Die Ratte des Warlords (German Edition)
Timurs Tod war ein Unfall!", empörte sich der Arzt verzwe ifelt.
Kepler stieg abrupt in die Bremse.
"Was?"
E ine wilde Hoffnung blitzte in den Augen des Mannes auf.
"Timur hat sich nicht selbst umgebracht", behauptete er.
"Sondern?"
"Hören Sie bitte." Der Arzt zwang sich, ruhig zu sprechen. Anscheinend wollte er Kepler die ganze Angelegenheit logisch und zusammenhängend erklären. "Timur litt sehr unter seinem Vater, unter den Erwartungen, die Abudi an ihn stellte. Dann war seine Mutter gestorben. Timur kam zu mir, er suchte Hilfe. Ich war sein Psychiater", fügte der Arzt erklärend ein. Dann wurde seine Rede schneller, als ob er einige Details übergehen wollte. "Ich habe ihm nur geholfen. Ich habe sein Bewusstsein erweitert. Ich habe ihm eine andere Welt gezeigt..."
"Per LSD?", unterbrach Kepler ihn barsch.
Der Arzt verstummte betreten.
"Wie ist der Junge gestorben?", hakte Kepler nach.
"E r war auf einer Feier", antwortete der Arzt hastig, die Chance zum Überleben witternd. "Und ist einfach nur aus dem Fenster gefallen."
"Für mich hört sich das nach Selbstmord an."
"Aber nein!", widersprach der Arzt erregt. "Timur würde so etwas nie tun! Er ist nur", jetzt stockte er verlegen, "hm... na... nicht ganz bei sich gewesen..."
"High", konstatierte Kepler. " Ja, gesprungen ist er selbst." Er sah den Arzt schief an. "Das Fenster haben Sie aufgemacht."
"Nein ...", versuchte der Arzt zu widersprechen.
"Ich weiß schon", winkte Kepler ab. "Eigentlich hätte der Junge wissen mü ssen, wo er sich das Zeug reinpfeift." Er ließ den Sarkasmus vollends beim Arzt ankommen. "Eigentlich hätte er sie erst gar nicht probieren sollen, dann würde er immer noch leben, der Idiot." Kepler blickte den Arzt an. "Eigentlich habe ich nichts für Drogenabhängige übrig, jeder trifft seine Entscheidung selbst. Aber der Junge wollte die Hilfe eines Arztes haben und Sie haben ihn stattdessen zur Droge verführt. Als Sohn von einem General konnte er sich das Zeug wohl leisten." Er machte eine Pause. "Er hatte Ihnen vertraut, Herr Doktor."
Der Arzt wusste nichts auf die diese Worte, die Kepler mit Verachtung ausgesprochen hatte, zu antworten. Die Hoffnung in seinen Augen erlosch.
"Aber ... Sie können mich doch nicht einfach so erschießen", stammelte er.
" Doch, kann ich", widersprach Kepler ruhig.
Er startete den Wagen und fuhr in Richtung des Marktes.
"Sie sind aber doch ein zivilisierter Mensch...", flehte der Arzt.
"Wie kommen Sie auf d en Irrweg?", fragte Kepler verwundert. "Weil ich weiß bin?" Er schüttelte den Kopf. "Sind Sie ein umgepolter Rassist oder was?"
"Ihnen habe ich doch nichts getan", flüsterte der Mann nur noch.
"Sehen Sie es auf dieselbe Weise wie Timurs Tod", schlug Kepler vor. "Sie haben ihm nur die Droge verkauft und ihn nicht aus dem Fester geschubst." Er blickte ins Gesicht des Arztes. "General Abudi will Ihren Tod. Und da ich für ihn arbeite, mache ich es. Nehmen Sie es nicht persönlich."
Bald erreichten sie den Marktplatz. Es ging auf den Nachmittag zu, der Höhepunkt des Handels war schon vorbei, aber es waren immer noch viele Menschen da. Kepler hupte einige Male. Man erkannte ihn und machte ihm Platz, während man ihn verwundert anblickte. Mit dem Auto auf den Marktplatz zu fahren war eher unüblich, Kepler hatte sehr schnell die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gezogen. Etwa in der Mitte des Platzes, auf einer breiteren Gasse zwischen den Verkaufsständen, hielt Kepler an. Er machte den Motor aus, stieg aus dem Auto und ging zum Heck. Dort packte er den Arzt wortlos am Kragen seines Mantels und zerrte ihn aus dem Jeep. Der Mann wehrte sich nicht, er war fast paralysiert. Erst als Kepler ihn gerade hinstellte, wurden seine Augen klarer.
"Sie sind mein Henker", sagte er gebrochen. "Abudi hat es zwar befohlen, aber Sie, Sie werden es tun. Damit müssen Sie den Rest Ihres Lebens leben."
Er wusste, dass er seinen Tod nicht verhindern konnte und versuchte, mit s oviel Selbstwertgefühl zu sterben, wie er nur aufbringen konnte. Und die Schuld an seinem Tod auf Kepler abzuwälzen. Kepler sah ihn schief an.
"Meinen Sie, dieser dämliche Spruch macht Sie zu e twas Besserem als mich?", fragte er. "Ich bin ein Killer, aber im Gegensatz zu Ihnen habe noch nie einen Unschuldigen getötet", sagte er deutlich. "Wissen Sie was?", sprach er weiter, bevor der Arzt etwas sagen konnte. "Nehmen Sie es doch persönlich. Ich werde Sie nicht wegen Abudis Sohn exekutieren." Er machte eine
Weitere Kostenlose Bücher