Die Ratte des Warlords (German Edition)
seinem AWSM ins Zielgebiet zu bringen und ihn dort zu unterstützen. Sobi hatte eine gute Position für ihn zu finden und ihn zu sichern. Es war gut durchdacht und die Sache funktionierte auch prächtig, die Erfolge bei den Operationen gaben Abudi Recht. Mit diesem Vorgehen hatte der General seine Doktrin der asymmetrischen Kriegsführung erweitert und ergänzt, genau dafür hatte er für Kepler auch das Gewehr besorgt.
Sobi ging das Ganze jeden Tag ein bisschen mehr gegen den Strich. Er, ein Major, hatte sich im Prinzip einem Feldwebel unterzuordnen und ihm zuzuarbeiten. Er und Kepler redeten immer weniger miteinander, manchmal bestand ihre Kommunikation während des ganzen Einsatzes nur aus einer Handvoll Einweisungen seitens Sobi. Der Major schien nach jedem Schuss mürrischer zu werden, weil Kepler nicht ein einziges Mal daneben geschossen hatte. Die ganze Miliz, und vor allem natürlich Sobis Männer, bekam mit, was Kepler konnte. Sein Ruf als Schütze, sei es am Gewehr oder an der Pistole, war unübertroffen, genauso wie seine Kampfkunst und seine kalte und arrogante, wenn auch zurückhaltende Art. Das alles schien Sobi, ebenfalls ein Berufsmilitär, unsäglich zu quälen, während die meisten anderen Offiziere Kepler zwar immer als einen Rangniederen, aber dennoch mit professionellem Respekt behandelten.
Kepler verstand Sobis Missmut und ging dem Major so weit wie möglich aus dem Weg. Sobi merkte das natürlich und schrieb es seiner Überheblichkeit zu, was aber nicht stimmte, Kepler wollte nur seine Ruhe. Ihr gespanntes Verhältnis wurde zusätzlich durch die Art verschlechtert, in der Abudi mit Sobi umging. Der General vertraute ihm wohl, wahrscheinlich, weil sie aus derselben Sippe waren. Aber so richtig leiden konnte er Sobi nicht, und er verbarg es auch nicht. Er ließ sich keine noch so winzige Gelegenheit entgehen, Sobi zurechtzuweisen oder einfach nur daran zu erinnern, wer auf welcher Sprosse der Hierarchieleiter stand. Eigentlich genauso wie Sobi es mit Kepler tat. Kepler amüsierte sich darüber, ansonsten war ihm ziemlich egal, was für Spielchen die beiden miteinander trieben. Was ihm nicht gefiel, war der Umstand, dass Abudi ihn benutzte, um Sobi schlecht zu machen. Keplers Bestreben war lediglich, seine Aufgabe zu erledigen und ansonsten jeglichen Querelen und Machkämpfen, sei es bei der Miliz oder bei der Verwaltung, aus dem Weg zu gehen. Er verhielt sich bedeckt und reserviert, aber sein Ruf hinderte ihn daran, völlig unsichtbar zu sein.
Und abgesehen davon, dass der General ihn – einen Mannschaftsdienstgrad, den Sobi nur duzte – seit dem ersten Tag beharrlich siezte, nach dem Malakaleinsatz hatte Abudi noch eine Steigerung dieser Situation herbeigeführt.
Er war wirklich General gewesen, so wie seine Offiziere es auch vorher gew esen waren. Aber sie waren alle Schwarzafrikaner aus dem Süden und sie waren in den arabisch dominierten Machtstrukturen des Landes nicht weit gekommen, deswegen hatten sie sich sozusagen selbstständig gemacht. Gerade weil Abudi Berufsmilitär war, wunderte es Kepler, dass der General ihn, einen Unteroffizier, zu seinem Berater gemacht hatte. Es erklärte sich wohl aus der Tatsache, dass er der einzige im Umkreis von ein paar tausend Kilometern war, der über die für Abudi nützlichen Kenntnisse der asymmetrischen Kriegsführung verfügte. Der General hatte sie zwar auch, aber mehr theoretisch, er war Luftwaffengeneral gewesen. Und, auch wenn er sich enorme Fähigkeiten auf dem Gebiet des Bodenkrieges angeeignet hatte und ein wirklich brillanter Stratege war, er brauchte einen guten, praktisch veranlagten Taktiker.
Die Beratungen, die Abudi mit Kepler führte, wurden nicht an die große Glocke gehängt, aber alle Offiziere wussten davon. Sobi tat es explizit.
Wenn es nicht um die al lgemeine Vorgehensweise, sondern um den nächsten Einsatz ging, wohnte er den Besprechungen bei. Er saß dann immer abseits und hörte mit düsterem Gesicht zu. Das lag daran, dass Abudi indirekt seine Autorität untergrub. Weil er Kepler ins Zentrum jeglicher Überlegung stellte.
Kepler gefiel das nicht, Sobis Nervenkostüm wurde dadurch zusätzlich malträtiert. Er versuchte, Sobi mit einzubeziehen, erreichte damit aber eher genau das Gegenteil dessen was er eigentlich wollte, Sobi wurde immer mürrischer, je länger die Unterhaltung andauerte. Abudi schien das noch mehr zu amüsieren.
Eines Abends ging Kepler wie nach jedem Einsatz ü blich zu Abudi. Sobi war schon da
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