Die Ratte des Warlords (German Edition)
ihm zuviel.
"Ich nehme an, Sie verstehen mich", unterbrach er den Drogenhändler auf Russisch an den General gewandt.
Der Nigerianer starrte ihn erst erstaunt an, dann erbost, weil er nichts verstand.
"Wie kommen Sie darauf?", fragte Abudi nicht minder überrascht .
Sein Russisch hatte einen sehr deutlichen arabischen Akzent, war aber grammatikalisch sehr gut.
"Für einen Geschäftsmann verstehen Sie viel von der russischen Doktrin des Partisanenkrieges", erwiderte Kepler. "Ich denke, Sie h aben an der Frunse-Militärakademie in Moskau studiert. Als Beigabe zu den MiGs oder so."
"Sie sind ein cleverer Mann", lobte Abudi. "Was haben Sie auf dem He rzen?"
"Sie wollen sich diesen Schwachsinn doch nicht weiter anhören, oder?", fragte Kepler erbost. "Wenn Sie das anfangen, haue ich ab", stellte er rigoros klar.
"Warum?", erkundigte Abudi sich.
Kepler hatte die Provokation in Abudis Ton herausgehört, aber er wollte seinen Standpunkt trotzdem deutlich machen. Und den des Generals wissen.
"Auch wenn Sie mit dem Zeug nur schnell viel Geld verdienen wollen, ist es der größte Schwachsinn", stellte Kepler klar. "Und wenn Sie es nur nach außerhalb vertreiben – die Droge wird auch unter Ihren Leuten wüten. Das Geld ist zu groß, die Leute werden dafür käuflich. Noch schlimmer – sie werden für die Droge käuflich. Sie sagen selbst immer, Ihre Leute müssen denken. Mit Drogen können sie das nicht." Er machte eine Pause. "Ökonomisch gesehen hätten Sie einen zusätzlichen Haufen Arbeit. Die anderen Warlords werden neidisch. Dann werden wir noch mehr Krieg und Elend haben. Und wenn das Ausland sich einmischt, weil Sie dieses Gift in die Welt verticken, schadet es den anderen Geschäften. Solange der Westen seine Rohstoffe kriegt, drücken sie dort die Augen zu. Fangen Sie mit Drogen an, erinnern sie sich plötzlich an die Humanität, Menschenrechte und so weiter. Drogen machen letztendlich alles kaputt, ganz davon abgesehen, dass sie tödlich sind und nur Elend verbreiten." Kepler hielt eine Pause und sah dem General bestimmt in die Augen. "Ohne mich."
"Nanu, Mister Kepler", meinte Abudi erstaunt. "So viel haben Sie noch nie an einem Stück gesagt."
"Manchmal höre ich mich eben gern reden", brummte Kepler.
"Sie überraschen mich immer wieder ." Abudi stand auf und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. "Sehr klare Worte", murmelte er, "sehr gut."
Als er seinen Blick auf ihn richtete, sah Kepler darin Wut, die alle rdings nicht ihm galt, und dass Abudi tief verletzt war.
"Sie nehmen Ihre Männer, bringen diese Typen nach Qurdud und töten dort a lle", der General wies auf den Nigerianer, "außer ihm. Ihm machen Sie unmissverständlich klar, dass er nie wieder herkommen darf, auch seine Kumpels nicht, schon gar nicht mit solchen Vorschlägen und erst recht nicht mit Drogen, klar?"
"Ja, Sir." Kepler erhob sich. "Es sind nicht meine Männer, aber gern, Sir."
Er ging hinaus, während Abudi sich an den Drogenhändler wandte, mit den Worten, über den Vorschlag gründlich nachdenken zu wollen. Kepler instruierte Sobi über den Befehl des Generals, dann sammelten sie die Nigerianer ein.
Die Vorgehensweise des Majors, Besuchern die Augen zu verbinden, erwies sich jetzt als sehr hilfreich. Die Nigerianer ließen sich die Säcke widerstandslos über die Köpfe stülpen.
Vor dem Polizeipräsidium in Qurdud luden die Milizen die Drogenhändler aus den Jeeps. Kepler nahm dem Verhandlungsführer den Sack vom Kopf. Im nächsten Moment zwangen Sobis Männer die anderen auf die Knie und richteten sie mit Kopfschüssen hin. Kepler gab Abudis Warnung an den Anführer weiter und bekräftigte sie, indem er dem Mann die Kniescheiben herausschoss.
Sie ließen den Ve rletzten bei den Leichen liegen und fuhren zurück.
26. Sobis Einheit spielte in Abudis Miliz immer mehr eine Sonderrolle. Bei Einsätzen im Verbund mit anderen Truppen unterstand Sobi zwar dem Oberbefehl eines der Colonels, aber meistens operierte die Einheit allein und eigenständig. Ihr Auftrag hatte sich erweitert, was auf Keplers Fähigkeiten basierte, wichtige Ziele präzise auszuschalten. In Gefechten dünnte er ab dem Beginn der Kampfhandlungen die Kommandeursebene des Gegners von Weitem aus.
Aber primär wurden gezielte Eliminierungen feindlicher Führungskräfte durchgeführt, vorrangig die der oberen Ebene. Abudi hatte die Einsatzdoktrin der Einheit dahingehend geändert, dass bei den meisten Einsätzen alles darauf ausgerichtet war, Kepler mit
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