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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Machtgefüge Sudans geworden. Er erweiterte seinen Zugang zu den zahlreichen Rohstoffquellen im Süden des Landes stetig und zielstrebig und vergrößerte damit sein Vermögen. Das Kapital für das Ausbeuten der Naturschätze besorgte er im Ausland. Es war im Sudan üblich, dass das Geld aus dem Westen oder aus China kam.
    So mächtig der General auch geworden war, er hauste weiterhin in Weriang, das abgelegen lag und nur auf wenigen Karten verzeichnet war, o bwohl Qurdud, mit dem Auto nur einige Stunden entfernt, unter seiner Kontrolle stand. Abudi ging niemals zu einer Verhandlung mit den Vertretern des Kapitals, sie kamen immer zu ihm. Sobald Besuch anstand, wurde Sobis Einheit geschickt, die Delegation abzufangen. Man brachte die Boten so ins Dorf, dass sie nicht wussten, wie sie hingekommen waren. Das geschah, indem man Umwege fuhr, und meistens ließ Sobi den Leuten sogar die Augen verbinden.
    Bei diesen Einsätzen sorgte Keplers Anwesenheit für Überraschung, weil er als weißer Söldner in Diensten eines afrikanischen Warlords stand. Abudi g efiel es, die Ausländer damit zu irritieren. Diesen Effekt vergrößerte er anschließend bei den Verhandlungen, indem er Kepler als Dolmetscher einsetzte. Abudis hervorragendes Englisch hätte dafür vollends ausgereicht, aber er erfreute sich an der Verblüffung seiner Geschäftspartner, wenn Kepler die Gespräche in der Sprache des Gastes führte. Besonders die Chinesen waren davon beeindruckt.
    Die Unterhaltung per Dolmetscher gab Abudi anscheinend das Gefühl eines Staatsmannes, der auf höchster Ebene Verhandlungen führte. Kepler fand es lu stig, ansonsten konnte er so seine Sprachkenntnisse vertiefen.
    Im Übrigen widerte es ihn an. Die Ausländer machten Profit mit Sudans N aturschätzen, lokale Größen bekamen etwas ab, das Volk ging leer aus. Die Firmen bauten zwar neue Straßen, aber nur soviel, um sich die Arbeit zu erleichtern, Sudan und seine Infrastruktur waren ihnen egal. Wenn die Firmen beim Bau der Straßen oder der Anlagen überhaupt Sudanesen einstellten, dann reichte die Bezahlung gerade zum Existieren aus. Oder wie die Chinesen brachten sie eigene Leute mit, dann hatte der Sudan überhaupt nichts davon.
    Abudi machte das nicht mit. Obwohl er niemals vergaß für sein eigenes Wohl zu sorgen, arbeitete er ständig daraufhin, vom einfachen Volk akzeptiert und als guter Herrscher angesehen zu werden. Im Gegensatz zu anderen sudanesischen Machthabern beteiligte er die Bevölkerung an seinem Reichtum. Nicht, dass er selbst dafür auf etwas verzichtete, er ließ die ausländischen Firmen einfach mehr bezahlen. Auch ließ er die Menschen etwas Geld von ihren Erträgen behalten, damit sie halbwegs gut leben konnten. Was noch wichtiger war, auf seinem Gebiet herrschten Frieden und eine Art feudale Gerechtigkeit. Willkür gab es kaum und diese Politik wurde rigoros umgesetzt. Die Unterstützung der einfachen Leute war eine der Säulen, auf denen Abudi seine Herrschaft gründete.
    Bei alledem , was er schon erreicht hatte, strebte der General weiterhin nach noch mehr Macht, Einfluss, Geltung und Besitz. Nicht nur die Wirtschaft, auch die Miliz wuchs ständig weiter. Aber Abudi hielt seine Gier unter der Kontrolle seines Verstandes und er hatte einige für sich selbst definierte Prinzipien, von denen er keinen Deut abrückte. Kepler hatte nur eines davon von ihm näher erläutert bekommen, aber über die anderen sprachen Abudis Taten eigentlich viel mehr als Worte. Und obwohl Kepler seinen Chef mittlerweile gut kannte, entdeckte er immer wieder neue Facetten an Abudi.
    So eines Tages, nachdem die Einheit die nächsten verhandlungswilligen Ausländer zum General gebracht hatte. Diesmal war es ein Nigerianer mit Gefolge. Obwohl die Männer die Waffen abgegeben hatten, verhielten sie sich sehr überheblich. Der Nigerianer unterbreitete Abudi geradeheraus in einer ziemlich flegelhaft herablassenden Art den Vorschlag, ins Geschäft mit harten Drogen einzusteigen. Afrika war mittlerweile nicht mehr nur ein Transitkontinent, es beteiligte sich massiv am Drogenhandel, oft genug unter stillschweigender Komplizenschaft korrupter Staats- und Sicherheitsapparate. Nigerianische Banden hatten bereits ein Fünftel des Heroinmarktes in New York unter Kontrolle, in afrikanischen Städten verbreiteten sie vor allem dessen Derivate.
    Kepler hörte fünf Minuten lang zu. Als der Drogenhändler vorschlug, Abudi solle seine Bauern Schlafmohn statt Hirse anbauen lassen, wurde es

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