Die Ratte des Warlords (German Edition)
seinen Vorgesetzten.
"Abudi ist nicht hier. Und du halt dich zurück ." Sobi sah ihn herrisch an. "Ich hatte noch nie eine weiße Frau. Wir nehmen sie mit", stellte er resolut klar.
"Sie haben schon vier Frauen" , sagte Kepler im letzten Versuch, bestimmt und gleichzeitig bittend. "Wozu brauchen Sie noch eine störrische Weiße?"
"Ich nehme sie mit", wiederholte Sobi deutlich.
Kepler hatte das Gefühl, dass der Major nur seinetwegen das Mädchen haben wollte. Er ließ einen Moment verstreichen und atmete tief durch.
"Nein ."
"Was?", brauste Sobi au f.
"Du hast es g ehört", erwiderte Kepler ruhig.
Zum ersten Mal duzte er seinen Vorgesetzten in Gegenwart anderer Milizen.
"Kepler", zischte Sobi wütend, "du ve rgisst dich."
"Nein, du tust das", gab Kepler zurück. "Wir haben Befehle."
Sobi blickte zu den Milizen. Kepler warf ebenfalls einen Blick auf sie. Noch sahen die Männer nur zu. Sie wirkten zwar angespannt, verhielten sich aber ruhig und abwartend.
Kepler wusste, dass er und Sobi eine Grenze überschritten hatten. Diesen Moment hatte er immer zu vermeiden versucht, aber jetzt war er eingetreten und Kepler wusste nicht, wie er die Situation bewältigen konnte. Er hoffte inständig, dass Sobi gleich wieder zur Besinnung kam. Wenn der Major es nicht tat, hieß es Flucht oder Tod, sowohl für Kepler selbst, als auch für das Mädchen.
Plötzlich schlug Sobi mit der Hand in sein Gesicht. Kepler reagierte reflexartig, aber die Faust des Majors streifte ihn trotzdem an der Schläfe und riss ihm die Brille vom Kopf. Sobi schien vor Wut blind zu sein, er schlug wieder wild zu. Kepler wich seinen Schlägen mühelos aus, drückte seine Knie etwas durch, nahm die Hände nach oben und griff selbst an. Mit zwei Handschlägen schickte er den Sudanesen zu Boden. Sobi knurrte, sprang auf die Füße und griff wieder an. Dieses Mal war ihr Zusammenprallen brutal. Sobi heulte wie ein wildes Tier und wedelte dermaßen schnell mit seinen Armen, dass sie in der Luft verschwammen. Kepler wich ihm wieder blitzschnell aus. Sein Gegenschlag in Sobis Brust war nun um einiges härter. Damit stoppte er den Major, duckte sich unter seine Arme, trieb ihm mit zwei Schlägen, die ihn taumeln ließen, die Luft aus der Lunge und schlug ihm mit dem Fuß über den Kopf hinweg mit der Sohle seines Stiefels ins Gesicht. Dann richtete er sich auf und drehte sich zweimal um die eigene Achse. In jeder Drehung schlug er mit dem Fuß gegen Sobis Kopf. Das machte er so schnell, wie er nur konnte, und erwischte den Sudanesen beide Male aufrecht stehend. Sobi taumelte, sein Gesicht blutete. Kepler versetzte ihm nach der zweiten Drehung einen wuchtigen Schlag in die Brust, sodass Sobi einen Meter nach hinten flog, bevor er auf dem Boden aufschlug.
Er sah Kepler mit völlig wahnsinnigen Augen an. In seiner Wut ignorierte er den Ausweg, den Kepler ihm offen ließ, damit er die Keilerei auf den Stress schieben könnte. Stattdessen zerrte Sobi seine Pistole aus dem Halfter.
Kepler war bereit gewesen, Sobi mit einem Schlag das Genick zu brechen, und seine Reflexe waren einfach besser und schneller. Sein Schuss traf Sobi in den Hals, als der Zeigefinger des Majors sich noch auf den Abzug legte.
Sobi schnappte röchelnd nach Luft, dann sah er Kepler ungläubig und erstaunt an, blickte auf seine blutüberströmte Brust, dann auf die Hand, als die Glock seinem kraftlosen Griff entglitt. Dann fiel er auf die Seite.
Eine Wahl hatte Kepler nicht mehr , er musste es schnell und endgültig zu Ende bringen. Sobi grunzte, als er den Fuß auf seinen Hals stellte und ihn auf den Boden drückte. Kepler sah in seine verdrehten Augen, die ihn hasserfüllt anblickten, dann richtete er seine Glock auf den Kopf des Majors.
"Fahr zur Hölle, Sobi ."
Er hob den linken Unterarm vors Gesicht, um sich vor Blutspritzern zu schü tzen und schoss. Die Kugel drang in Sobis Kopf an der Schläfe ein. Sobis Körper versteifte sich erst kurz unter Keplers Fuß, dann erschlaffte er.
Alle Mitglieder der Gruppe spürten das Unheil, das in der Luft lag, auch wenn sie die Unterhaltung des Weißen mit dem Sudanesen nicht verstanden. Katrin ahnte, dass sie der Grund der Auseinandersetzung war, obwohl ihr völlig unklar war, warum. Sie drehte den Kopf zu dem Spanier, der neben ihr stand. Der kreidebleiche Mann beantwortete ihren fast panischen Blick nur mit einem leichten Kopfschütteln, die beiden Soldaten sprachen viel zu schnell für ihn.
Als dem Weißen die Sonnenbrille
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