Die Ratte des Warlords (German Edition)
Pause. "Ich werde Sie töten, einfach, weil ich Drogenhändler nicht ausstehen kann."
Seine Worte hatten die Wirkung erzielt, die er bea bsichtigt hatte. Er hatte den Mann gebrochen, bevor er ihn tötete. Kepler drehte sich von ihm weg.
"Bü rger von Qurdud", rief er laut.
Man hatte ihn bei seinem Tun schon neugi erig beobachtet, nach der Ansprache wurde es auf dem Marktlatz völlig still.
"General Abudi lä sst euch leben wie ihr wollt", sagte Kepler laut. "Aber eine Sache duldet er nicht, und zwar Drogen. Dieser Mann hier verkauft Drogen, deswegen hat General Abudi ihn zum Tode verurteilt."
E r sah den nun heftig zitternden Arzt an. Er ging drei Schritte rückwärts, zog die Pistole und richtete sie auf den Kopf des Mannes. Die Augen des Arztes waren vor Entsetzen aufgerissen. Kepler wartete einen Augenblick, dann schoss er dem Arzt zweimal in die Stirn.
Dann blickte er auf die Menschen, die schweigend herumstanden. Eine Frau, keine Schwarzafrikanerin und keine Hiesige, sie sah eher so aus als ob sie von einer Hilfsorganisation wäre, fixierte Kepler mit ihrem Blick. Sie schien auf ihn zugehen zu wollen, wurde aber von einem Mann zurückgehalten.
Kepler stieg in den Jeep, K obi nahm neben ihm Platz und sie fuhren, begleitet von Hunderten von Augenpaaren, weg.
"Ich muss noch etwas erledigen", sagte Kepler, als sie den Markt verl ießen.
"Was soll ich solange machen?", fragte Kobi.
"Hast du kein Mädchen hier , oder Verwandtschaft?"
"Eine Tante", antwortete Kobi lahm.
"Du wirst sie besuchen", bestimmte Kepler.
"Chef, ich mag sie nicht sonderlich", wehrte Kobi sich.
Kepler zuckte gleichgültig die Schultern.
"Sie mag mich auch nicht sehr", setzte Kobi nach.
" Das ist mir Latte", erwiderte Kepler. "Dann wirst du lernen, ein guter Neffe zu sein. Ich brauche eine Stunde."
Er fuhr in die Innenstadt. Er hatte keine Lust , weit zu laufen, oder überhaupt zu laufen, deswegen fuhr er direkt bei dem feinen Bekleidungsgeschäft vor.
"Na, immer noch nicht weg?", begrüßte er die Frau.
"Sie kommen ja so oft", erwiderte sie lächelnd. "Jetzt werde ich reich."
"Träumen Sie weiter", begann Kepler leichthin.
Aber das Lächeln der Frau erlosch plötzlich und ihr Blick wurde bestürzt. Kepler folgte mit den Augen ihrem Blick auf seine Weste.
"Haben Sie etwas zum Saubermachen?", fragte er.
"Es muss ausgew aschen werden", brachte sie heraus.
"Machen Sie das Gröbste weg", bat Kepler.
Die Frau holte eine Flasche mit einer stark riechenden Flüssigkeit und einen Lappen. Bevor sie ihm die Sachen geben konnte, hielt Kepler ihr die Brust entgegen. Sie benetzte das Tuch und fing an, die Blutspritzer auszureiben. Als sie oben fertig war, ging sie auf ein Knie und bearbeitete auch die Hose. Kepler sah auf sie herunter.
"Wie heißen Sie eigentlich?", fragte er.
"Jasmin."
"Okay, Blümchen, das reicht, danke."
Kepler zog sie an einem Arm hoch. Sie richtete sich erleichtert auf.
"Haben Sie eine Näherin oder Stickerin an der Hand?", fragte Kepler. "Ich brauche Aufnäher. Kri egen Sie das hin?"
Jasmin nickte, trug die Putzsachen weg und kam zurück. Kepler konnte in i hren Augen sehen, dass sie überlegte, wie sie den Auftrag erfüllen konnte. Das Blut hatte sie schon vergessen.
"Was soll darauf?", fragte sie dennoch mit stumpfer Stimme.
"Eine böse Ratte", antwortete Kepler und dachte an die comicähnlichen Aufnäher vieler Kampffliegerverbände. "Weiß, mit widerlichen roten Augen und zwei unheimlich großen Hauen in der Fresse." Er grinste breit vor sich hin. "Sie soll auf den Hinterbeinen laufen und ein Gewehr mit Zielfernrohr in den Vorderfüßen halten. Im Hintergrund ein paar stilisierte dunkle Raten."
"Aha ." Endlich lächelte Jasmin auch. "Das sollen Sie sein, richtig?"
"Sie sind geschei t", beglückwünschte Kepler sie.
"Können Sie es mir aufzeichnen?"
Kepler nickte und sie holte Papier und Stifte.
Die nächste halbe Stunde arbeiteten sie zusammen am D esign des Aufnähers.
"Welchen Hintergrund? ", fragte Jasmin, als Kepler mit der Zeichnung der Ratte zufrieden war.
"Egal", antwortete er. "Wichtig ist, dass die schwarzen Ratten sichtbar sind."
"Irgendeine Inschrift?"
Kepler überlegte, dann schrieb er an-nasr lanā auf Arabisch hin.
"Der Sieg ist un ser", konstatierte Jasmin, "Sudans Nationalmotto." Sie lächelte und korrigierte ein Schriftzeichen. "In goldenen Buchstaben?"
"Ja ."
"Wieviele Aufnäher brauchen Sie?"
"Dreizehn."
"In zwei Wochen?"
"Spätestens. Und ich will sehr gute
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