Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
Vom Netzwerk:
In dem ganzen Stress hatte Kepler schon seit Monaten nicht mehr zu Hause angerufen. Er dachte eines Morgens plötzlich daran, als er die Scharfschützen unterwies. Er lag auf dem Bauch mit dem Gewehr in den Händen, als ihm der Gedanke an Zuhause kam. Auf einmal erfüllte ihn leise Vorfreude darauf, Omas Stimme zu hören und er zielte länger als sonst.
    Am Abend, als der Unterricht beendet war, blieb er in seinem Büro in der kle inen Kaserne, die Abudi eigens für die Ratcompany hatte bauen lassen. Er sah auf die Uhr. Oma müsste zu Hause sein, Jens konnte er auch auf dem Handy anrufen. Kepler wählte die Nummer seiner Oma.
    Die alte Frau kriegte sich vor Freude kaum ein. Dann erteilte sie Kepler eine fünfminütige Rüge, weil er sich so lange nicht gemeldet hatte. Danach freute sie sich wieder. Sie vermisse ihn, sagte sie, und er solle endlich heimkommen, egal was passieren würde, zusammen würden sie alles durchstehen. Nachdem dieser Teil des Gesprächs beendet war, erzählte Oma die Neuigkeiten und Vorkommnisse in ihrem Leben, das meiste drehte sich um ihre Freundinnen und ihren Gesangsverein. Kepler hörte nicht besonders aufmerksam zu, er genoss es einfach nur, die Stimme der Frau zu hören, die seine zweite Mutter war. Danach verlangte Oma, dass er ihr von sich erzählte. Er gehorchte wie immer, tischte ihr aber Halbwahrheiten über sein Leben auf. Nach knapp zwei Stunden beendete Oma das Gespräch, sie musste schlafen. Schuldbewusst sagte sie, dass sie in letzter Zeit schnell müde würde, erinnerte Kepler daran, öfter anzurufen und noch besser nach Hause zu kommen, dann verabschiedete sie sich.
    Jens freute sich auch, aber sein Missmut darüber, dass Kepler solange nicht angerufen hatte, fiel härter aus, als der von Oma. Kepler ließ es über sich ergehen, die Stimme seines Bruders hörte er auch gern, und stimmte zu. Dann war Jens mit seiner Tirade fertig, und Keplers Reue hatte ihn milder gestimmt.
    "Und wie geht’s dir so?" , fragte Jens.
    "Gut. Eigentlich sehr gut", antwortete Kepler.
    Theoretisch könnte man sagen, ich bin fast glücklich, überlegte er.
    "Komm nach Hause", sagte sein Bruder unvermi ttelt.
    " Jens, ich sagte eben – gut", erinnerte Kepler ihn. "Nicht, dass ich den Knast dem hier vorziehen würde."
    "Du brauchst nicht ins Gefängnis ."
    "Bitte?"
    "Du hast die beiden nicht getötet", sagte Jens deutlich. "Die Polizei hat festgestellt, dass du ihnen nur Knochen gebrochen hast." Jens machte eine Pause, dann sprach er eindringlich weiter. "Sie hatten deine DNA sichergestellt, damit war der Fall eigentlich klar, aber es stellte sich heraus, dass sie sich kurz zuvor selbst mit Anabolika oder so vergiftet hatten. Du hast zweien vielleicht sogar das Leben gerettet, weil sie rechtzeitig ins Krankenhaus kamen. Du bist die Mordanklage los." Jens ließ ihm Zeit, das zu begreifen. "Die Staatsanwaltschaft sagt, du wärst zwar wegen Körperverletzung dran, würdest aber nur eine Strafe auf Bewährung kriegen." Jens schwieg kurz. "Bruder, du kannst nach Hause kommen."
    "Seit wann wisst ihr das?"
    "Seit über einem Jahr. Wenn du Idiot mal anrufen würdest."
    Über ein Jahr. Der Gedanke an Katrin huschte durch Keplers Kopf. Er starrte mit nicht sehenden Augen auf die Wand, in seinem Kopf schwirrte es.
    "Dirk?" , rief Jens verwirrt.
    "Warum hat Oma nichts gesagt?", fragte Kepler nur um etwas zu s agen.
    "Sie weiß nichts davon", antwortete Jens leise. "Sie würde sonst nach A frika schwimmen, um dich zu holen."
    "Ja ." Kepler lächelte. "Sag es ihr bitte nicht."
    "Du kommst nicht?", fragte sein Bruder verwundert.
    "Erst noch nicht", antwortete Kepler fade. "Ich habe es hier zu was gebracht, Jens. Zu Hause... Ich weiß nicht, was ich dort machen soll."
    "Und was machst du da genau, Dirk?"
    Die Frage klang hart, Kepler sollte nicht versuchen, seinen Bruder anzulügen.
    "Ich bin Berater bei einem Gouverneur", erzählte er trotzdem eine Halbwahrheit. "In Militärfragen."
    "Militärfragen?", echote sein Bruder.
    Kepler hörte Ablehnung in seiner Stimme, zum ersten Mal in seinem Leben.
    "Ich kann nichts anderes, Jens", sagte er ungerührt.
    Sein Bruder ließ das Thema fallen.
    "Du kommst also nicht?", er klang weiterhin missbilligend.
    "Zumindest nicht bald", antwortete Kepler. "Ich ver diene gutes Geld. Wenn ich genug zusammen habe, um davon leben zu können, dann."
    "Wie lange wird es dauern?"
    "Paar Jahre", antwortete Kepler unbestimmt.
    " Wie du meinst", seufzte Jens. "Dann lernst du deinen Neffen

Weitere Kostenlose Bücher