Die Ratte des Warlords (German Edition)
besorgte die Erfahrung. Was ihn zuversichtlich stimmte, waren die Gesichter seiner Männer. Sie waren gut und das wussten sie. Das erfüllte sie und Kepler mit einer großen Zufriedenheit. So kurz die Zeit auch insgesamt gewesen war, Kepler hatte aus seinen Männern eine echte Kommandoeinheit geformt. Er hatte sie soweit, dass sie Abudis Leuten, anderen Milizen und sogar den Soldaten der regulären Armee Sudans weit überlegen waren. Kepler wusste, dass sie genauso weit davon entfernt waren, sich mit dem KSK, dem SAS oder den SEALs messen zu können. Aber darauf legte er es auch nicht an. Seine Männer waren gut und sie wurden immer besser, das bestätigten die Einsätze. Dennoch hatte er das Gefühl, zu wenig getan zu haben, um die Männer auf alle Eventualitäten vorzubereiten.
Während Kepler seine Männer trainiert hatte, war Abudi damit beschäftig gewesen, jeglichen Widerstand in der Gegend von Malakal niederzutrampeln und er schaffte es weitestgehend. Jedoch, kaum dass Kepler seine Männer als Kommandos einsatzbereit erklärt hatte, setzte Abudi wie auf Bestellung eine großangelegte Offensive an der Grenze zum Bundesstaat al-Wahda in Gang. Die Region gehörte zum Südsudan und sympathisierte eigentlich mit ihm, aber einige Warlords zettelten einen Aufstand gegen ihn an. Der General nahm es zum Anlass, die Gegner auszulöschen und noch mehr Macht zu gewinnen.
Keplers Einheit zog mit in den Kampf. Kepler drückte sich nicht, aber Schlac hten und Scharmützel überließ er, soweit es ging, anderen. Gemäß dem von Abudi geforderten Einsatzprofil übernahmen seine Männer heikle Aufgaben. Sie führten Sabotageakte im Hinterland des Feindes durch und verschleppten hochgestellte feindliche Milizoffiziere oder eliminierten sie aus dem Hinterhalt heraus. Einmal führten sie eine Rettungsaktion für Khartum durch, um einen Regierungsbeamten zu befreien. Sie machten Aufklärung, koordinierten Vorstöße und leisteten Unterstützung in Form kleiner Penetrationsangriffe auf die Führungsebene des Feindes.
Sie machten ihre Arbeit gut und sie wurden immer besser. Sie verloren wä hrend dieser Kämpfe keinen einzigen Mann und erwarben sich in Abudis Miliz und in der Bevölkerung einen neuen Ruf. Ihr Abzeichen trug ihnen den inoffiziellen Namen Ratcompany ein, den andere mit Respekt und sie selbst mit Stolz benutzten. Keplers Idee hatte sogar Nachahmer gefunden, die ihre Einheiten mit ähnlichen Abzeichen ausstatteten. Aber seine Männer waren Träger des Originals, ihr Abzeichen war das erste und Abudi hatte auch eines.
Die kompromisslose asymmetrische Kriegführung, die Abudi haben wollte und die Kepler umsetzte, rettete nicht nur Leben in den Reihen der Milizen des Generals. Sie verbreitete auch Angst und Schr ecken, was aber dennoch dem Ziel diente, weniger große offene Schlachten führen zu müssen. Der weniger positive Effekt war der, dass mittlerweile viele im Sudan von dem hinterhältigen weißen Berserker in Abudis Reihen mitsamt seiner Ratten wussten. Zwei von Abudis Widersachern hatten sogar Leute auf Kepler angesetzt.
Aber entweder hatten sie ihn nicht finden können, oder sie waren nicht imsta nde gewesen, ihn zu töten, weil Kepler ihnen zuvorgekommen war. Er bekämpfte schon immer, und jetzt ganz besonders, noch bevor er die gegnerischen Offiziere erschoss, gnadenlos als erstes jeden, der eine Waffe mit einem Zielfernrohr in den Händen hielt. Oder etwas, was auch ansatzweise so aussah.
Und dann, plötzlich, hielt der Krieg für einen Moment inne.
49. Seit dem Tag, an dem Abudi sich zum General einer Miliz gemacht hatte, hatte er beständig ein Ziel verfolgt. Methodisch festigte und stärkte er seine Macht und weitete seinen Einfluss aus. Und, was ihn von anderen Warlords unterschied, er knüpfte sehr fleißig Kontakte zur Regierung und zum Kapital. Der kleine General war dabei geduldig vorgegangen, eine für Afrikaner eher unübliche Charaktereigenschaft.
Die Früchte der jahrelangen Arbeit und seiner Geduld erntete Abudi hingegen innerhalb weniger Wochen.
D er General wollte nicht der König von Sudan werden, ein Gebiet von der Größe der Bundesrepublik, einem Sechstel des Landes, stellte ihn vorerst zufrieden. Auch wenn er nicht den ganzen Süden Sudans unter seiner Kontrolle hatte, irgendwann führte für die Regierung kein Weg mehr an ihm vorbei, wollte sie die Einheit des Landes erhalten und etwas von den Bodenschätzen haben. Plötzlich ging Khartum sehr konform mit Abudi um.
Die Stunde des
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