Die Ratte des Warlords (German Edition)
Blick sah Katrin eine Pistole in einem Halfter rechts an seinem Gürtel hängen, links ein Kampfmesser. Der Mann bewegte sich ruhig und gelassen, aber Katrin kam er trotzdem wie eine gespannte Triebfeder vor.
Der Weiße und die beiden Sudanesen gingen zu dem Milizen, der mit dem Fahrer sprach. Dieser konnte nicht so gut Arabisch, wie er es immer behauptete, und der Milize nicht so gut Englisch, obwohl es im Sudan die Bildungssprache war. Der Weiße hörte einen Augenblick lang zu, dann schüttelte er den Kopf.
"Wo haben Sie Arabisch gelernt?", fragte er wehleidig in gutem akzentfreiem Englisch. "Hören Sie auf, es tut den Ohren weh."
Der Fahrer entschuldigte sich hastig . Der Weiße winkte amüsiert ab.
"Sind Sie Spanier?", fragte er.
"Si", machte der Fahrer.
Der Weiße wechselte mühelos und sprach auf Spanisch mi t ihm weiter.
Anscheinend fragte er den Fahrer nach dem Zweck ihrer Reise , Katrin hörte einige Male das Wort Qurdud . Dann hob der Weiße die Hand und als der Fahrer verstummte, redete er mit dem Kommandeur, der zuvor aufmerksam in die Fenster des Busses geblickt hatte. Bis sein Blick auf Katrin verharrt war. Nun gab er eine Anweisung, worauf der Weiße überrascht widersprach. Der Sudanese riss den Blick von Katrin, sah den Weißen scharf an und wiederholte das Gesagte. Der Weiße zuckte die Schultern, nahm den Rucksack und das Gewehr ab und gab beides dem jüngeren Sudanesen, dann machte er die Fahrertür auf.
"Steigen Sie alle aus", sagte er verärgert.
Katrin krabbelte mit den anderen sieben aus dem Bus und stellte sich mit ihnen in einer Reihe davor auf.
"Ihre Pässe", befahl der Weiße.
Sie holten sie heraus. Der sudanesische Kommandeur schritt die Reihe ab, nahm jeden Pass an sich, blickte hinein, dann demjenigen ins Gesicht und gab den Pass anschließend zurück. Als er bei Katrin angelangt war, dauerte die Prozedur länger. Der Mann starrte sie so massiv an, dass sie ihren Blick senkte, sogar ein wenig den Kopf. Schließlich gab der Sudanese ihr den Pass zurück.
32. Kepler hatte schon lange keine Frau mehr gesehen, die er wirklich gerne ein zweites Mal anschauen würde. Solange Sobi seine Show abzog, musterte Kepler die Europäerin. Sie war genauso groß wie er, sehr schlank und hatte eine von Natur aus etwas dunkle Haut. Ihre blauen Augen und die hellen, weizengelben Haare stellten einen ungewöhnlichen Kontrast dazu dar. Ihr Gesicht war kantig, die Wangen etwas eingefallen, sie hatte eine hohe Stirn und leicht hervorstehende Wangenknochen. Sie wirkte graziös, trotz ihrer verblichenen Jeans und der weiten Bluse, die auch sehr benutzt aussah. Alles an ihr sah gut aus, ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Figur. Und die Summe, das Zusammenspiel all dieser Elemente, war wie eine stimmige Melodie oder ein perfektes Puzzle. Sie war hinreißend. Sogar ihr leicht schielendes rechtes Auge minderte diesen Eindruck nicht. Es unterstrich ihn eher, gab ihrem Aussehen eine Note oder einen Akzent.
Kepler bemerkte die überraschten Blicke der Frau, die sie auf ihn warf. Es war nicht verwunderlich. Er war weiß und Angehöriger e iner hiesigen Miliz, das war ungewöhnlich. Kepler blickte unverhohlen auf die Frau, sie konnte seine Augen hinter der dunklen Brille nicht sehen. Nichtsdestotrotz, seinen Blick schien sie wahrgenommen zu haben, sie wurde noch nervöser. Kepler blickte zu Sobi. Der Major hatte den boshaften Funken in den Augen, den er in letzter Zeit immer öfter bekam, wenn er direkt mit ihm zu tun hatte. Sobi gab dem letzten Spanier dessen Pass zurück und sah die Reisenden langsam einen nach dem anderen an. Sie fühlten sich sichtlich unwohl unter seinem Blick und schauten zur Seite, sobald Sobi sie anblickte. Die Frau sah nur kurz auf, als sie den Blick des Sudanesen auf sich spürte, dann blickte sie wieder zu Boden.
Kepler fühlte förmlich, wie sich Angst in ihr ausbreitete und ging zu Sobi.
" Wir haben sie kontrolliert", sagte er beiläufig. "Machen wir weiter."
"Richtig ." Sobi blickte ihn nicht einmal an, sondern starrte nur auf das Mädchen. "Sag ihnen, sie können fahren."
Kepler machte den Mund auf.
"Die Frau bleibt hier", fügte Sobi hinzu.
Kepler machte den Mund wieder zu. Er sah Sobi an, der kurz zurückblic kte.
"Wieso das?"
"Weil ich es so will", erwiderte der Major lasch.
Kepler kannte diese Gleichmütigkeit. Sie war ein Anzeichen für das auf dem Fuße folgende Au srasten.
"Der General hat deutlich angewiesen, solche Leute ziehen zu lassen", erinne rte Kepler
Weitere Kostenlose Bücher