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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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drei Jahren beschloss Katrin, ihre Suche nach solchen Motiven auf die ganze Welt auszudehnen. Sie wollte mit Afrika anfangen und den schwarzen Kontinent erkunden, indem sie ihn von Süden nach Norden durchquerte. Sie wollte ihre Reise in Südafrika beginnen, in Ägypten eine der ältesten Zivilisationen der Welt kennenlernen und über Tunesien zurückkommen.
    Katrin wollte das wirkliche afrikanische Leben in Bildern festhalten, ung eschminkt und von Nahem. Deswegen nahm sie sich bewusst vor, nicht die üblichen Strecken zu benutzen und Plätze zu meiden, die Touristen anlockten. Sie wollte nicht nur das schöne Afrika sehen und fotografieren, sondern das reale und das wirkliche Leben der einfachen Menschen.
    Es war nicht nur die berufliche Herausforderung, die Katrin reizte, in fremde Länder zu reisen. Es war auch nicht nur die Fülle an Eindrücken, die andere Kulturen boten. Es war mehr der Wunsch nach Neuem und Unentdecktem und die Sehnsucht und einfach die Romantik , die sie in die Ferne lockten.
    Der Ve rlag guj AG aus Hamburg, der die Zeitschrift GEO herausgab, hatte sich für Exklusivrechte an Katrins Bildern bereit erklärt, einen großen Teil ihrer Reise nach Afrika zu sponsern.
    Ein halbes Jahr lang hatte Katrin die Reise geplant und vo rbereitet. Dann war sie aufgebrochen, zu etwas, von dem sie sich erhoffte, es würde das größte und wichtigste Abenteuer ihres Lebens werden.

28. Sobald Katrin in Südafrika angekommen war, setzte sie ihr Vorhaben konsequent um. Sie stieg in Kapstadt in einen Zug und fuhr damit in Richtung Norden. Sie übernachtete in kleinen Hotels oder im Wagon, um das afrikanische Leben hautnah spüren zu können. Immer wieder stieg sie an kleinen Bahnhöfen aus und suchte eine Möglichkeit, ins Landesinnere zu reisen. Sie blieb nirgendwo länger als ein paar Stunden, aber dafür besuchte sie viele Orte. Danach kehrte sie zur Bahnstation zurück und stieg in den nächsten Zug.
    In Ottoshoop, einer ehemaligen Goldgräberstadt, die mittlerweile nur noch e ine Bahnstation an der Grenze zu Botswana war, bestieg Katrin einen Zug der Botswana Railways und durchquerte damit das Land. Sie reiste durch Botswana wie durch Südafrika und füllte weitere Speicherkarten und Filme mit Bildern.
    Die über siebenhundert K ilometer lange Eisenbahnstrecke endete in Plumtree, einer kleinen Grenzstadt in Simbabwe. Katrin besuchte das Kasino und den Markt der Stadt, auf dem viele aus Botswana gestohlene Rinder gehandelt wurden. Katrin fand die Stadt und die Menschen bedrückend, blieb trotzdem für einen Tag, sie war sich nicht sicher, wie sie ihre Reise fortsetzen wollte. Plumtree lag verkehrsgünstig im Schnittpunkt von mehreren Fernstraßen und hatte sogar so etwas wie einen Flughafen, seine Piste war allerdings nicht befestigt.
    Simbabwes Nachbarland Mosambik war nie Katrins Ziel gewesen, in diesem Staat war Portugiesisch die Amtssprache, d ie Katrin nicht beherrschte.
    In Sambia sprach man dagegen Englisch, das Land war lange Kolonie des britischen Imperiums gewesen. Katrin beschloss, ihre Reise durch Sambia fortzusetzen. Um dahin zu kommen, fuhr sie in einem der knapp vierhundert Wagons der National Railway of Zimbabwe in die Hauptstadt Harare und von dort über eine Stichstrecke nach Zave in der Provinz West-Maschonaland weiter. Hier endete die Eisenbahnverbindung und Katrin fuhr mit dem Bus nach Kafue, eine Stadt in Sambia, die am gleichnamigen Fluss lag. Bei der Busreise machte Katrin keine Abstecher, erst in Sambia nahm sie die Ausflüge wieder auf.
    Aber es fiel ihr immer schwerer sie zu unternehmen, mittlerweile musste sie sich dazu zwingen. Und zum Fotografieren musste sie sich auch zwi ngen. Mit vierundzwanzig Jahren hatte Katrin es noch nicht gelernt, ihre Arbeit mit dem Abstand zu verrichten, der nötig war, damit sie nicht unter den Eindrücken zusammenbrach. Afrika war ganz anders, als Katrin es sich vorgestellt hatte. Es waren nicht die Hitze am Tag und die Kälte in der Nacht und die schwierigen Bedingungen und der Schmutz. Das alles war anstrengend und machte Katrin zu schaffen, aber damit konnte sie sich arrangieren und klarkommen. Sie hatte sich mehr oder weniger gut darauf eingestellt und es erwartet, wenn auch nicht in einem solchen Ausmaß. Und sie hatte sich ziemlich schnell vom gewohnten Lebensstil einer Europäerin gelöst. Doch Katrin war nicht darauf vorbereitet gewesen, dem Ausmaß des Elends der Menschen zu begegnen. Dem Elend der Armut, der Waffengewalt, des Hungers und

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