Die Ratte des Warlords (German Edition)
Helikopter stieg und Kepler, Kobi und ihre Gefangenen in den fünften Hind einlud, um sie nach Qurdud zu fliegen.
Ein paar Minuten später, nachdem die Kabinentüren zugeklappt und der Hubschrauber gestartet war, entspannte Kepler sich. Er lehnte sich zurück, das AWSM zwischen den Beinen, und das Geräusch und das Rütteln des Fluges lullten ihn allmählich ein. Der Kerosingeruch ebenso, er weckte nicht nur Erinnerungen an früher, er überdeckte auch Keplers eigenen Gestank.
55. Einen Tag später saß Kepler wieder sauber, frisch und rasiert vor Abudi und hatte das Gefühl, dass der kleine General ihn beinahe umarmen wollte. Es erklärte sich aus der Tatsache, dass Cincak derjenige aus Baruks Gefolge war, der Kontakte zu den Ausländern hatte, die Bodenschätze und Rohstoffe auf dem Gebiet der beiden Warlords abbauen wollten. Baruks und Bacis Gebiete gehörten jetzt Abudi, und er wollte schnell das Geld dieser Ausländer haben.
Der freudig erregte General ließ pro forma ein paar tadelnde Worte zu seiner Aktion fallen, weil er niemandem Bescheid gesagt hatte, aber das war nur um des Anstandes willen gewesen. Ansonsten malte Abudi sich aus, wieviel Geld er bald zusätzlich verdienen würde. Kepler hörte zu, aber es war ihm mehr als egal.
Aus rein finanzieller Sicht wäre er an Abudis Stelle schon längst in Rente gegangen. Er war froh, dass der General es nicht tat. Ohne ihn würde die Ordnung, die er aufgebaut hatte, sofort zerfallen. Dieser Gedanke milderte Keplers Unmut und er gönnte Abudi die Millionen. Seinetwegen auch Milliarden.
"Wollen Sie eine Million Dollar abhaben?", fragte Abudi unvermittelt in der ihm eigenen Art zu überraschen.
"Ne, zwei", entgegnete Kepler trocken. "Auf einem Nummernkonto in der Schweiz. Mit horrenden Zinsen."
Abudi lachte auf.
"Und einige Männer für Ihre Einheit. Sie hatten Verlu ste."
"Ja, die hatte ich", bestätigte Kepler beißend. "Und nein, ich will keine zusätzlichen Männer haben. Wenn Sie mir eine Freude machen wollen, dann halten Sie sich verflucht nochmal an die eigenen Worte und unterstellen mich nie, niemals wieder einem Idioten." Er wartete drohend so lange, bis Abudi genickt hatte. "Ansonsten können Sie mir ein paar G36-Kurz besorgen, als Ersatz für die AKs. Meine Leute stehen auf deutsche Waffen."
"Ich will eine komplette Kompanie unter Ihrem Kommando aufstellen", beklagte Abudi sich wehleidig, "und Sie wollen nur Gewehre."
" Ich bin kein großer Befehlshaber. Und eine kleine Einheit reicht für unsere Aufgabe vollkommen aus, ich will nur nie wieder außerhalb meines Auftrags kämpfen müssen, es hat mich zwei meiner Männer gekostet."
"Ich denke darüber nach", versprach Abudi. "Gehen Sie zu Ihren Männern, ich lasse Sie dann holen."
"Können wir ein paar Tage frei haben?", bat Kepler.
"Sogar ein paar Wochen, Colonel", gab Abudi sich großzügig. "Wenn es weiter ruhig bleibt" ergänzte er. "Bleiben Sie mit Ihren Männern trotzdem in Form."
"Logisch", antwortete Kepler, salutierte und ging.
Zu seiner Verärgerung wurde er vier Tage später trotzdem wieder zum General gerufen. Abudi begrüßte ihn und hielt ihm beiläufig ein Mäppchen hin.
"Was ist das?", fragte Kepler mürrisch.
"Ihre zwei Millionen in der Schweiz", antwortete Abudi leichthin und grinste ob seiner Sprachlosigkeit.
Der General hatte ein einnehmendes Wesen, aber so etwas hätte Kepler nie erwartet. Die Floskel bei ihrem Gespräch vor vier Tagen hatte er für einen Scherz gehalten. Abudi ergötzte sich währenddessen an seinem überraschten Gesicht.
"Danke, Sir ." Kepler kam wieder zu sich. Er verengte die Augen und dachte nach. "Können Sie mir vielleicht Hunderttausend davon in bar geben?"
"Ich habe schon zwei Autos für Sie, Colonel", sagte Abudi und winkte Kepler zum Fenster. "Schauen Sie."
Draußen standen zwei neue J7 des letzten Modells, gr oße Viertürer.
"Sie hauen mich um", sagte Kepler ehrlich. "Aber ich brauche jetzt nur noch einen." Er machte eine Pause. "Das Geld wollte ich für meine Männer. Und für Duds Witwe. Ich dachte, ich gebe jedem etwas. Den Rest wollte ich aber tatsächlich für ein Auto haben."
"Hatte Ihr Musi auch eine Familie?", fragte Abudi.
"Nein, Sir."
Abudi ging zu seinem Tisch und holte aus der Schublade eines nach dem and eren acht Bündel Dollarnoten. Kepler konnte nicht glauben, was er sah. Entweder schätzte Abudi ihn wirklich. Oder er kaufte ihn gerade.
"Sie sind ein guter Führer", sagte der General und reichte ihm das
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