Die Ratte des Warlords (German Edition)
Ich bin acht Monate lang immer in dieselben Dörfer gefahren. Jetzt bauen sie selbst an."
"Sie töten Menschen, um anderen zu helfen", res ümierte die Nonne. "Meinen Sie, dass das richtig ist?"
"Nein." Kepler sah ihr in die Augen. "Aber es funktioniert."
Seinen Bericht konnte er Abudi erst am übernächsten Tag geben. Sie saßen wieder im Büro und Kepler berichtete ihm, was er in Erfahrung g ebracht hatte.
"Sie wollen für die paar Christen, die in der Gegend leben, das Seelenheil b esorgen. Die Flüchtlinge, wissen Sie noch, Sir?", schloss er. "Außerdem kümmern sie sich um die obdachlosen Kinder. Sie haben für die Menschen aus der Umgebung auch eine Art Krankenstation eingerichtet. Keine Gefahr, Sir."
"Wovon lebe n sie?", erkundigte Abudi sich.
"Von seltenen Spenden aus dem Westen und dem , was die Bevölkerung ihnen gibt", erwiderte Kepler. "Sie haben einen Gemüsegarten angelegt, aber ob er reicht, weiß ich nicht." Er wartete kurz ab. "Sie könnten denen was geben, die sind nützlich", schlug er vorsichtig vor.
"Ich bin Moslem", Abudi schüttelte den Kopf, "ich habe nichts gegen Christen, aber ihnen helfen kann ich nicht." Er sah Kepler nachdenklich an. "Ich habe beschlossen, Ihren Sold zu erhöhen." Er machte eine Schublade auf und holte ein Geldbündel hervor. "Rückwirkend für das letzte halbe Jahr." Er legte noch ein Bündel hin. "Mit einer Prämie." Er lächelte kurz. "Nehmen Sie sich zwei Tage frei." Sein Blick wurde streng. "Aber verpuffen Sie nicht alles auf einmal, ja."
Kepler stand auf und sammelte das Geld ein.
"Wissen Sie was, Herr General", sagte er, "wenn Sie Präsident von Sudan werden wollen, ich werde sofort für Sie stimmen."
Abudi lächelte etwas erstaunt.
"Das ist nett von Ihnen..."
"Danke, Sir", sagte Kepler aufrichtig und ging.
Er nahm den Jeep und fuhr zur Mission. Es war gerade Mittagszeit, die No nnen, der alte Mann und die Kinder saßen draußen im Schatten eines Baobabs und aßen. Sie alle blickten angespannt zu Kepler, als er auftauchte.
"Möchten Sie etwas essen?", lud ihn die Nonne ein, die vorgestern auf Sudans Souveränität gepocht hatte.
Kepler warf einen Blick auf das bescheidene Mal.
"Nein , danke."
Er ließ sich i m Gras nieder und hielt der Nonne das Geld hin.
" Kommt das von Abudi?", fragte sie mit großen Augen.
" Indirekt. Sie dürfen niemandem sagen, dass es von ihm kommt."
"Der Herr erhört Gebete", wandte die Nonne sich an die anderen. "Michelle, du und Mohamad geht gleich nach Mang und leiht einen Esel und einen Karren aus, damit wir morgen einkaufen können", bestimmte sie, dann blickte sie Kepler an. "Es kommt wie gerufen", sagte sie freudig. Sie blickte ihn an und wog das Geldbündel in der Hand. "Haben Sie etwas dazugelegt, Monsieur Kepler?"
"Dirk", sagte Kepler. "Sie müssen keinen Esel holen. Ich fahre Sie zum Markt nach Qurdud, wenn Sie wollen", bot er an.
"Das brauchen Sie doch nicht", fing die Nonne an, brach aber unter Keplers Blick ab. "Danke schön", sagte sie herzlich. "Michelle und Marie", wies sie ihre Schwestern an, "ihr fahrt mit Monsieur Kepler mit. Kauft ein , was wir brauchen." Sie gab der anderen Nonne das Geld. "Geht sorgsam damit um."
Die Nonnen stellten eine Liste für den Einkauf zusammen, danach nahm M ichelle vorn Platz und Marie, die sich als die hübsche junge herausgestellt hatte, hinten. Während der Fahrt sprachen die Frauen nicht, sie hielten sich krampfhaft fest. Kepler fuhr schnell, um den Markt noch zu erwischen, und bei der Qualität der Straße bestand die Möglichkeit, sich beim Reden die Zunge abzubeißen.
Der Markt in Qurdud war wie jeder andere arabische oder afrikan ische Markt auch. Er war laut und hektisch, wobei gleichzeitig eine seltsam undefinierbare Gelassenheit herrschte. Kepler ist nie hinter dieses Geheimnis gekommen, aber er fand sich gut damit zurecht.
Er verhandelte für die Frauen. Qurdud war nicht groß, es war fest in Abudis Griff und Kepler war hier bekannt wie ein bunter Hund. Niemand würde auch nur versuchen, ihn zu übervorteilen, aber für die Nonnen galt das nicht. Zudem waren die Händler beleidigt, wenn man nicht mit ihnen feilschte. Kepler und die Nonnen mussten zweimal zum Jeep zurückkehren, um die Einkäufe abzuladen.
Beim zweiten Mal zählte Marie das übri ggebliebene Geld.
"Lass uns eine Ziege kaufen", sagte sie zu der Älteren und sprach weiter, bevor sie etwas einwenden konnte. "Wir hätten dann immer frische Milch. Denk daran, wie gut es für die Kinder
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