Die Ratte des Warlords (German Edition)
Er warf die AK weg und nahm die Pistole wieder in die rechte Hand. Sobi hörte auf zu schießen, sein Sturmgewehr war leer. Er sah sich um, Kepler hob die Hand, sie nickten sich zu.
Abudis Männer liefen zu Sobi und der redete schnell auf sie ein, dabei winkte er in die Richtung, wohin die Feinde gelaufen waren. Acht Männer rannten ihnen nach, zwei kamen zusammen mit Sobi zu Kepler.
"Wo ist dein Gewehr?", fragte der Offizier sofort und misstrauisch.
"Liegt da hinten", antwortete Kepler und deutete mit der Hand in die Richtung.
Sobi sah ihn fragend an. Er zeigte ihm die Beretta, bevor er sie einsteckte.
"Hol es", wies der Hauptmann ihn barsch an.
"Na logisch."
Kepler ging davon. Er fand die Dragunov , dann sammelte er nach und nach seine leeren Magazine ein. Er fand auch das volle wieder, ging zu seinem Rucksack und füllte die leeren auf. Er schulterte den Rucksack und das Gewehr und ging zu Sobi, der mit den beiden anderen Milizen beim gegnerischen MG stand.
"Du hast den Verschluss kaputtgeschossen", beschwerte einer der Männer sich.
"Mir war da grade danach", maulte Kepler zurück.
Die Männer blieben zurück , um den Hügel zu sichern, Kepler und Sobi gingen in Richtung des Dorfes. Unweit der ersten Häuser ließ Sobi anhalten und hinter einem kleinen Busch in Deckung gehen. Kepler nahm die Dragunov hoch und sie warteten. Ein paar Minuten später lief ihnen eine kleine Gruppe gegnerischer Milizen vor die Läufe. Kepler erwischte zwei von ihnen, dann kamen Abudis Leute hinterher und machten den Rest.
Abudis Männer waren besser organisiert und geführt als ihre Feinde und nachdem sie den ersten Widerstand gebrochen hatten, war es kein Kampf mehr, sondern ein systematisches Aufreiben des Gegners.
Eine Stunde später war die Schlacht beendet. Zahlreiche Wachen verteilten sich im Dorf selbst und weitläufig in seiner Umgebung.
Kepler und Sobi gingen ins Dorf. Sie fanden dort Abudi und einige Offiziere, die mit einem alten Dorfbewohner sprachen. Sobi ging zum General, Kepler blieb zurück. Übe rall waren Abudis Milizen, die eigene Gefallene und Verletzte trugen, oder gefangene Gegner irgendwohin trieben.
Kepler sah Sobis Männer auf der Straße sitzen. Er ging hin und ließ sich einige Meter von ihnen entfernt nieder. Die Männer sahen ihn an, sie nic kten einander zu, dann warteten sie auf Sobi. Einige Zeit später humpelte der Junge herbei, der bei Kepler und Sobi gewesen war. Er hatte eine Schusswunde im rechten Fuß und lächelte seine Kameraden unsicher an. Sie beäugten misstrauisch seine Verletzung, blickten sich gegenseitig an und sprachen weiter miteinander.
Den Rest des Tages und die Nacht hindurch beobachtete Kepler angespannt Abudis Vorgehensweise. Der hatte ihm seine Sicht der Dinge erläutert und Kepler hatte zahlreiche Berichte und Gerüchte über die Art der Machtausübung des Generals gehört. Jetzt konnte er sich selbst direkt überzeugen, ob Abudi bezüglich seiner Politik gelogen hatte.
Aber alles schien zu stimmen. Die etwa dreißig Gefangenen sperrte man in einem Erdnusssilo ein. Die Dorfbewohner, die bei Beginn der Auseinandersetzung geflohen waren, kehrten nun zurück und Abudis Männer schikanierten sie nicht, auch wenn sie auf die Bauern herabsahen. Die Milizen aßen nur das, was sie mitgebracht hatten. Für die Säuberung des Dorfes von den Leichen wurden allerdings die Zivilisten herangezogen. Für Abudi und seinen Stab hatte man ein Zelt aufgestellt, das an Komfort bestimmt mehr bot, als jede Hütte, dann mussten die Milizen zusehen, wo sie für die Nacht unterkamen.
Am nächsten Morgen wurden die Milizen in der Mitte des Dorfes in Reih und Glied aufgestellt. Abudi stolzierte vor ihnen und hielt eine Rede. Er dankte i hnen für den erfolgreichen Einsatz, auch im Namen der Dorfbewohner. Daraus schloss Kepler, dass dieses Dorf nun auch dem General gehörte. Abudi wollte hier eine Garnison zurücklassen, bis das umliegende Land vollständig erobert war. Dann wurden die Gefangen herbeigeführt. Abudi teilte den Männern mit, dass sie dem Tod entgehen könnten, wenn sie sich unter sein Kommando stellten. Den drei Ranghöheren unter den Gefangenen, eine Art Offizieren, teilte er beiläufig mit, dass das für sie nicht gelte.
Die drei Männer wurden von zehn schwarzgekleideten Milizen abgeführt, die Abudis persönliche Leibgarde waren. Einige Minuten später hörte man schwache Geräusche von Schüssen vom Rand des Dorfes. Spätestens jetzt entschieden sich die anderen
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