Die Ratte des Warlords (German Edition)
Qualität. Brauchen Sie eine Anzahlung?"
Jasmin nickte und Kepler reic hte ihr ein Bündel Geld. Danach verabschiedete er sich und verließ den Laden.
Kobi stand an den Jeep gelehnt und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
"Dir geht’s gut, was?", fragte Kepler.
"Ja", meinte der Sudanese. "Meine Tante war nicht zu Hause."
" Fahr du, Kobi. Wenn du so unbekümmert bist, bitte schön."
In Weriang hielt Kepler sich nicht lange bei Abudi auf. Er berichtete knapp , wie es abgelaufen war. Abudi nickte wortlos, nur der Wortwechsel auf dem Marktplatz schien ihn zu befriedigen. Nachdem Kepler seinen Bericht beendet hatte, drückte Abudi ihm die Hand und entließ ihn. Kepler fuhr nach Hause.
Nach einigen Tagen rückte er mit seinen Männern erneut im Verbund mit A bdullahs Einheit aus. Sie waren wieder im Westen unterwegs. Die Kämpfe in Darfur waren noch stärker geworden und die Einheit sollte nun die Grenze vor Übergriffen bewachen. Gekämpft hatten sie dieses Mal nicht, dafür trafen sie einen Tross Flüchtlinge, die aus dem Kampfgebiet geflohen waren. Abdullah entschied, sie im Gebiet der Nuba anzusiedeln. Er klärte die Leute über die Abgaben auf, die sie an Abudi zu entrichten hatten und verzeichnete sie. Kepler war froh, dass er mit solchen Verwaltungsaufgaben nichts zu tun hatte.
Nach dem sie zurück in Weriang waren und Kepler sich ausgeschlafen hatte, fuhr er nach Qurdud zu Jasmin. Die Aufnäher waren gut geworden, so wie er sie haben wollte. Auf einem prangte sogar ein goldener Stern.
"Der ist für Sie", klärte Jasmin ihn auf. "Sie sind wohl der Chef von dieser Ra ttenbrigade, oder?"
Kepler lachte.
"Kostet es mehr?"
"Nein ." Jasmin lächelte geziert zurück. "Ist ein Geschenk."
"Danke ." Kepler zwinkerte ihr zu. "Ich überlege mir noch einen Auftrag. Vielleicht kriege ich ein noch besseres Geschenk."
Jasmin sah ihn kokett an.
"Dann strengen Sie sich mal an."
"Werde ich", versprach Kepler.
Zurück in Weriang, verteilte er die Aufnäher an die Männer zusammen mit dem Befehl, sie dauerhaft an den Jacken anzubringen. Seine Untergebenen fanden das Motiv gut, sie waren es auch leid, ständig wegen ihres weißen Kommandeurs angemacht zu werden.
Die Männer stolzierten geradezu mit den Abzeichen herum, und der Aufnäher ließ die Spötter verstummen. Aber nicht jeder hatte Keplers subtile Selbstironie verstanden. Einen Tag später rief Abudi an und bat zu einer Audienz.
"Was wollen Sie damit bezwecken?", erkundigte er sich und deutete auf das Abzeichen an seiner Weste.
"Sie wissen es doch", erwiderte Kepler unwirsch. "Viele definieren meine Einheit nur über mich persönlich."
"Ist schon lustig", gab Abudi lächelnd zu. "Autobiografisch?"
" In gewisser Weise", antwortete Kepler, dann hielt er dem General den Aufnäher mit dem Stern hin. "Hier, Sie sind unser Ehrenmitglied."
"Danke schön", sagte Abudi überrascht und sichtlich gerührt. "Wussten Sie, dass Ratten wahre Spezialisten sind, was das Überleben angeht?"
"Gratuliere, Sir", sagte Kepler . "Sie haben die Frage nach dem Warum gerade selbst beantwortet."
Abdullah lachte herzlich, als er Keplers Umsetzung ihres Gesprächs sah. Kepler bedankte sich bei ihm für die Idee, danach becherten sie zusammen bis tief in die Nacht Merisa. Am Morgen gingen sie wieder auf Patrouille.
48. Und in diesem Einsatz musste Kepler die volle Tragweite dessen erfahren, was es bedeutete, Kommandeur zu sein. In einem Gefecht fiel Baris.
Erst da begriff Kepler , welchen Fehler er gemacht hatte. Er hätte nach dem ersten Einsatz, nachdem sie sich bewiesen hatten, darauf bestehen müssen, seine Männer weiter auszubilden, anstatt zu warten, bis Abudi ihn dazu anwies. Aber weil er es nicht getan hatte, war jetzt einer seiner Männer tot. Kepler hatte Baris gut als Scharfschützen ausgebildet, und der Milize hatte absolut sicher und richtig die am besten geeignete Stelle ausgesucht, als Kepler ihn angewiesen hatte, für die Deckung seiner Kameraden zu sorgen. Aber er hatte Baris nicht genug andere Dinge beigebracht und der Scharfschütze lief geradewegs in eine Sprengfalle und starb, weil er im Eifer des Gefechts nicht darauf geachtet hatte. Wenigstens hatte seine Nummer Zwei überlebt, aber das MSG90 wurde zerstört.
E ntsetzt über Baris' Tod ging Kepler zu Abudi und setzte ihn in Kenntnis, dass er niemanden mehr zu verlieren gewillt war, und verlangte die versprochene Zeit zum Üben. Etwas musste in seinem Blick gewesen sein, er bekam sie sofort.
Unter
Weitere Kostenlose Bücher