren Tag in Qurdud, danach zogen sie westwärts, bis zur imaginären Demarkationslinie zwischen Abudis Machtbereich und dem eines anderen Warlords namens Baci.
Der Auftrag lautete, diese auf keiner Landkarte verzeichnete Grenze zu s ichern. Der Vorfall mit dem dicken Regierungsbeamten in Kaduqli war sonderbar gewesen. Die Regierung brauchte Abudi, betrachtete man die Fakten nüchtern. Der General vermutete, dass es entweder eine unbefugte Handlung des Beamten gewesen war, oder dass der Mann von Baci dazu angestachelt worden war. Dieser Warlord war mächtig, wenn auch nicht so wie Abudi. Aber der Typ suchte Verbündete und er hatte schon welche bei der Regierung. Deswegen hatte Abudi Sorgen, Khartum oder Baci könnten ihn angreifen.
Keplers Einheit streifte im Verbund mit der von Abdullah entlang der Grenze , die im Dschungel verlief. Abdullah sprach mit den Bauern, ob sie etwas Verdächtiges gesehen hätten, Soldaten der Regierung oder Bacis Milizen. Die Antworten waren überall gleich. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört. Es wurde langweilig, aber trotzdem war das Ganze keine Zeitverschwendung.
Abudi hatte überall Spitzel, er wusste bestimmt früh genug, ob ihm etwas drohte. Aber der General musste seine Miliz beschäftigen, und wenn der Grund vorgeschoben war. Soldaten brauchten eine Rechtfertigung ihres Daseins, auch vor sich selbst. Es stärkte die Moral der Männer und sie hatten das Gefühl, etwas Wichtiges und Richtiges zu tun. Abudis Leute kamen, abgesehen von Kepler, alle aus dem Süden des Sudans. Sie würden das Land verteidigen, auf dem ihre Familien lebten. Das in ihrem Gedächtnis aufzufrischen, war ein weiterer Grund dafür, warum Abudi sie hierhin geschickt hatte.
Und es gab auch den anderen Grund . Den hatte Kepler geahnt. Schon am ersten Tag bemerkte er die zum Teil sehr ausfallende Haltung
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