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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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dann schieße ich dir selbst in den Kopf. Soweit klar?"
    "Ja, Sir", stammelte Kobi erschrocken.
    Kepler ließ seine Hand los.
    "Du brauchst mich nicht so zu nennen. Tu e einfach nur, was ich dir sage."

21. Auch wenn Kepler erst Bedenken gehabt hatte, Söldner zu sein, nach dem ersten Einsatz hatte er sie nicht mehr. Er wollte auch keine mehr haben. Es kamen keine Unschuldigen zu Schaden, das war das Einzige, was zählte.
    Kepler war nicht um einer Idee oder eines Grundsatzes willen nach Afrika gegangen. Er hatte es in der sachlichen Überzeugung getan, ein kleines Bisschen helfen zu können. Und genauso rein pragmatisch schoss er nun. Denn so verkehrt Abudis ebenfalls pragmatisches Streben nach Geld und Macht war, es gab den Menschen das kleine Bisschen an Frieden und Sicherheit, nach dem sie hungerten. Kepler sah Verbesserungen in ihrem Leben. Wenn sie auch klein waren und langsam vonstatten gingen, es tat sich etwas, und zwar in positive Richtung. Und viele, wirklich sehr viele von der einfachen Bevölkerung wollten zu Abudi gehören. Sie gaben ihm gern die Hälfte dessen ab, was sie besaßen und erwirtschafteten. Die anderen Warlords pflegten nämlich alles zu nehmen.
    Das alles war Kepler wert, dafür diejenigen zu töten, die nur daran interessiert waren, Menschen auszubeuten und sie dann einfach aus Spaß umzubringen.
    Kepler wunderte sich, dass andere Machthaber Abudis Handeln im Umgang mit der Bevölkerung nicht übernahmen. Aber anscheinend war dieser Gedanke dermaßen absurd für sie, dass sie ihn einfach nicht nachvollziehen oder akzeptieren konnten. Sie machten weiter wie bisher, regierten über Angst und Gewalt und spielten Abudi damit nur noch mehr in die Hände. Je mehr Zeit verging, desto mehr gewann Abudis Vorgehen an Eigendynamik. In den nächsten sechs Monaten eroberte er ein größeres Gebiet als im ganzen Jahr zuvor.
    Dafür führte Abudi einen akkuraten Guerillakrieg. Zuerst malträtierte er die Gegner mit kleinen Gefechten an der Peripherie und zwang sie so, sich aufzuteilen. Danach erledigte er mit harten und schnellen Angriffen die einzelnen Truppenteile seiner Feinde. Diese Taktik erlaubte Abudi, flexibel auf die sich ständig verändernden Macht- und Stärkenverhältnisse zu reagieren.
    Sobis Einheit übernahm dabei die Aufklärung. Sie schlich durch die Gegend und spähte Milizen feindlicher Warlords aus. Bestand Aussicht auf einen schnellen Sieg, griff Sobi an. Hatten die feindlichen Verbände die richtige Konzentration, rief er Verstärkung und koordinierte den Angriff.
    Manchmal bekam Abudi von Zivilisten und Spitzeln die Information, wo sich hochrangige Feinde aufhielten. Dann zogen Kepler und Sobi zu zweit los, um sie aus dem Hinterhalt heraus zu eliminieren.
    Sonst bestand Keplers Aufgabe darin, die Einheit permanent zu decken. Mit der Zeit verließen Sobis Männer sich so auf seinen Schutz, dass er immer öfter die Angriffsposition bestimmte, die er nach eigenen Kriterien aussuchte.
    Von den Männern, die Kepler gefangengenommen hatten, waren nur noch fünf am Leben , und Sobi. Der wählte zwar immer nur die besten Männer als Ersatz für die getöteten, aber erst seitdem Kepler bei der Einheit war, gingen die Verluste zurück, nur noch ein Mann war seit dem zweiten Kampf gefallen. Trotzdem verband Kepler mit den Milizen nichts weiter als die Zugehörigkeit zu einem Verband. Er wurde zwar akzeptiert, aber nur auf Distanz. Wohl auch, weil Abudi ihn nach wie vor penetrant siezte. Er wurde respektiert, und zwar immer bedingungsloser, aber nur als Soldat. Ihm war es egal. Mittlerweile wusste er, dass Sobis Männer ihn nie im Stich lassen würden, und er selbst war genauso bereit, für seine Kameraden alles zu geben. Das genügte ihm.
    Lediglich mit Kobi war seine Beziehung etwas enger. Das erklärte sich aber nur aus ihrem zwangsläufigen Miteinander im Einsatz, nicht aus menschlicher Zuneigung. Kobi schien einfach gestrickt, ungebildet und ein bisschen dösig zu sein. Aber er war nicht dumm, sondern neugierig und aufmerksam. Nachdem die anfängliche Spannung zwischen ihnen weg war und Kobi gelernt hatte, Kepler im Gefecht nicht im Weg zu sein, schnell die Magazine zu füllen und zu reichen ohne sie zu verlieren, wurde er ein genauso guter Kämpfer wie die anderen Männer in der Einheit. Was Kobi von ihnen unterschied, war der Glaube. Kobi las oft im Koran und betete, wann immer sich eine Gelegenheit dazu ergab. Und hin und wieder bemerkte Kepler bei ihm für einen Moment die gleiche

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