Die Ratte des Warlords (German Edition)
Geld.
"Danke sehr. Und nein, Sir, ich will ganz bestimmt keine Division kommandieren", kam Kepler seinem unausgesprochenen Angebot zuvor.
"Okay ." Abudi nickte. "Ihr nächster Auftrag steht an. Sie müssen mir da so einen Vertreter von Shell herbringen. Er weigert sich, mit mir Geschäfte zu machen. Adil gibt Ihnen die Unterlagen."
"Sie meinen, kidnappen", stellte Kepler richtig.
"Na, das klingt so abscheulich", widersprach Abudi.
"Es trifft den Kern der Sache, Sir", Kepler lachte nicht. "Ich bin ein einfach g estrickter Mensch."
Er gab seinen Männern und Duds Witwe das Geld. Der Frau em pfahl er, in ihr Heimatdorf zu gehen. Seinen Männern riet er nachdrücklich, zumindest einen Teil des Geldes auf die Bank zu bringen, für das spätere Leben als Zivilisten. Sie alle könnten am nächsten Tag tot sein, Kepler empfahl seinen Männern trotzdem, das restliche Geld behutsam auszugeben. Mit Protzerei würden sie den Unmut anderer Milizen erregen.
Danach machte Kepler sich mit Kobi, Massa und Ngabe, Massas Nummer Zwei, auf den Weg, Abudis Gast abzuholen. Sie erwischten den Manager auf dem Nachhauseweg von einer Bohrstation. Dieses Mal ging es ohne Blutvergießen vonstatten, abgesehen von einem Schuss ins Bein des Bodyguards des Shell-Managers. Das Ganze geschah nicht auf Abudis Gebiet, deshalb war das Bringen der Beute nach Hause spannender, als sie zu erwischen. Doch Kepler hatte seinen weißen Toyota mit UNO-Abzeichen versehen und die Flucht gelang ihm problemlos. Zwei Tage später setzte er den nun zur Zusammenarbeit mit Abudi überzeugten Vertreter an der westlichen Grenze von Dschanub Kurdufan ab.
Der General war wieder dabei, sein Gebiet und seinen Einflussbereich zu erweitern. Auch wenn er Bacis und Baruks Armeen besiegt hatte, es würde noch dauern, bis die letzten Skeptiker überzeugt waren, dass er der bessere Herrscher war. Das bedeutete wieder Kämpfe, aber dieses Mal sah Kepler dem gelassener entgegen. Er hatte nun die Position, die er haben wollte. Seine Männer waren halbwegs sicher, und hundertprozentige Sicherheit gab es nie.
Und Abudis Machtgewinn bedeutete tatsächlich etwas Gutes für die Menschen. Auch wenn der General sich so hemmungslos wie er es nur konnte bereicherte, seine Machtansprüche rigoros durchsetzte und nicht bereit war, etwas mit irgendjemandem zu teilen, bewunderte Kepler diesen Mann nach wie vor. Abudi unterdrückte die zivile Bevölkerung nicht allzu sehr und seinen Milizen erlaubte er nicht zu marodieren. Er war nach wie vor bestrebt, den Menschen in seinem Gebiet Frieden und etwas Wohlstand zu ermöglichen.
Zu einer anderen Zeit , in einer etwas besseren Welt, da wäre er vielleicht ein wirklich guter König geworden.
56. Obwohl Kepler sich aus allen Belangen, die seine Aufgabe nicht direkt betrafen, heraushielt, war er dennoch eine feste Größe in Abudis Reich, wie der Onkel, über den niemand sprach, von dem aber jeder wusste, dass der böse Typ da war. Kepler und seine Männer galten schon lange als die Durchgeknallten für Sonderaufgaben. Nach dem Einsatz gegen Baci, vor allem nach Keplers persönlichem, war sein Ruf einer widerlichen Ratte noch schlimmer geworden, oder fester, je nach dem, wie man es sehen wollte.
Aber nachdem Kepler den Shell -Manager losgeworden und zurückgekehrt war, musste er wieder beweisen, dass er sich ab einer bestimmten Grenze nichts mehr bieten ließ, weiß und Ratte hin oder her.
Er kam gerade aus der Dusche, als es an der Tür klopfte. Die Putzfrau öffnete.
"Joe", rief sie, "deine Jungs wollen dich spr echen."
"Ja, Oma, ich komme."
Nachdem Kepler ihr erklärt hatte, was das Wort bedeutete, freute sich die alte Frau jedes Mal, wenn er sie so nannte. Sie lächelte ihn an, als er zur Tür kam.
Sie war aber die einzige, die lächelte. Die Männer warteten mit versteinerten Gesichtern auf ihn. Alle waren da, außer Abib.
"Was ist los?", erkundigte Kepler sich mit einem unguten Gefühl im Bauch.
"Abib ist tot", antwortete Budi.
"Was ist?", fragte Kepler erschüttert nach.
"Gestern, als Sie noch weg waren, Colonel", berichtete Budi sto tternd vor Grimm. "Abib und ich waren in der Stadt, wir hatten ein paar Mädchen kennengelernt. Da verlangte ein arabischer Major von den Regulären von Abib, dass er ihm irgendetwas irgendwohin schleppt. Ich glaube, er wollte vor der weißen Frau angeben, die bei ihm war." Während Budi sprach, wurde er immer aufgeregter. "Ich weiß nicht genau, um was es ging, ich kaufte mit den Mädchen gerade
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