Die Ratte des Warlords (German Edition)
Zugehörigkeit zur Armee oder Miliz.
Trotz der engen Vorau ssetzungen standen zwei Wochen später fast eintausend Mann vor ihm. Die meisten waren Soldaten, nur einige Milizen wollten ihren Lebensunterhalt weiterhin als Militärs verdienen.
Die nächsten zwei Wochen siebte Kepler gnade nlos aus. Er ließ die Anwärter den ganzen Tag lang rennen und schießen. Jeder, der sich auch nur den kleinsten Fehler erlaubte, flog raus. Danach sprach Kepler mit jedem der übriggebliebenen einhundertzwölf Soldaten und zehn Offizieren und sortierte noch zwanzig Anwärter aus. Mit dem Rest fuhr er in das verlassene Weriang. Dort bildete Kepler acht Einheiten und unterstellte jeweils zwei jedem seiner Männer, er selbst war ständig zwischen den Teams unterwegs. Alle vier Tage tauschten seine Männer die Einheiten. Danach mischte Kepler die Gruppen neu.
In den nächsten drei Wochen wurde jedes Haus in Weriang dutzende Male e robert, von dem kleinen Wäldchen war kaum noch etwas übrig, die umliegenden Felder wurden mehrfach umgegraben und in der Gegend lagen so viele Hülsen, wie sie Abudis Armee sonst in einem ganzen Jahr verschossen hätte. Währenddessen rekrutierte Kobi zehn Sanitäter, die in die Teams eingegliedert wurden.
Anschließend beriet Kepler sich mit seinen Männern. Er lehnte zwei ihrer En tscheidungen ab, sonst waren sie einhelliger Meinung.
Am Morgen des nächsten Tages ließ Kepler die Anwärter antreten und teilte ihnen mit, wer bleiben durfte.
Mit einhundert neuen Untergebenen kehrte er nach Qurdud zurück, wo Abudi die Männer im Rahmen einer Zeremonie auf sich einschwor. Der General zele brierte das Fest geradezu, um ein Band zwischen sich und den Männern zu schaffen. Kepler verstand das. Jeder Mensch war bereit, demjenigen gegenüber sehr loyal zu sein, der ihm das Gefühl gab, jemand Wichtiges und Besonderes zu sein. Die neuen Männer fühlten sich jetzt so. Sie würden Abudi bedingungslos und treu ergeben sein. Es war sehr gut. Solange Abudi vernünftig denken konnte und es auch tat. Der Höhepunkt der Feier war die Ausgabe der Ratcompany - Aufnäher. Kepler gefiel, dass Abudi dabei seinen Ehrenaufnäher trug.
Nach dem Fest wollte Kepler eine Woche frei haben, für sich, seine Männer und für die Neuen. Er bekam die Woche und tat nichts, außer Sport, essen, schlafen und abends Jasmin besuchen, die beiden Waffenmädchen aus Südafrika waren mittlerweile wieder abgereist.
Abudi stärkte weiterhin beharrlich seine Macht. Er war mittlerweile so bedeutungsvoll, dass die Geschäfte im Südwesten des Landes nicht mehr über die Regierung, sondern nur noch über ihn liefen. Abudi ahnte, dass es früher oder später den Neid und die Feindseligkeit hervorrufen und dass er sich dagegen wehren müssen wird. Deswegen setzte er Kepler das Ziel, die Einheit innerhalb von einem halben Jahr einsatzfähig zu machen. Dafür bewilligte er allerdings einen Etat, welchen anderswo ganze Armeen nicht zur Verfügung hatten.
Keplers neue Funktion als Befehlshaber einer Elite truppe änderte vieles. Tagein, tagaus war er damit beschäftigt, seine neuen Untergebenen zu einer funktionierenden Einheit zu formen.
Als Maschinenpistole wählte er für die Einheit die UMP, die billiger als die MP5 war. Als Pistole diente die USP, das MSG90 und das HK21 waren die anderen Standardwaffen, ergänzt von der AK-74U, das G36K war in so großer Anzahl noch nicht zu bekommen. Etwas enttäuscht darüber, freuten sich die Neuen trotzdem, eine Eliteeinheit zu sein, und Abudi unterstrich es dadurch, dass keine andere Einheit Schalldämpfer für ihre Waffen besaß oder auch nur benutzen durfte. Die Ausbildung lief gut. Die Neuen waren allesamt eine sehr gute Wahl. Kepler tat für sie alles, was er konnte und was ihm möglich war.
Die Männer seines ursprünglichen Kommandos erhob Kepler nicht im Dienstgrad, er setzte sie aber als Ausbilder ein. Es war belustigend, dass die Leutnants mit ihnen wie mit Höhergestellten sprachen. Den Männern gefiel es, aber sie hoben nicht ab, obschon sie die einzigen in den gesamten Streitkräften waren, zu derer Ausrüstung P99, G36 und MP5 gehörten. Und es gab noch eine Besonderheit – nur ihnen brachte Kepler Deutsch bei.
Er hätte es nie gesagt, auch wenn er sich dessen bewusst gewesen wäre, aber sie waren für ihn fast wie Brüder geworden.
Und für sie stand er über Abudi, ihre Loyalitä t galt zuallererst ihm.
Auf Kobi traf das alles nicht ganz zu. Wohl, weil er mit Abudi verwandt war.
60.
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