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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Augen leuchteten plötzlich auf.
    "Wisst ihr noch was wir damals gemacht haben, wenn Oma Nachtschicht hatte? Jens hatte immer Geschichten erzählt, von edlen Rittern, die kleine Prinzessinnen retteten." Sie lächelte. "Die hießen immer Sarah."
    Kepler hörte deutlich das Träumerische in ihrer Stimme.
    "Bin eben von dir besessen", gab Jens umgehend zu. "War ich schon immer."
    "Ist das herrlich schön", schwärmte Sarah noch mehr. "Erzähl uns jetzt wieder eine", bat sie. "So als Wiedersehensfe ier."
    "Okay", meinte Jens vergnügt, dann warf er einen schelmischen Blick auf seinen kleinen Bruder. "Die handelt aber nicht vom Kampf mit Drachen."
    "Wovon denn?", fragte Sarah angespannt.
    "Hört zu", begann Jens. "Es war vor langer, langer Zeit. In einem Land ganz weit von hier gab es eine Prinzessin namens Sarah. Sie war eine Wucht. Wenn die Physik nicht wäre, würden weder die Sonne noch der Mond mehr aufgehen, geschweige denn die ganzen anderen unwichtigen Sterne, so schön war sie. Sarah hätte jeden Mann haben können, aber sie war in einen Vagabund niedersten Standes verknallt und sie weigerte sich deswegen, einen hässlichen alten Grafen zu heiraten. Ihr Vater, der König, ein widerlicher Tyrann übrigens, hatte sie deswegen auf einer einsamen Insel in eine Burg gesperrt, wo ihr nur drei widerliche alte Schachteln als Zofen dienten. Der Vagabund, der von der Prinzessin geradezu besessen und deswegen krank vor Liebe war, suchte im ganzen Königreich nach ihr. Er aß und trank nicht, er schlief nicht, er rannte nur herum und suchte sie. Schließlich, nachdem er einen Kammerdiener entführt und ihn brutal verhört hatte, wusste er Bescheid. Er machte sich auf den Weg zum Meer und wartete am Ufer, bis es dunkel war. Dann schwamm er in der Nacht die hundertvierzehn Kilometer bis zur Insel in einem Stück durch..."
    "Oh je", machte Sarah.
    "Da kannste mal sehen", bestätigte Jens. "Er kletterte mit bloßen Händen den Turm hoch, schlich sich hinein und suchte das Gemach der Prinzessin auf. Die beiden hatten sich sehr, wirklich sehr doll vermisst..."
    Wenn die Ke pler-Brüder etwas einte, dann war es die Faszination für das Weibliche. In Jens' Geschichte fehlten nicht mal solche Einzelheiten wie der Brustumfang der Prinzessin in Millimetern und andere winzige Details.
    Kepler grinste in die Dunkelheit. Wenn Jens in der Stimmung zum Erzählen war, hatte man nahezu plastische Bilder vor Augen.
    Das Kino in Keplers Kopf dauerte zwei Minuten an, dann verstummte Jens.
    Als Kepler noch klein war, hatten sein Bruder und Sarah ihn mit gegenseitigen Beweisen ihrer Liebe regelrecht terrorisiert. Kaum war Oma außer Sicht gewesen, waren die beiden sofort übereinander hergefallen. Sie mochten sich schon immer sehr gern. Und sie mochten es anscheinend, Kepler damit zu reizen.
    So auch jetzt. Nur Augenblicke später wurde es deutlich hörbar, dass sein Bruder und Sarah sich den Tag über auch sehr vermisst hatten.
    Kepler starrte durch die Du nkelheit zu ihnen rüber und vergewisserte sich.
    "Törnt es euch noch mehr an, wenn ich daneben sitze und zug ucke?", fragte er dann bekümmert. "Schon wieder oder immer noch?"
    Sarah hörte auf, seinen Bruder abzuknutschen und sah zu ihm. Sogar im Dunkeln sah er ihre Augen glitzern.
    " Na dann geh doch", entgegnete sie schadenfroh.
    "Tolle Wi edersehensfeier das", beklagte Kepler sich. "Viel Spaß noch."
    Sollten die beiden machen , wozu sie Lust hatten, er wollte sie dabei nicht stören. Er ging in sein Zimmer und legte sich aufs Bett. Er konnte lange nicht einschlafen, lag einfach nur da und starrte in die Dunkelheit.
    Erinnerungen tauchten vor ihm auf und zogen fast greifbar an ihm vorbei.

5. Er war sechs gewesen, als seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, als sie ein Geburtstagsgeschenk für ihn besorgen wollten. Er konnte sich noch immer an den Polizisten erinnern, der mit Tränen in den Augen Jens und ihm ungeschickt erklärte, dass ihre Eltern tot waren. Auch an Omas Gesicht, als sie einige Stunden später leichenblass in die plötzlich gähnend groß und leer wirkende Wohnung kam, um sie abzuholen, erinnerte Kepler sich deutlich.
    Die Eltern seiner Mutter hatten ihn und Jens aufgenommen und alles g etan, um ihnen über den Verlust der Eltern hinweg zu helfen. Aber Opa zerbrach am Tod seiner Tochter und starb nur ein Jahr später, Oma musste die Brüder allein großziehen. Sie war als Krankenhausärztin sehr eingespannt gewesen, aber für ihre Enkel war sie eine Mutter

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