Die Ratte des Warlords (German Edition)
überlegte kurz und nickte. Kepler legte an und wartete. Er ließ die Gegner auf sechshundert Meter herankommen, auf größere Entfernungen war die SWD nicht gerade berauschend präzise.
Die ersten fünf Schuss feuerte Kepler in schneller Folge ab und erwischte zwei feindliche Milizen. Überrascht blieben die anderen stehen und sahen sich um, rätselnd, woher die Schüsse gekommen waren. Kepler konnte mit den restlichen Patronen im Magazin noch drei Treffer landen, bevor die anderen wieder zu sich kamen. Sie warfen sich in Deckung hinter den Leichen ihrer toten Kameraden.
"Schieß", zischte Sobi, als einer den Kopf hob.
"Noch nicht", murmelte Kepler zurück, aufmerksam durch das Visier blickend.
Das war wohl das Problem, weswegen Abudi keine guten Scharfschützen hatte. Die Afrikaner kämpften wie Löwen, aber mit der Geduld haperte es bei ihnen gewaltig. Sobi begann nervös zu zappeln, als er sah, dass die Gegner langsam anfingen sich zu bewegen. Kepler schwenkte das Gewehr nach links und rechts und visierte ständig ein anderes Ziel an. Schließlich, weil keine Schüsse mehr kamen, und weil der Kampf in ihrem Rücken immer heftiger tobte, wagten die feindlichen Milizen den Vormarsch. Kepler ließ sie etwa fünfzig Meter ungehindert vorrücken, dann eröffnete er wieder das Feuer. Dieses Mal konnte er präziser schießen, aber auch die Reaktion der Gegner war schneller, sie gingen sofort in Deckung, nachdem der erste getroffen wurde. Anscheinend hatten sie nun auch das Mündungsfeuer der SWD gesehen, denn sie fingen an, das Maschinengewehr auszurichten. Kepler feuerte beständig, um sie daran zu hindern, aber er musste zwangsläufig Pausen machen, um Magazine zu wechseln.
"Lade die Magazine bitte", sagte er zu Sobi, als er das vorletzte aus der Tasche zog. "Die Patronen sind im Rucksack. Beeil dich."
Der Hauptmann grunzte und begann, im Rucksack zu kramen, während Kepler weiterschoss. Aber die Gegner verschanzten sich hinter Erdaufwürfen und trotz des Kugelhagels gelang es ihnen, das MG feuerfertig zu machen.
"Stellungs wechsel, nimm die Munition mit", sagte Kepler nach der ersten Garbe und rollte zur Seite.
Sobi robbte hinte rher. Unter der Deckung des Maschinengewehrs stießen die restlichen Gegner wieder vor. Kepler robbte zwanzig Meter weiter links zurück zum Kamm, richtete die SWD aus und feuerte, bis sein Magazin leer war.
"Gib mir die vollen Magazine, dann trennen wir uns", sagte er zu Sobi, weil die vorrückenden Feinde schon sehr nah waren. "Die sind jetzt nah genug, du kannst deine AK benutzen. Am besten von der anderen Seite."
Sobi ließ die vier Magazine fallen und kugelte sich auf die Rückseite des H ügels. Kepler verwünschte ihn und griff nach den Magazinen. Eines ließ er gleich wieder fallen, es waren zu viele für seine Hände. Er lief zu einem Busch drei Meter weiter, nahm das MG ins Visier und deckte die beiden Männer an der Waffe mit Kugeln ein. Das MG verstummte. Kepler wechselte das Magazin und schoss es ebenfalls in Richtung des MG leer. Dann hörte er von der anderen Seite des Hügels das Knattern der Kalaschnikows, Sobi hatte in die Kampfhandlung eingegriffen. Kepler schob das nächste Magazin in die SWD und schoss auf die Männer, die zu ihm liefen. Er erhaschte am MG eine Bewegung, schwenkte wieder dahin und feuerte, dann war das letzte Magazin dran. Kepler sah einige Angreifer auf ihn eindrehen und legte auf sie an. Sie gingen sofort in Deckung, als einer zu Boden stürzte, und eröffneten das Feuer. Kepler ließ sich zur Seite fallen und rutschte den sanften Abhang herunter. In der SWD waren noch sieben Schuss, aber jetzt war das lange Gewehr hinderlich. Kepler legte es auf die Erde und zog die Beretta, entsicherte sie und lief geduckt um den Hügel herum. Er sah drei Gegner den Kamm des Hügels entlanglaufen, ging auf ein Knie und schoss in schneller Folge auf sie. Die Entfernung von zwanzig Metern machte er durch die Überraschung wett, und dadurch, dass er sämtliche fünfzehn Patronen verschoss. Dann lief er auf den Hügel, während er das Magazin wechselte. Einer der drei Gegner bewegte sich noch. Kepler erschoss ihn und schnappte sich seine AK. Er blickte sich um, sah aber keine Gegner mehr. Mit dem Sturmgewehr in der Rechten und der Beretta in der Linken lief Kepler zu Sobi. Als er über den Hügel kam, sah er den Hauptmann, der drei Milizen hinterher feuerte, die in Richtung des offenen Landes liefen. Kepler drehte sich um und sah Abudis Männer herbeistürmen.
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