Die Ratte des Warlords (German Edition)
zu verstehen.
"Ja", antwortete er nicht minder deutlich.
"Dann werde ich tun , was Sie sagen."
"Gut ." Abudi klang erleichtert, dann wurde sein Ton geschäftsmäßig. "Geben Sie mir einen von den Männern. Dann lassen Sie die Europäer gehen und kommen sofort zurück. Nehmen Sie Sobi und seine Sachen mit, sein Telefon und seine Waffe gehören jetzt Ihnen. Los."
"Jawohl , Sir."
Kepler blickte auf die Männer, entschied sich für den Scharfschützen und hielt ihm das Iridium hin.
"Baris, d er General will mit dir reden."
Während Baris mit Abudi sprach, steckte Kepler Sobis Glock und Ersatzmag azine ein, sowie die Schlüssel von seinem Jeep. Dabei beobachtete er die Milizen aus dem Augenwinkel und hielt die Glock bereit.
Als Baris fertig war, streckte Kepler sofort die Hand aus. Baris sagte einige Worte zu den anderen, dann lief er zu Kepler und gab ihm das Telefon. Abudi hatte schon au fgelegt und Kepler steckte das Iridium ein.
"W as sind Ihre Befehle, Sir?", fragte Baris respektvoll.
Was auch immer der General dem Milizen gesagt hatte, die Anrede b edeutete einiges. Dass Baris Kepler plötzliche siezte, und dass die anderen ihn selbstverständlich in Erwartung eines Befehls anblickten, bedeutete, dass die Männer ihn als ihren Kommandeur als logische Folge der Ereignisse sofort akzeptiert hatten.
Nicht nur ihr Respekt vor ihm, auch die Tatsache, dass sie in den Jahren zuvor nur wenige Sätze mi teinander gewechselt hatten, machte es den Männern um einiges einfacher. Kepler selbst ebenso. Er nickte erleichtert.
"Fertigmachen, wir rücken ab", befahl er .
Als er den Blick auf die Frau richtete, senkte sie den Kopf. E r ging zu ihr und sah, dass auf dem Pass, der in ihren Händen zitterte, der Bundesadler prangte.
" Bist du okay?", fragte er.
Sie sah verstört kurz auf. Aber die Muttersprache schien sie zu beruhigen. Sie atmete durch und ihre Verkrampfung schien sich zu lösen. Sie nickte.
Kepler blic kte die Spanier an.
"Holen Sie ihre Sachen aus dem Bus raus", befahl er einem. "Du kommst mit uns", sagte er wieder auf Deutsch zu der Frau. "Gib mir deinen Pass."
"Wieso?", erschrak sie.
Ihre Stimme war trotz der Angst erstaunlich stark und melodisch. Während sie ihn wieder beinahe panisch anblickte, nahm er ihr das Dokument aus den Händen, warf einen Blick hinein und steckte es in die Tasche.
"Keine Angst, dir passiert nichts", versuchte er sie zu beruh igen. "Du kommst mit, es muss sein. Ich bringe dich nachher zu einem Flughafen." Er sah zum Spanier. "Ihre Sachen – hierhin",", erinnerte er. "Sofort. Hierhin."
Er deutete mit der Glock neben sich und der Mann huschte zum Bus. Kepler richtete den Blick auf die Frau. Sie sah seine mit feinen Blutspritzern übersäte Kleidung an und rührte sich nicht. Kepler fasste sie am rechten Unterarm.
"Ich habe deinetwegen eben einen Mann getötet", sagte er hart. "Glaubst du, ich lasse zu, dass dir etwas passiert? Du musst nur für ein paar Tage mitkommen, das ist alles. Also bitte."
Der Spanier kam mit einem Koffer um den Minibus herum. Er lief hastig zu Kepler und stellte den Koffer neben ihm ab. Die anderen standen reglos da und sahen ihn mit bleichen Gesichtern abwartend an.
"Ihr fahrt weiter", sagte Kepler ihnen auf Spanisch, "sie kommt in einigen T agen nach. Macht keinen Aufstand darum", befahl er nachdrücklich. "Hält euch einer an, sagt ihm, Sobi und Joe hätten euch schon kontrolliert."
E r sah die Männer nacheinander an. Alle vier nickten ergeben.
" Verschwindet."
Kepler drehte sich um und zog die Frau mit. Widerstrebend machte sie einige Schritte hinter ihm her. Als der Motor des Busses ansprang, drehte sie sich um und blickte dem wegfahrenden Fahrzeug nach. Kepler konnte sehen, dass sie mit den Tränen und der Angst kämpfte. Er zog an ihrem Arm, bis sie ihn ansah.
"Ich bringe dich bald nach Hause", versprach er. "Und jetzt komm."
Sie sah ihn durch die Tränen an und biss auf die Unterlippe. Ihr Kinn zitterte, sie senkte den Kopf, dann nickte sie wortlos. Mit leid überschwemmte Kepler beim Anblick des schutzlosen Mädchens, das einem Mann vertrauen musste, der kurz zuvor brutal einen anderen Mann vor ihren Augen getötet hatte.
"Packt Sobi in seine Sachen ein", wies er die Milizen an. "Nimm deinen Ko ffer", sagte er der Frau und nickte ihr zu. "Alles wird gut."
Sie fasste den Griff des Koffers. Alle warteten, bis einer Sobis Kopf in dessen Jacke eingewickelt und die Leiche auf seine Schulter gewuchtet hatte.
33. Die Milizen
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