Die Ratte des Warlords (German Edition)
Kobi mit der MP5 in den Händen.
Sie lagen so da und hörten schweigend dem Toben auf der Straße zu. Dann senkte sich allmählich die Dunkelheit auf die Stadt herab.
Kepler und Kobi blieben noch drei Stunden liegen, obwohl es für Kobi eine Qual gewesen war. Schließlich, als das Lärmen draußen weniger wurde und die Stadt wieder vollständig im Dunkeln lag, erhob Kepler sich.
"Warte", rief er leise, als Kobi aufsprang und sogleich die Tasche schultern wollte. "Lauf erst ein wenig herum, du Idiot. Wir haben Stunden nur gelegen."
Er machte einige Dehnübungen, um seinen Kreislauf anzuregen, und Kobi machte sie ihm nach. Danach gingen sie zur Dachluke und öffneten sie. Kepler fluchte lautlos, als er Stimmen im Haus hörte. Er deutete Kobi, die Luke leise zu schließen, zog seinen Rucksack an sich und kroch zur Brüstung an der der Straße abgewandten Seite des Hauses.
Überall lugten aus der Brüstung verrostete Enden von Bewehrungsstahldrähten aus dem Beton. Kepler holte ein dünnes Nylonseil aus dem Rucksack, knüpfte einen Palstek und befestigte den Knoten an zwei Stahlstiften. Danach wickelte er das Seil zweimal um den rechten und warf das Seil über die Brüstung.
"Warten wir nicht, bis sie weg sind und gehen dann durchs Haus?", fragte K obi, der sein Tun misstrauisch und ablehnend betrachtet hatte.
"Nein", antwortete Kepler in einem Ton, der keine Diskussion au fkommen ließ und schulterte die Tasche mit dem AWSM. "Nimm den Rucksack und komm her." Sobald Kobi bei ihm war, nahm er das Seil in die Hände. "Sichern."
Kobi sah herunter.
"Okay", sagte er nach einigen Sekunden, "alles frei."
Kepler stieg über die Brüstung und lief die Wand rückwärts herunter. Auf der Erde angekommen, riss er die Glock heraus und sah sich um. Alles war ruhig.
"Kobi", rief er leise, "komm."
Der Milize kletterte herunter. Als er neben ihm stand, peitschte Kepler das Seil, bis sich die Schlingen lösten, dann zog er daran. Die Kraft wirkte jetzt wegen der beiden Stifte quer zur Schlaufe, der Palstek gab der Ringbelastung nach und öffnete sich. Das Seil fiel leise an der Wand raschelnd herab.
"Wow", sagte Kobi beeindruckt, dann stutze er verlegen. " Oh ne, wir haben die Hülse da oben vergessen."
Er sah an Kepler vorbei. Kepler rechnete es ihm hoch an, dass er Plural und nicht Singular benutzt hatte, und klopfte ihm auf die Schulter.
"Wir haben sie dagelassen", korrigie rte er.
"Extra?", wunderte Kobi sich.
Dann lächelte er, als er den Sinn dieser Tat begriff und sah Kepler mit Anerkennung an. Kepler zwinkerte ihm zu, dann setzten sie sich in Bewegung.
Diesmal hielt Kepler auf dem ganzen Weg die schallgedämpfte Glock in den Händen , während sie durch die Nacht schlichen. Er widerstand dem Drang schneller zu gehen, als sie an dem Haus vorbeigegangen waren, aus dem sie gestern die Kneipe beobachtet hatten. Vorsichtig und sich stetig umblickend bewegten sie sich weiter. Matus Männer waren zwar nicht besonders eifrig bei der Suche nach ihnen, aber wenn sie sie in die Hände kriegen würden, dann würden sie ihren Anführer bestimmt geziemend rächen.
A ls sie die letzten Häuser der Stadt hinter sich hatten, steckte Kepler die Glock ein. Ab da gingen er und Kobi schneller und drehten sich nicht mehr so oft um.
Der Marsch bis zum Dorf dauerte drei Stunden. Als sie dort ankamen, warteten die drei Männer im Hof an einem Feuer sitzend. Kepler warf einen Blick auf den Mercedes. Neben dem Auto standen die vier Kanister. Er ging an den Männern vorbei und trat leicht dagegen. Die Kanister waren voll. Kepler stellte die Gewehrtasche an den Wagen, drehte sich zu den aufgestandenen Männern um, holte ein dickes Bündel Geld heraus und gab es dem ältesten der drei.
"Danke euch. Kobi, pack die Sachen ein."
Sein Untergebener schloss das Auto auf. In diesem Moment traten fünf weitere Männer in den Lichtkreis.
"Lass deine Täschchen einfach da liegen", schlug einer mit unverhüllter Drohung in der Stimme Kobi vor.
" Wir arbeiten für Abudi", sagte Kepler ruhig.
Der Mann, der im Widerschein des Feuers wie ein riesiges Tier au ssah, stierte ihn mit wildem Blick an und holte eine Machete hinter dem Rücken hervor und probierte melancholisch die Schärfe der Klinge mit einem Finger, während er an Kepler trat. Seine Begleiter zogen aus ihren Jacken Pistolen hervor.
"Abudi ist nicht hier", eröffnete der Anführer.
"Das ist offensichtlich" , erwiderte Kepler erstaunt. "Und?"
"Hier sage ich, wo es langgeht", kl äffte
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