Die Ratte des Warlords (German Edition)
Generals war gekommen, nachdem er endgültig für Ordnung an den Ölquellen um Malakal gesorgt hatte. Präsident A hmad al-Baschir, selbst Generalleutnant, erkannte endlich, dass er mit seinem ehemaligen Kameraden viel besser fuhr als ohne, geschweige denn gegen ihn. Al-Baschir machte Abudi zum Mitglied der offiziellen Regierung Sudans und ernannte ihn zum Gouverneur der Provinz Dschanub Kurdufan. Inoffiziell regierte der General dabei auch die Provinz A'ali an-Nil sowie einen Teil des Bundesstaates Dschunqali.
S ogar Teile der regulären Armee unterstanden nun dem General. Damit hatte er die Autonomie seiner Provinz, die er angestrebt hatte, quasi erreicht, wenn auch nur für sich persönlich, von Demokratie war das sehr weit entfernt. Aber die hatte Abudi auch nie angestrebt. De facto war er ein König geworden. Im Gegenzug vertrat er die Interessen der Regierung, allerdings auf seine eigene Weise. Khartum bekam einen Teil des Geldes, das er erwirtschaftete, und zwar regelmäßig und viel. Dafür konnte Abudi tun und lassen, was er wollte.
Nachdem er Gouverneur geworden war, musste Abudi dem Drängen der R egierung und auch dem seiner Offiziere nachgeben, sein Hauptquartier in eine solide Stadt zu verlegen. Er meinte zwar nach wie vor, in einer Stadt zu exponiert zu sein, aber die Größe seines wachsenden Imperiums, und dass Weriang aus allen Nähten quoll, ließen ihn schließlich nachgeben. Abudi erklärte Qurdud zur Hauptstadt seines Reiches. Er hatte nichts gegen die UNO, aber mit ihr Kaduqli teilen zu müssen, das ging seiner Eitelkeit gehörig gegen den Strich.
Er zog samt der Miliz, dem Stab und der Verwaltung innerhalb einer Woche nach Qurdud um. Kepler und seine Männer bekamen drei Häuser etwa zwei Kilometer von Abudis Residenz entfernt. Kepler hatte nun ein richtiges Haus, manchmal sogar mit fließend Wasser und Strom und dazu sogar noch eine Putzfrau. Die hatte er engagiert, um der alten Frau zu ermöglichen, etwas dazu zu verdienen. Keplers Männer hatten zwei Häuser direkt neben seinem bezogen. In einem wohnten die zwei mit Familien, in dem anderen die ledigen.
50. Einen Tag nach dem Umzug klingelte Keplers Handy. Der General war höchstpersönlich dran und bat ihn, umgehend zu ihm zu kommen.
Sie saßen nicht an seinem Schreibtisch, sondern am riesigen Fenster an einem polierten Kaffeetisch in weichen Sesseln. Abudis Arbeitszimmer war jetzt v iel größer, edler und moderner.
Abudi nahm seine übliche Haltung an, die er i mmer beim Nachdenken hatte, und sah Kepler kompromisslos an.
"Sie werden jetzt Colonel."
"General, lassen Sie bitte den Quatsch", entgegnete Kepler wehleidig.
"Sie bleiben da, wo Sie sind", beruhigte Abudi ihn sogleich. "Ich e rhöhe Sie im Rang, damit Sie die Aufgabe erledigen können, die ich für Sie andenke."
"Was denn jetzt schon wieder?"
"Die Zeit ist einfach gekommen. Sie haben aus Ihren Männern die beste Einheit meiner Armee gemacht und so geziemt es sich nicht, dass Sie Leutnant sind, andere müssen Sie auf derselben Augenhöhe wahrnehmen oder zu Ihnen aufblicken." Abudi ließ ihm einige Sekunden Zeit, das Gesagte zu begreifen. "Die andere Sache sind Drogen. Ich höre immer öfter von Soldaten, die welche nehmen. Wir säubern unseren Laden davon, und zwar das ganze Gebiet, bei der Armee fangen wir an", fuhr er bestimmt fort. "Fällt Ihnen etwas auf, das damit zu tun hat, greifen Sie durch, und zwar brutal. Auch deswegen Colonel."
"Das wird vielen nicht gefallen", sagte Kepler. "Vor allem, weil ich weiß bin."
"Sie haben einen gewissen Ruf", meinte Abudi, "einen furchterregenden", e rgänzte er. "Jetzt haben Sie auch die Autorität dazu. Es wird gut funktionieren."
"Sicher doch ." Kepler lächelte schief. "Das haben Sie geschickt überlegt. Na gut, dann wird der Weiße halt zum Buhmann." Er blickte Abudi fordernd in die Augen. "Sie stehen hinter mir, General. Meinetwegen nicht hinter meinen Methoden, aber hinter mir. Bedingungslos."
"Sie lassen mir auch ein bisschen Raum, danke", sagte Abudi. Er streckte Ke pler die Hand entgegen. "Ich stehe hinter Ihnen. Sie sind jetzt meine rechte Hand, in manchen Sachen zumindest." Abudi sah ihn durchdringend an. "Und wenn ich sage, Sie sollen springen, fragen Sie nur, wie weit."
"Oder wie hoch", entgegnete Kepler ruhig und drückte seine Hand.
Der General lachte und die Spannung verschwand.
"Was brauchen Sie, Colonel?", fragte Abudi.
"Einen Blankoscheck für die Waffenkammer", verlangte Kepler sofort.
"Haben Sie.
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