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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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bleiben.
    Mit dem All kannte er sich fast so gut wie mit Waffen aus. Gemächlich ordn ete er den Sternen ihre Namen zu. Die Existenz eines Menschen war verglichen mit dem ewigen Kosmos verschwindend klein, kleiner als der Unterschied subatomarer Teilchen im Vergleich zum Menschen. Weil diese Teilchen eine sinnvolle Aufgabe hatten. Kepler jagte den Gedanken davon. Er legte das Fernglas beiseite und horchte in die Umgebung. In der Nähe war alles ruhig, es schien keine Gefahr zu geben. Kepler suchte wieder nach alten Bekannten am Himmel.
    Vier Stunden später weckte er Kobi und schlief mit der Glock in der Hand ein.
    Eine Stunde vor Sonnenaufgang wachte er auf. Nach Anbruch der Morge ndämmerung schickte er Kobi das Dach inspizieren.
    "Da sind ein Tisch und ein paar Stühle", berichtete er bei der Rückkehr.
    Kepler verzog angewi dert die Stirn.
    "Aber alles ist sehr staubig und voll mit Vogeldreck", meinte Kobi entwarnend. "Es war schon lange niemand hier."
    "Wollen wir hoffen", sagte Kepler. "Sonst haben wir uns selbst ein Ei g elegt."
    Er kroch selbst hin, um sich zu vergewissern. Kobi hatte Recht, die Sachen s ahen vergessen und lange nicht mehr benutzt aus. Beruhigt kehrte Kepler zurück.
    E r und Kobi schliefen abwechselnd bis zum Mittag. Zwischendurch tranken sie und aßen die mitgenommenen Schokoladenriegel aus den Feldpaketen. Kepler wies Kobi an, die Schokolade langsam und gut durchzukauen, damit der Körper den Zucker und die Nährstoffe gut aufnahm. Abgesehen davon versuchten sie sich so wenig wie möglich zu bewegen, obwohl ihre Körper vom Liegen wehtaten. Die Brüstung des Daches war nur zehn Zentimeter hoch, und seit es hell geworden war, war es zu gefährlich, sich anders als ausschließlich auf dem Bauch zu bewegen. Aber sie konnten zum Urinieren nach hinten kriechen, weder Kepler noch Kobi wollten in die Hose pinkeln. Die Zeit zog sich dahin.
    Die Stadt unter ihnen war am Tag ganz anders als in der Nacht. Sie hörten Kinder lachen und schreien, Frauen keifen, Verkäufer r ufen. Zur Mittagszeit hörten sie immer mehr Mopeds knattern. Einmal hörten sie einen Schuss.
    An dieser Stelle beschloss Kepler mit den Vorbereitungen anzufa ngen. Sie krochen an die Dachkante heran. Kobi visierte mit dem Fernglas die Kneipe an.
    "Siebenhundertdreiundsiebzig Meter", flüsterte er. "Der Eingang ist gut ei nsehbar. Den Wind kann ich nicht genau einschätzen. Müsste aber schwach sein."
    Kepler reichte ihm das Foto ihrer Zielperson. Während Kobi sich Matus Gesicht einprägte, kroch Kepler dahin, wo der Tisch stand. Dort legte er sich auf den Rücken, kippte den Tisch um und trat ihm die Beine ab. Das Holz war alt und ausgetrocknet, es brach leicht. Kepler kroch vorsichtig zurück, den Tisch hinter sich herziehend. Zwei Meter vor der Brüstung legte er sich auf die Tischplatte. Durch die leichte Erhöhung konnte er jetzt gut auch von hier aus hinausblicken. Kobi beobachtete ihn fragend bei seinen Machenschaften.
    "Der Lauf soll nicht über die Brüstung herausragen", erklärte Ke pler.
    Kobi hörte etwas und sah über die Brüstung.
    "Ich glaube, er kommt", flüsterte er.
    Kepler sah hin. Ein alter verbeulter Peugeot mit verschiedenfarbenen Kotfl ügeln und gerissener Frontscheibe rauschte an die Kneipe heran. Matu stieg aus dem Wagen so, als ob es eine Staatskarosse wäre, und sah sich geradezu majestätisch um. Verhaltene Zurufe von einigen Umstehenden erschallten. Matu winkte ihnen erhaben zu und verschwand selbstzufrieden in der Kneipe.
    Kepler zog die Tasche zu sich, legte sich auf die Seite und nahm das G ewehr heraus. Er schraubte den Schalldämpfer an den Lauf, dann richtete er das Gewehr aus. Er hatte es schon gestern durchgeladen, so konnte er jetzt das Bewegen des Repetierhebels vermeiden. Er öffnete die Kappen des Zielfernrohres und sah hindurch. Es ärgerte ihn, dass die Frauen keine langen Haare trugen, als er auf einige Mädchen sah, die neben dem Eingang zur Kneipe standen. Er suchte nach etwas anderem, das ihn über die Windverhältnisse aufklären könnte. Ein kleiner Fetzen alten Stoffes, der sich an einem rostigen Gebilde verfangen hatte, erlaubte ihm einige Rückschlüsse auf die Luftbewegungen zwischen den Häusern. Das Ding war allerdings etwa zehn Meter von der Kneipe entfernt.
    "Achtung", flüsterte Kobi.
    Matu kam wieder aus der Kneipe und präsentierte sich förmlich im Eingang.
    "Chef, du kannst", hörte Kepler das aufgeregte Flüstern seines Einwe isers.
    "Zu früh", gab er sachlich

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