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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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und redete mit dem General. Als Kepler ins Büro kam, warf der Major einen missmutigen Blick auf ihn und sagte einige Sätze in einer Sprache, die Kepler nicht verstand. Dabei blickte Sobi ihn mürrisch an. Abudi erwiderte etwas, dann sah er Kepler herausfordernd an.
    "Mister Kepler, bei wieviel Grad kocht das Wasser?", erkundigte er sich.
    "Bei ..."
    Kepler stockte . Abudi fragte niemals ohne einen Hintersinn, auch elementarste Dinge nicht. Deswegen formulierte Kepler seine Antwort in eine Frage um.
    " Bei welchem Druck oder in welcher Höhe, Sir?"
    Abudi antwortete nicht darauf, sondern sah abschä tzend auf Sobi. Dann redete er in der Sprache, die der Major benutzt hatte.
    Im Sudan wurden mehrere hundert Sprachen gesprochen. Kepler konnte nicht mehr als ein paar Wörter aus vielen davon, üblicherweise kam er mit Englisch und Arabisch aus, nur weiter im Süden war es in ländlichen Gegenden anders.
    D er General redete in einer Kreolsprache, einem Gemisch aus mehreren Sprachen. Durch die Vermischung der Grammatik und des Wortschatzes unterschied sich die Kreol- von den Ursprungssprachen. Diese hier war arabisch-basiert, und Kepler beherrschte das sudanesische Arabisch mittlerweile sehr gut und das Hocharabisch nicht viel schlechter. Und der General sprach langsam und deutlich, den Blick bohrend in Sobis Augen gerichtet. Deswegen konnte Kepler zumindest den Sinn dessen nachvollziehen, was Abudi sagte,
    " Ist dir jetzt klar, was ich meine?", fragte er beißend. "Der Weiße da denkt nach. Immer. Manchmal zu viel, aber sein Blickwinkel fehlt mir bei einigen anderen Mitarbeitern", führte der General nachdrücklich aus. "Es würde mir einiges erleichtern, wenn meine Leute – im Rahmen – zum Nachdenken fähig wären. Sie würden dann einfach besser arbeiten. "
    Der Major erhob sich wortlos, warf einen wütenden Blick auf Kepler und ve rließ das Zimmer. Abudi sah ihm abschätzend nach.
    "Gut, dass wir darüber gesprochen haben, Mister Kepler", sagte er zufrieden.
    "Meinen Sie, Sir", erwiderte Kepler zweifelnd. "Hören Sie lieber auf, ihn zu triezen", bat er. "Sie haben Ihren Spaß, aber ich muss es nachher ausbaden."
    Die Spielchen des Generals mit dem Major waren ihm egal. Ihre Auswirku ngen nicht. Zumindest solche, die seinen direkten Vorgesetzten immer galliger ihm gegenüber werden ließen. Und worum es eben auch gegangen war, Kepler war sich sicher, dass Sobi ihm das Leben jetzt noch schwerer machen würde.

III.
    27. Wenn Architektur die im Stein eingefangene Zeitlosigkeit war, dann war Fotographie die Zeit selbst, eingefangen in einem Augenblick. Die Fähigkeit, genau diesen Augenblick auf den Film zu bannen, hatte Katrin Erler die Anerkennung der Fachwelt eingebracht. Viele Verlage illustrierten gerne, manche sogar mit Vorliebe, ihre Veröffentlichungen mit Katrins Bildern.
    Ihre Aufnahmen von Menschen, Landschaften, Tieren oder einfach nur von Sonnenauf - und Untergängen, von glitzernden Wellen des Mittelmeeres im hellen Schein des Mondes einer warmen Sommernacht, gestochen scharf, aber nie grell, schwarzweiß oder in Farbe, waren immer ausdrucksstark und eindringlich, auf eine leise, zurückhaltende Art. Es war nicht die Aufnahme an sich, sondern mehr das Verborgene darin, das sich erst nach einiger Betrachtung offenbarte.
    Dann sah man die Erkenntnis des Lebens in den zerfurchten Gesichtern der a lten Bauern und Fischer, den undefinierbaren Ausdruck der leisen Freude trotz des schweren und entbehrungsreichen Lebens in ihren Augen, und eine verborgene Lebensweisheit. Wie bei einer alten Frau neben ihrer kleinen Hütte auf einer kargen felsigen diaponischen Insel, die ihre klaren Augen in die Kamera richtete und dabei nachdenklich lächelte. Sie war still und würdevoll, diese Frau, die nichts besaß und doch alles hatte.
    Katrins Bilder weckten eine unstillbare Sehnsucht nach etwas, das ganz nah war, aber gleichzeitig unerreic hbar weit entfernt schien. So wie ihre Aufnahmen von der Welt des Weißen Meeres, wie das Mittelmeer im Arabischen bezeichnet wurde. Diese Bilder von der ins Feuerrot der Abendsonne getauchten Ägäis lockten sich aufzumachen und hinter den nächsten Hügel zu blicken, wo etwas verborgen lag, das man unbedingt sehen, erleben und begreifen wollte.
    Katrin hatte ganz Europa für ihre Aufnahmen bereist. Besonders zu Grieche nland verspürte sie eine tiefe innere Verbundenheit, weil hier der Ursprung der westlichen Kultur lag und jeder Stein von Geschichte erfüllt zu sein schien.
    Nach

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